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Speedruns: Quake-Rekord nach 17 Jahren gebrochen, aber was machte ihn so kompliziert?

Von Ben Brüninghaus - News vom 23.09.2019 15:28 Uhr
© id Software

Der Speedrunner Jukebox hat einen Speedrun-Rekord geschafft, der lange Zeit undenkbar gewesen ist und beweist damit die Komplexität der Quake-Speedruns und die Kreativität der Community. 

In diesem Jahr hat wieder einmal ein Speedrunner das Unmögliche geschafft. Nach über 17 Jahren wurde ein Rekord gebrochen, der bislang als unschlagbar galt. Und das in „Quake“ von id Software. Was für sich schon ein kleines Wunder darstellt, da der Titel im Laufe der Zeit ein wenig aus dem Fokus der Speedrunner gerückt ist. Und das scheinbar aus gutem Grund.

Das müssen wir über Quake-Speedruns wissen

In diesem Jahr war es dann so weit. Der neue Rekord wurde im allerersten Level (E1M1) The Slipgate Complex erreicht. Doch zuerst müssen wir ein paar Fragen klären, um den Rekord überhaupt richtig einordnen zu können. 

Also warum war „Quake“ so lange Zeit bei Speedrunnern beliebt? Allem voran konnten sich die Spieler stets am Endscreen orientieren, wie gut sie waren, weil „Quake“ hier schon immer die Zeit angezeigt hat.

Das war seinerzeit nicht selbstverständlich. Wenige Spiele wie DOOM (1993) hatten dieses Feature, sodass die Speedrun-Szene neben Super Mario 64 oder The Legend of Zelda: Ocarina of Time hier unter anderem ihren Ursprung finden konnte. Ein weiterer Grund dafür ist die Speichermöglichkeit von Demos, wodurch die Spieler ihre gespielten Level ganz einfach verschicken konnten, sodass es andere Quake-Spieler leichter hatten, das Footage zu sehen. Denn Videos waren seinerzeit viel zu groß und wurden stets schlecht komprimiert. Und so konnten sie es sich in „Quake“ ansehen. Diese alten Demo-Files können sogar heute noch ganz einfach in der besten Qualität abgespielt – und heute natürlich auch einfacher aufgezeichnet – werden.

Wieso war es so lange still um die Quake-Speedruns? Wie Karl Jobst in einem aktuellen Video passenderweise erklärt, könnte das womöglich an dem komplexen Movement des Spiels liegen. Der Schwierigkeitsgrad für Speedruns sei laut dem Speedrun-Insider recht hoch, da durch die Bewegungsvielfalt des Charakters viele Fehler passieren können. Es kommt im Grunde auf die hohe Bewegungsgeschwindigkeit an, die der Quake Guy erreichen muss. Sie kann zum Beispiel von Feinden (durch Block oder Angriffe) oder dem kleinsten Hindernis dramatisch reduziert werden.

Wie konnte der Rekord nun erreicht werden? Das geht nur mit der richtigen Technik, die das Gameplay ermöglicht. Sie wurde jedoch erst im Laufe der Jahre entdeckt. Dazu zählen unter anderem solche Dinge wie die notorischen Rocket-Jumps.

Springen war nämlich erstmals nach „DOOM“ in „Quake“ möglich. Außerdem läuft der Charakter durch bestimmte Gegebenheiten schneller. Und das macht das Movement so komplex. Zum Beispiel läuft man schneller, wenn man an Wänden entlangläuft (Wall-Running). Gleiches gilt für Zigzagging, das den Spieler schneller macht durch schnelles Betätigen der Strafe-Buttons.

Quake-Rekord 17 Jahre ungebrochen

So wurde der erste Weltrekord auf der Karte The Slipgate Complex am 20. August 1997 von Gunnar Andre Mo aufgezeichnet, er beendete die Karte in 30 Sekunden. Zwischenzeitlich gab es einige weitere Rekorde. Nach und nach wurden einzelne Movement-Techniken wie das Wall-Running oder Zigzagging entdeckt. Ilkka Kurkela war der erste Speedrunner, der Strafe-Jumping verwendete und schaffte es somit auf 27 Sekunden. Hier gibt es den Speed-Boost durch gleichzeitiges Drücken der Strafe-Button und Drehen mit der Maus in jene Richtung,  verbunden mit einem wiederholten Sprung. Klingt kompliziert und das ist es auch. Zumal all diese Skills nachher vereint werden mussten. Das Prinzip des Strafe-Jumpings ist heute weltbekannt als Bunny Hopping und fand hier seinen Ursprung. 

Doch Kurkela legte unter anderem (mit Slope Boost und Air-Strafing) die 24 Sekunden hin, bevor Markus Taipale 1999 ihn mit 23 Sekunden schlug. Dieser Rekord hielt ganze zwei Jahre an, bevor er eine ganz neue Strategie entwickelte und mithilfe des Box-Boosts (Explosions-Speed-Boost durch die Boxen) sogar auf 22 Sekunden kam. 2001 gelang Peter Horvath eine bessere Zeit mit dieser Technik, die berühmtberüchtigten 21 Sekunden, die er ganze 17 Jahre halten konnte! 

Und das war der Rekord bis August 2018.  

Der neue Rekord (20 Sekunden) gelang dem Speedrunner Jukebox mit einer ganz neuen Technik namens Power Bunny Hopping (kurz Power Bunnys). Hier wird nochmal die Vorwärts-Taste kurz betätigt, wenn der Quake Guy kurz den Boden berührt und somit ist der Charakter schlussendlich um rund 20 Prozent schneller – und ganz wichtig: das Bunny Hopping wird so nicht unterbrochen. Er hat den gesamten Run über einen langen Zeitraum geplant und taktisch vorbereitet. Heißt, jeder einzelne Sprung und jede noch so kleine Bewegung ist exakt einstudiert gewesen. Doch das ist noch längst nicht alles. 

Am 23. Juni 2019 nach 70.000 Versuchen hat Jukebox schließlich einen unglaublichen Run vollzogen, bei der er eine einzige (!) Bunny-Hop-Sequenz vollzog und die 19 Sekunden gemeistert hat.

Spätestens jetzt sollte klar werden, warum die Quake-Speedruns schon eine halbe Wissenschaft für sich sind. Karl Jobst hat in seinem Video alles nochmal ein Stück ausführlicher gezeigt und mit Bildern unterlegt. Ihr solltet auf jeden Fall mal reinsehen, denn hier seht ihr auch die einzelnen Speedruns in der Übersicht. 

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