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Allgemein: Schluss mit lustig: Let’s Plays im Kreuzfeuer

Von Christian Liebert - Kolumne vom 14.12.2013 14:38 Uhr

Mit seiner Änderung am Partner- und Netzwerk-Konzept sorgte YouTube, die Heimat der Let's-Play-Videos, für viel Trubel bei seinen Nutzern. Plötzlich hagelt es Warnungen und teilweise sogar Sperrungen, weil die Content-ID-Krake ihre Arme ausstreckt und Jagd auf Urheberrechtsverletzer macht. Bisher waren zumindest Partner-Kanäle vor dieser Hexenjagd sicher, aber seit der Änderung haben viele Netzwerke auf Affiliate-Verpartnerung umgestellt, um sich selbst vor Sanktionen zu schützen, und schicken damit ihre Mitglieder auf einen Spießrutenlauf durch den Dschungel des Urheberrechts. Wurden Let's Plays nicht eigentlich von den meisten Publishern befürwortet? An sich schon, doch dennoch hagelt es Claims, die vor allem die Monetarisierung, die Einnahmequelle für YouTuber, verhindern. Was bisher problemlos funktionierte, wird plötzlich zum Problem und es geschieht endlich das, was schon längst überfällig ist: Die Publisher müssen Stellung zu diesem Thema beziehen und klare Richtlinien festlegen.

Als Let's Player hat man es dieser Tage nicht leicht. War es sonst problemlos möglich, seine Videos auf YouTube zu veröffentlichen und Werbung darauf zu schalten, wird einem dieser Spaß nun vermiest. Es hagelt Content-ID-Treffer, also Warnungen, dass man sich an dem Eigentum anderer bedient. In der Gaming-Szene natürlich ein hausgemachtes Problem, da man ja keine Lizenz vom jeweiligen Rechteinhaber erworben hat, die einem diese Verwendung legitimiert. Bisher war dies nicht weiter tragisch, denn ein Let's-Play-Video mit über 100.000 Zuschauern ist schon eine nette Werbung für das Spiel. Für den Publisher sogar kostenlos, mit einer Zugriffszahl, die viele Magazine nicht bieten können. Gerade Indie-Entwickler und kleinere Publisher profitieren von diesem Phänomen. Alleine die Let's Plays zu „Harveys neue Augen“ und „Deponia“ sorgten dafür, dass diese Spiele in den Amazon-Charts rasant aufstiegen und das Hamburger Unternehmen Daedalic in die Liga der großen deutschen Publisher erhoben wurde.

Wer heutzutage auf sein Spiel aufmerksam machen will, kommt an YouTube und den Let's Playern gar nicht mehr vorbei. Hier machen es vor allem die großen Häuser wie Ubisoft oder EA vor, die diesen Trend schon längst für sich nutzen und sich sogar vorab an bekannte Vorspieler wenden, um sie mit sogenannten Testmustern oder Event-Einladungen zu versorgen, damit das eigene Spiel möglichst groß präsentiert wird. Aber nicht nur AAA, sondern auch Indie profitiert von diesem Boom. Spiele wie „The Binding of Isaac“ oder auch der Spitzenreiter „Minecraft“ verdanken einen Großteil ihres Erfolgs diesen komischen Typen auf YouTube, die sich selbst beim Spielen aufnehmen und dies dann öffentlich zur Schau stellen. Genau diesen Typen will man jetzt aber auch an den Kragen, zumindest scheint es so. Quasi über Nacht erhielt ein Großteil der Netzgemeinschaft auf YouTube die Meldung, dass man gegen die Community-Richtlinien verstoßen und das Eigentum anderer verwendet habe. Schuld daran sind aber nicht die Publisher, sondern die Content-Verwaltung von YouTube, die mit speziellen Algorithmen nach geschütztem Material sucht.

Die große Frage ist nun, wie reagieren die Publisher darauf? Denn immerhin halten sie ja einen Großteil der Rechte an ihren Spielen und sind daher auch die, die hier nun die Entscheidungen treffen müssen. Da hört man nun wieder verschiedene Ansichten. Vor allem Saubermann Nintendo zeigt sich erneut stur gegenüber diesem Trend. Hatte man schon vor ein paar Monaten damit begonnen, Gameplays seiner Spieler zu claimen, um damit selbst an den Videos zu verdienen, zeigt man sich auch jetzt wieder von der eiskalten Seite und mahnt die Nutzer, sich den Regeln von YouTube und dem Eigentum anderer zu beugen. Eine Haltung, die dem Rechtehalter an Mario, Zelda und Co. natürlich wenig Sympathien einbringen dürfte. Dabei sollte sich gerade Nintendo diese Einstellung noch mal schleunigst durch den Kopf gehen lassen, denn Sympathien sind das, was der angeschlagene Konsolenhersteller im Moment immer weniger hat und daher dringend benötigt. Andere Publisher, wie zum Beispiel Daedalic, EA, Ubisoft oder Capcom zeigen sich hier freundlicher und bieten betroffenen Nutzern sogar ihre Hilfe an, die gesperrten oder geclaimten Videos wieder freizugeben. Auch Betreiber von Onlinespielen, wie zum Beispiel Infernum oder Perfect World, gehen diesen Weg. Gerade kostenlose MMOs und Onlinegames sind von der massiven Videowerbung abhängig, da diese Spiele in der regulären Presse eher selten und meistens dann zynisch erwähnt werden.

Werbung für die Spiele, das ist immer noch das Hauptargument der Let's Player für ihr Handwerk und gegen die eigentlichen Lizenzbrüche. Genau hier liegt aber auch der Hase im Pfeffer, denn welche Videos haben wirklich einen Werbeeffekt? Sicherlich machen große Kanäle mit mehreren zehntausend Abonnenten auf viele Spiele aufmerksam, allerdings hat nicht jeder YouTuber diese Reichweite. Sicherlich mag es stimmen, dass viele Games durch Videos an Bekanntheit erlangen, aber fördert das auch gleichzeitig die Verkäufe? Ich denke nicht! Aber das muss es auch gar nicht, denn der Effekt der Werbung ist ja nicht gradlinig immer nur eine Steigerung des Absatzes für den Moment, sondern auch das Bild, was der Kunde – in diesem Fall die Spielerschaft – vom jeweiligen Publisher erhält und damit auch seine Kaufbereitschaft in Zukunft stärkt, oder eben auch nicht. Das ist ganz einfache Community-Arbeit und sollte nicht außer Acht gelassen werden. Exakt dieser Stein lag nämlich jahrelang still, aber nun kommen wir langsam an den Punkt, an dem die großen Unternehmen Farbe bekennen müssen. Im Jahr 2014 wird wohl kein Publisher mehr darum herumkommen, sich eindeutig über seine Stellung zu Let's Plays und vor allem auch zur Monetarisierung ihrer Inhalte durch YouTuber zu äußern. Dabei steht aber eine Frage ganz groß im Raum: Wer kann es sich wirklich leisten, in Zeiten des „Shitstorms“, hier den Badass zu mimen und die nicht mehr kleine Randgruppe Let's Player zu blockieren?

In Zeiten wie diesen, wo Sympathien durch das Verhalten gegenüber seiner Community entschieden werden, eigentlich niemand!

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