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Anthem: Entwickler haben Angst, weil Spieler und YouTuber zu viel Druck ausüben

Von Wladislav Sidorov - News vom 24.01.2018 20:48 Uhr

Die Entwickler von Anthem zeigen sich besorgt über den steigenden Druck durch Spieler. Die Lootboxen-Kontroverse bei Star Wars Battlefront 2 trug dazu bei, dass ganz Electronic Arts als negativ angesehen wird. Das Fiasko rund um die Entwicklung von Mass Effect Andromeda tat sein übriges.

Mit Anthem wagt sich BioWare in ein für das Studio bislang unbekanntes Territorium. Innerhalb des Unternehmens zeige man sich deshalb besorgt über den anhaltenden Druck durch Spieler: Beleidigungen, Anschuldigungen und interne Probleme würden mehrere Mitarbeiter beängstigen, berichtet Kotaku.

BioWares jüngste Historie ist alles andere als golden: Die Veröffentlichung von Mass Effect Andromeda sorgte für einen regelrechten Hass gegenüber dem Studio, obwohl ein Großteil der Mitarbeiter nicht einmal beteiligt war. BioWare teilte sich bis zuletzt in zwei Studios auf: Das Hauptteam sitzt in Edmonton, die Zweitmannschaft arbeitete in Montreal. Letztere wurde im vergangenen Jahr aufgelöst.

Das Hauptteam arbeitet bereits seit 2012 an Anthem, während das Zweitteam bis zur Auflösung an Mass Effect werkelte. Anthem ist das erste neue Franchise von BioWare seit mehr als acht Jahren und bricht die bisherige Singleplayer-Tradition des Studios auf – der wird zwar vorhanden sein, ein kooperativer Multiplayer-Modus weist aber eher den Konkurrenzgedanken zu Destiny auf.

Hass, Warnungen und kritische Vorbilder

Sämtliche Elemente, die in Anthem vorgestellt wurden, stehen auf die eine oder andere Weise im Kreuzfeuer der Kritik: Online-Multiplayer schreit regelrecht nach Mikrotransaktionen (die es in Anthem übrigens geben soll), das gesamte Konzept wurde mit Destiny 2 auf absurde Art und Weise ruiniert, eine Open-World wird immer besonders kritisch begutachtet. Destiny 2 ist besonders problematisch: Der Shooter wird durchaus zurecht aufgrund seiner wenigen Inhalte, schlechten Kommunikation mit den Spielern und im Vergleich zum Vorgänger wiederholten Fehlern kritisiert.

Hinzukommt der Hass gegenüber Publisher EA, der in Folge der Lootboxen-Kontroverse in Star Wars Battlefront 2 entstand. Wochenlang hagelte es Beledigungen, Beschimpfungen und Drohungen gegenüber dem Unternehmen, teils auf völlig überzogene Art und Weise.

Die Kontroverse sorgte auch dafür, dass Spieler und große YouTuber vorab vor Anthem warnten. Das Spiel würde ebenfalls eine Katastrophe werden, sagten viele. Man müsse mit tausenden Mikrotransaktionen und Lootboxen rechnen, erzählen die anderen. Das Gameplay sei generisch und könne nur langweilig werden, meinen weitere. Einen Beweis dafür erbringt keiner, blankem Hass und Misstrauen muss sich BioWare dennoch aussetzen.

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Mitarbeiter sind verzweifelt und verängstigt

Bei den Mitarbeitern sorge dieser Hagel an bislang nicht einmal gerechtfertiger Kritik für Angst, Motivationsverlust und Verzweiflung. Die Entwickler wüssten nicht, wie sie jemals den Anforderungen der Spieler gerecht werden könnten – egal, was man mache, man würde auf ewig mit dem Bösen assoziiert werden. Spieler neigen nicht selten zu überzogenen Kampagnen, die aus Entwicklern und Publisher Figuren des Satan machen. EA bekam einst die Auszeichnung für das schlimmste Unternehmen der USA – obwohl BP einige Zeit zuvor eine Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko auslöste, Nestle weltweit Wasser in den ärmsten Regionen der Welt abzapft und Rüstungslieferanten regelmäßig Regularien umgehen, um Diktatoren und Kriegstreiber zu beliefern.

Hinzu komme, dass einige YouTuber für Klicks und Aufmerksamkeit dramaturgische Szenarien entwickeln, um das Narrativ aufrecht zu erhalten. Wer einen neuen Aufreger liefert, kann sich über neue Zuschauer und viel Zustimmung freuen. Mit positiven Aspekten kann heutzutage kaum noch jemand punkten. Die Folgen sind ihnen egal: Während der Battlefront-Kontroverse war sich keiner zu schade, um zahlreiche Lügen zu verbreiten. Das wurde dann weitergetragen und ging auf Plattformen wie Twitter, Facebook oder Reddit viral. Wer mit Argumenten dagegenhielt und die Fakten auf den Tisch legte, wurde wüst beschimpft.

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Interne Probleme bei BioWare

Die gesamte Entwicklung von Anthem war ohnehin geprägt durch Personalabgänge, Strukturwechsel und interne Probleme. Bereits 2014 wurde bekannt, dass das „Dylan“-Projekt (so der Codename vor Enthüllung) nicht sonderlich rund verlaufe. Mehr Mitarbeiter, Ressourcen und Umwürfe in der Studioführung sollen die Situation aber verbessert haben.

Weitere Schwierigkeiten mit der Frostbite-Engine, die bei EA für alle zukünftigen Projekte verwendet werden soll und zusätzliche „Live“-Elemente verschlimmerten die Lage zwischenzeitlich dennoch. Mark Darrah, bekannt als Schöpfer von Dragon Age, arbeitet mittlerweile parallel an Anthem und einem neuen Dragon-Age-Titel, um für Ordnung zu sorgen.

Die letzte Chance für BioWare

Bei BioWare muss man sich aktuell auf die Zukunft vorbereiten, denn Anthem ist die vielleicht letzte Chance, damit das gesamte Unternehmen seinen Ruf wiederherstellen kann. Eine Beta, EA-Access-Launch, Patches, Updates und Zusatzinhalte müssen schon lange vor Veröffentlichung geplant sein. Die lange Entwicklungszeit, der Druck der Spieler, wachsende Konkurrenz: Die Mitarbeiter des Studios seien besorgt darüber, dass sie die Erwartungen von EA nicht erfüllen könnten.

An einen Releasetermin im Herbst diesen Jahres glaube bei BioWare derweil niemand mehr, eine Verschiebung auf 2019 sei unausweichlich, sagen mehrere Mitarbeiter. Auch bei Electronic Arts zeige man sich mittlerweile nervös, obwohl man seinen Mitarbeitern in der Vergangenheit immer entgegen kam. Mehrfach bot man den Entwicklern von Mass Effect Andromeda mehr Zeit an, diese lehnten das aber ab. Das Projekt war ohnehin kaum zu retten, die Folgen sind bekannt.

Ob BioWare das überleben wird, steht in den Sternen.

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