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Game of Thrones: Die unbequeme Wahrheit über die erfolgreichste Serie aller Zeiten

Von Sebastian Riermeier - Kolumne vom 23.06.2019 10:00 Uhr
© HBO

Das Verbrechen: Eine Reihe von betrüblichen Ereignissen

Und hier begann das Gemetzel. Versteht mich bitte nicht falsch, Staffel 5 bis 8 sind nicht durch und durch schlecht. Es gibt gute Momente, sogar großartige! Die beziehen sich jedoch meist auf die Überbleibsel der Bücher, die bis dato fast schon abgeschlossen waren, und auf die Einwände des Autors selbst (Hodor und die Tür). Einige Charakterentscheidungen konnte ich ebenfalls durchaus nachvollziehen, vor allem die Entwicklung von Sansa, Cerceis steigende und schließlich fallende Machtspiele, die Zerstörung der Septe von Baelor, die großartige Schlacht der Bastarde, die Ereignisse hinter der Mauer und so weiter.

Allerdings blendeten diese faszinierenden und bis dato nie vorhandenen Serienelemente einige Zuschauer, die die große Gefahr des schlechten Drehbuchschreibens nicht wahrhaben wollten. Im beliebten Motto „kill the messenger“ wurde man als verreißender Kritiker beleidigt und als Kleinkrämer betitelt. Doch vor allem die letzte Staffel ist ein Phänomen der puren Zerstörung einer beliebten Materie, das ich bis dahin selten so beobachten durfte. Selbst Serien wie „How I Met Your Mother“, die ebenfalls ein nicht allzu beliebtes Finale verzeichnen durften, wurden lange nicht so brutal auseinandergenommen wie „Game Of Thrones“. Meinen Beweisen zufolge liegt die Wurzel des Problems hinter den Kulissen.

Weiss und Benioff, die, wie schon erwähnt, eigentlich gar nicht so lange an der Serie arbeiten wollten, bekamen im Laufe der siebten Staffel ein Angebot, welches sie nicht ablehnen konnten: Eine komplett neue „Star Wars“-Trilogie. Die beiden Serienmacher, die zu diesem Zeitpunkt in der Fankultur noch sehr beliebt waren, nahmen diese einzigartige Möglichkeit natürlich dankend an. Doch damit unterzeichneten sie womöglich den Untergang von Westeros und zeigten den Zuschauern ihrer Serie einen großen Mittelfinger. Denn eine komplett neue „Star Wars“-Trilogie zu schreiben UND dazu noch die umfangreichste Serie aller Zeiten abzuschließen, wäre wohl für jeden Drehbuchautor unmöglich gewesen. Das soll keine Entschuldigung sein, sondern rein dem Verständnis der kommenden Ereignisse dienen.

Denn was folgte, war übereiliges Storytelling. Charaktere teleportierten von einem Ort zum anderen, Arcs wurden fallen gelassen oder komplett ignoriert und Theorien, Prophezeiungen und aufbauende Entwicklungen wurden entweder gestrichen oder schlecht umgesetzt. Es tat nicht nur weh, seine Lieblingscharaktere solch einen Weg gehen zu sehen, es verärgerte nur noch.

Nehmen wir den Nachtkönig als Beispiel: Eine Rolle, die nicht einmal in den Büchern vorkommt, wurde von Weiss und Benioff mit solcher Genialität aufgebaut, bekam Lore zugeschrieben und wurde über Jahre hinweg zu einem vollständigen Charakter entwickelt, um dann in unter 90 Minuten vollkommen und unbefriedigend zunichte gemacht zu werden. Keine Antworten, keine Auswirkungen, nur pure, emotionslose und spezialeffektreiche Abhandlung. Daenarys Entscheidung, Königsmund dem Erdboden gleich zu machen, kommt womöglich von George R.R. Martin selbst. Doch durch übereilte Drehbücher wirkt es in der Serie total an den Haaren herbeigezogen und schlecht produziert. Cercei, die von den Serienmachern selbst zu solch einer epischen Antagonistin entwickelt wurde, schaut mit Weingläschen und sich hinter ihrem Liebhaber versteckend dabei zu, wie ihre Stadt untergeht.

Bran, der eine ganze Staffel aussetzen musste und in der Endphase der Serie nichts zu tun hatte, ist womöglich der größte Schlag ins Gesicht. Benioff und Weiss, die ohne Martins detailreiche Vorlage viele Charaktere nicht richtig handhaben können, lassen ihn wie einen Bösewicht dastehen, der als allwissende Entität den schrecklichen Geschehnissen zuguckt, nur um am Ende den Preis als König einzuheimsen. Ich könnte Seite um Seite füllen mit unbefriedigenden Handlungssträngen, schlechter Charakterentwicklung und nachlässigen kreativen Entscheidungen, die jegliche Theorien ignorierten, nur um den größtmöglichen Schockeffekt herbeizurufen.

George R. R. Martin sprach vor Kurzem in einem Interview vom sogenannten „Pay-Off“. Wenn in einem Krimi alle Indizien darauf hindeuten, dass der Gärtner der Mörder ist, doch schließlich in einer schockierenden, unerklärlichen Wendung die Haushälterin die Tat vollbrachte, ist die komplette Geschichte bis zum Ende wertlos. Benioff und Weiss verstehen scheinbar nicht, was Martins Twist der ersten Staffeln so grandios machte und warum ihre Entscheidungen nur leere Wirkung tragen.
Die abschließende Dokumentation über die Dreharbeiten zu gucken, machte mich sogar noch wütender, denn so viele hunderte Menschen arbeiteten tagtäglich hart an der Produktion der letzten Staffel, die für manche möglicherweise als schlechtester Abschluss einer visuellen Geschichte aller Zeiten eingeht.

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