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Games: Lohnt sich das Spielen auf Privat Servern?

Von Christian Liebert - Special vom 08.06.2015 10:26 Uhr

Neben den offiziellen, oft kostenpflichtigen, Servern eines Onlinespiels, ist die Fangemeinde im Internet nicht selten auch bestrebt, sich selbst daran zu machen, ein eigenes Spielerlebnis zu bieten. Die Privat Server, oder auch „Freeshards“ genannt, gehören mit zum Genre der MMOs, ebenso wie Hackscripts oder Botting-Tools. Dabei ist die Szene immer noch weitaus größer als man denkt, selbst wenn kostenlose Onlinespiele den Bedarf an diesem Service ziemlich eingedämmt haben. Doch bietet die alternative Heimat hier und da auch einige Vorteile, wenn gleich die Qualität der Server meist zu wünschen übrig lässt.

Was sind Privat Server?

Wie der Name es schon vermuten lässt, sind Privat Server eben jene, die nicht vom eigentlichen Anbieter des Spiels (meist MMOs), sondern aus den Reihen der Spielerschaft zur Verfügung gestellt werden. Ermöglicht wird das durch sogenannte Emulatoren – also Programme, die einen echten MMO-Server imitieren. Diese werden meist von den Fans selbst programmiert und dem offiziellen Spiel nachempfunden. Der Grundgedanke dahinter ist zum einen der Drang vieler Hobby-Entwickler, ihr Können auf die Probe zu stellen, und natürlich auch die Idee der Fans, einen eigenen Server zu haben, der nicht an monatliche Gebühren geknüpft ist.

Gerade in der Hochzeit des Abo-Modells sprossen diese Projekte wie Unkraut aus dem Boden. Ist ja auch verständlich: Ebenso wie der Werdegang der Free2Play-MMOs waren auch die Freeshards ein Ergebnis des Unmuts über regelmäßige Kosten für ein Onlinespiel. Gerade zu World of Warcraft gibt es unzählige solcher Alternativen und ganze Privat-Server-Communitys mit je mehreren Tausend Nutzern.

Ist das überhaupt legal?

Die große Preisfrage, die schon seit jeher in der Szene der Freeshards gestellt wird. Dabei ist eine klare Aussage eher schwer zu treffen. Grundlegend ist es natürlich nicht im Sinne der Entwickler, dass ihr Produkt raubkopiert und sogar Gewinn damit erwirtschaftet wird. Viele Privat Server bieten nämlich als „Spenden“ getarnte Item-Shops an, in denen sich Spieler Ingame-Boni erkaufen können – ebenso wie bei einem Free2Play-MMO. Der Unterschied ist, dass diese Games vom Konzept her eigentlich gar nicht für diese Option ausgelegt sind.

Da der Anbieter eines Privat Servers keine Rechte an einem Titel hat, ist so ein Freeshard natürlich in diesem Sinne illegal. Es gibt aber wie so oft juristische Schlupflöcher, in denen man sich winden kann. Der Volksmund spricht dabei von einer „Grauzone“.

So muss ein Publisher nämlich vorab genau definieren, welche Rechte er dem Besitzer eines Spiels einräumt und dabei ist es oft so, dass lediglich Modifikationen am Client sowie die piratische Verwendung der Original-Server-Software verboten sind. Wenn Fans aber selbst einen Server programmieren und keine Veränderungen am Spiel vornehmen, sind sie rechtlich schwerer belangbar. Das entspricht in etwa demselben Schema wie bei gängigen Mods.

Mit dazu kommen noch diverse Gerüchte, wie zum Beispiel, dass Blizzard nur WoW-Server abstrafen würde, die per Donations Geld einnehmen – wie seiner Zeit ScapeGaming, die mit einer Geldstrafe von satten 88 Millionen verurteilt wurden. Ebenso soll NCSoft angeblich Privat Server zu Lineage 2 akzeptieren, solange die Betreiber nicht die echten Server-Programme nutzen. Wirkliche Publisher-Aussagen dazu findet man aber keine. Die große Zahl der P-Server und ihre langjährige Laufzeit, trotz riesiger Community, zeigt aber, dass viele Publisher gerne ein Auge zudrücken.

Erlebnis wie auf einem echten Server?

Und das mit dem zugedrückten Auge hat sicherlich auch einen Grund: Die Qualität der Privat Server. Wenn Fans nämlich nicht gerade eine geleakte Originalsoftware in die Hände bekommen, was bei asiatischen MMOs immer wieder der Fall ist, sind die Server der Marke Eigenbau oft in Sachen Funktionalität weit hinter den Offiziellen. Das liegt einfach daran, dass deren Entwickler eben alles von Hand und ohne Bauplan nachempfinden müssen. Dies ist ein schwieriger Prozess und leider auch eine Sisyphosaufgabe.

So gibt es zu World of Warcraft lediglich gut funktionierende Privat Server für die Ur-Version des Spiels, ohne Erweiterungen. Alles, was nach Vanilla kam, funktioniert nur teilweise – wenn auch mittlerweile durchaus spielbar. Will man aber Mists of Pandaria, oder sogar Warlords of Draenor, genießen, wird man auf Freeshards keine große Freude erleben. Bugs, Abstürze und fehlende Features an jeder Ecke. Dieser Fakt spielt Blizzard natürlich gut ins Blatt, denn wer ernsthaft WoW auf aktuellem Niveau spielen will, kommt nicht um den offiziellen Server herum.

Anders ist es aber auf den bereits erwähnten Servern mit geleakter Original-Software. Diese erhalten die P-Server-Betreiber oftmals aus Hacker-Quellen oder wenn ein Publisher nicht vorsichtig genug ist und ein Mitarbeiter die Tools heimlich ins Netz lädt. Was aber einfach klingt, ist es letzten Endes nicht. Der Struktur eines Originalservers ist ähnlich der eines Betriebssystems. Hier muss harte Software verwendet werden, während Freeshards in der Regel eher auf OpenSource setzen. Ebenso gibt es keine wirklichen Anleitungen für die Verwendung sowie die Einstellung und ohne Quellcode auch kaum Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.

Warum dann überhaupt auf einem Freeshard spielen?

Obwohl offizielle Server demnach gemütlicher sind, gibt es doch Gründe, die Privat Server interessant machen. Abgesehen vom offensichtlichen Faktor „Geld“ bietet sich ein Vorteil, zum Beispiel wenn das MMO bei uns noch nicht oder nicht mehr verfügbar ist. Im Fall von Blade & Soul, das zwar in diesem Jahr bei uns erscheinen wird, konnten viele Fans über Jahre hinweg nur Freeshards nutzen, um das Onlinespiel zu zocken.

Auch die Modifikations-Möglichkeiten bieten einen Mehrwert. So verzichten einige P-Server auf die reguläre Levelgrenze und stellen eigene Inhalte wie Items, Quests und teilweise ganz eigene Features zur Verfügung. Andere reduzieren ein MMO auf seinen Kern und geben jedem Spieler von Anfang an einen Max-Level-Charakter, damit diese gleich ins Endgame übergehen können. Der Begriff „Funserver“ definiert einen Typ Freeshard, der gemein hin nichts mehr mit dem eigentlichen Spiel zu tun hat und Content bietet, der zum Zwecke der Bespaßung dient.

Nicht mehr wirklich legal, aber sehr spannend, sind vor allem die Custom-Server, die z.B. eine eigene Erweiterung für World of Warcraft samt neuer spielbarer Völker und Klassen anbieten. Dafür muss allerdings einiges am Client verändert werden, was definitiv nicht erwünscht ist.

Wie komme ich an einen Privat Server?

Eine kurze Eingabe bei Google spuckt einem sofort alle nötigen Informationen aus, die man zu Freeshards benötigt. Angefangen von populären und gut besuchten Servern, bis hin zu Communitys, die sich mit der Software-Entwicklung auseinandersetzen. Die Installation ist für jemanden mit mittleren PC-Kentnissen schnell verstanden und für ganz Eilige gibt es sogar so genannte „Repacks“, die einen Server per Knopfdruck hochfahren. Wenn ihr euch zum Beispiel für World of Warcraft interessiert, sind die Programme „Mangos“ und „TrinityCore“ ein guter Anlaufpunkt. Aber bedenkt: Die Rechtsfrage ist nicht völlig geklärt und im eigentlichen Sinne seid ihr damit Piraten. Wenn überhaupt, lohnen sich solche Emulatoren nur für private Testzwecke. Wer ein ordentliches MMO-Erlebnis möchte, wie es von den Entwicklern gedacht ist, sollte weiterhin auf einem offiziellen Server spielen.

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