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The Witcher 3: Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll

Von Wladislav Sidorov - News vom 12.06.2015 00:32 Uhr
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Ich habe endlich The Witcher 3: Wild Hunt durchspielen können. Und ich würde gerne über dieses Spiel reden, aber ich weiß einfach nicht, wo ich da anfangen soll. Mir fehlen die Worte. Es ist tatsächlich das Spiel, auf das ich ewig gewartet habe.

Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.

Ich mag Rollenspiele ja, aber Skyrim habe ich nie durchgespielt. Ich habe auch viele andere RPGs links liegen gelassen, Dragon Age völlig ignoriert, nicht einmal Mass Effect habe ich angerührt, obwohl ich immer ein Faible für dieses Genre hatte. Sammeln, erkunden, looten und leveln(!), denn das muss drin sein in 'nem Spiel. Ich habe trotzdem kaum ein Rollenspiel zu Ende gespielt.

SPOILER IM TEXT. LESEN AUF EIGENE GEFAHR.

Vielleicht, weil sie zu viel Zeit fressen. Weil ich Tage aufgebe, damit ich dieses Spiel in seiner Vollkommenheit genießen kann, jede Ecke erforsche, jeden Gegenstand finde, jede Quest erledige. Mir wurde das zu viel. Ich konnte es nicht wirklich. Und jetzt? Ich habe The Witcher 3: Wild Hunt verschlungen, so gut ich es konnte, sofern ich gezwungermaßen nicht andere Dinge zu erledigen hatte. Habe wirklich jede Ecke abgesucht, mich jeder Herausforderung gestellt, ALLES gemacht, was dieses Spiel mir bieten konnte. Ich denke, ich habe noch nicht alles gefunden, aber ich arbeite daran.

Ich weiß nicht, wie es zu diesem Wandel kam. Ich habe mich das die letzten Stunden vermehrt gefragt. Warum The Witcher 3? Was fasziniert Dich daran? Wieso hast Du teilweise 12 Stunden am Stück an diesem Spiel gesessen und bis zur nahenden Ohnmächtigkeit nicht aufgehört?

Ich habe eine Stunde gespielt, war gerade am Anfang des Spiels. Und zack. Das Hexeruniversum hatte mich. Ich war gefangen, fühlte mich wie Margarita in redanischen Händen. Diese Welt, diese Welt voller Schmerz, Untröstlichkeit und düsterner Atmosphäre – sie war meins. Sie ist einfach meins. Eine Welt, in der der Tod nicht nur nah zu sein scheint, sondern einem ins Gesicht geprügelt wird, damit man selbst im tiefsten Koma noch darauf aufmerksam wird.

Die Liebe zu dieser Welt ist ein merkwürdiges Gefühl. Es ist immerhin eine Welt, in der ich nie leben wollen würde (es sei denn, um den Ausblick in den Skelligen und den höchsten Erhebungen zu genießen) – und doch will ich nicht aus ihr heraus. Man, ich könnte in ihr versinken und von mir aus mein Leben auf der echten Erde aufgeben, mich zum Hexer ausbilden lassen (mal schauen, ob ich das überleben würde) und dasselbe Leben wie Geralt führen.

Mehrere hundert Stunden habe ich inzwischen in The Witcher 3 gesteckt. Versucht, stets gerecht zu handeln. Die Liebe zu Yennefer endgültig beendet und mich Triss anvertraut – was mir nicht leicht fiel, ganz und gar nicht. Da wäre diese fantastische Yen, die eigentlich nicht allzu fantastisch ist, mit der ich als Geralt jedoch mein Leben verbinde. Obwohl wir uns hassen, obwohl wir uns in irgendeiner Art und Weise lieben, obwohl wir uns niedermachen können, fast umbringen könnten, sie ist eine Frau, die ich brauche, schätze, um mich herum haben möchte, mit der ich eins sein könnte. Das schmeißt mir CD Projekt RED gerne einmal ins Gesicht. Man sieht eine deprimierte Yen, die es sichtlich mitnimmt, dass der "letzte Wunsch" des Djinns beendet ist, die es nicht realisieren kann, die es traurig und sauer macht, mich und Triss zusammen zu sehen. Warum fühle ich mich so schlecht? Sie ist nicht meine echte Freundin. Und doch sorge ich mich um sie. Ich will alles besser machen und habe mich oft gefragt, ob ich nicht doch noch einmal von vorn anfangen sollte, um Yen zu meiner Freundin zu nehmen…ihr würde es jedoch auch das Herz brechen. Wer sich in Novigrad bei der Flucht der Magier einmal in ihrem Zimmer umschaut, der merkt, dass sie sich privat enorme Gedanken um das Verhältnis zu Geralt macht. Verdammt, sie hat sogar "Der letzte Wunsch" bei sich in den vier Wänden versteckt. Ich muss es so offen sagen, ich fühle mich wie das letzte Arschloch, wenn ich irgendeine von beiden nehme. Ich würde gerne beide nehmen, aber das wäre ein genauso behindertes Unterfangen (mit amüsantem Ende im vorgetäuschten Dreier). Egal, was ich nehme, es ist nie richtig, wie es scheint.

Ich versuche immer, das beste zu wählen, sagte Geralt. Doch oftmals ist das Beste nur eine Illusion. Wen soll ich retten? Anna? Die Kinder? Wen soll ich opfern, den Baum? Das Dorf? Was ist überhaupt eine "beste" Wahl, kann es die überhaupt geben? Wieso sind solche Entscheidungen so knifflig, wenn sie doch nur in einem Spiel sind?

Bei meiner Suche nach Ciri (und der Sequenz, in der ich sie finde und es mir kurzzeitig das Herz zerbricht) weiß ich, dass ich sie beschützen will. Doch wie viele Menschen muss ich noch opfern, wie viele Leben müssen WIR opfern, damit wir unser Ziel erreichen? Wir wollten Ciri beschützen, mussten dafür aber Vesemir opfern. War das wirklich die richtige Wahl? Hätten wir uns verteidigen sollen, mit so wenig Mann? Wieso haben wir nicht gleich zur Offensive gerufen. Taktisch ausgeklügelter. Manchmal wünscht man sich, man hätte überhaupt eine Wahl.

Ja, ich schreibe viel zu viel. Ich muss es niederschreiben. Ich habe so viel Zeit mit The Witcher 3 verbracht, dass ich in meiner Freizeit dutzende weitere Stunden damit verbracht habe, mehr über dieses Universum zu schreiben. Ich kann trotzdem nicht in Worte fassen, wie sehr mich dieses Spiel mitgenommen hat. Wie sehr ich tatsächlich GELITTEN habe, als ich es gespielt habe. Erzählerisch ist CD Projekt RED auf einem ganz neuen Level. Dieses polnische Studio, das damit angefangen hat, einfach keine Ahnung zu haben, hat eines der vielleicht besten Spiele des Jahrzehnts, wenn nicht Jahrhunderts zu kreieren. Zumindest für mich. Und viele andere, die eins mit den nördlichen Königkreichen sind.

Habt ihr mal genauer in den Soundtrack gehört? Tut das. Das hier ist mein absolutes Lieblingsstück. Ich könnte es stundenlang anhören. Habt ihr euch mehr mit dem Spiel beschäftigt? Tut das. Macht das. Dieses Spiel, dieses Universum hat es verdient. CD Projekt RED hat die Romanvorlage würdig als Videospielumsetzung beendet. Sapkowski sagte mal, dass er nicht findet, dass die Witcher-Spiele "alternative Versionen" oder gar "Sequels" sein. Er hat Unrecht. The Witcher 3 IST die Fortsetzung der Vorlage. Ob er es möchte, oder nicht. Es ist und wird immer so bleiben. Auch, wenn man Sapkowski danken muss, ihn anbeten muss – für diese Welt der Hexer, die grandios ist. Sapkowski könnte mit Links der neue Tolkien sein.

Achja, hab ich schon gesagt, dass die Welt von The Witcher 3 fantastisch ist? Ihr wirklich jede Nebenquest erledigen solltet? Ihr den gesamten Soundtrack hören solltet? Ihr durch die Foren von CD Projekt RED und Reddit streifen müsstet? Ihr euch auf Cyberpunk 2077 freuen solltet?

Hab ich schon gesagt, dass ich mehr will von The Witcher 3, aber weiß, dass ich nicht mehr bekommen werde – was mir in der Seele und im Herzen schmerzt? Außer die DLCs. Die werden, da bin ich mir sicher, fantastisch.

CD Projekt RED: Du hast einen Meilenstein der Videospielgeschichte kreiert. Du hast das Zeug zu mehr. Zu etwas ganz Großem. Ich würde Dich am liebsten anflehen: Verändere Dich nicht!

Und arbeite bitte an einem abendfüllenden CGI-Film zu The Witcher.

(Und ich will mehr von den Beziehungen Geralts. Ein ganzes Spiel, das Geralt, Triss und Yen gewidmet ist. Damn.)

The Witcher 3 ist der Höhepunkt des Jahres, zweifelsohne. Sollte Fallout 4 herauskommen…es wird dem polnischen RPG nicht das Wasser reichen können.  The Witcher 3 ist etwas, auf das alle Spieler stolz sein sollten – es ist nämlich die vollkommene Kunst, ALLES an diesem Spiel ist Kunst. Und jeder, der bei CD Projekt RED arbeitet, darf sich mit einem großen Stift dick und fett den Titel Künstler auf sein Hemd schreiben.

Ich gehe jetzt weiter Witcher spielen. Ich werde noch sehr viel Zeit mit diesem Spiel verbringen. Danke.

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