PLAYCENTRAL TESTS Resident Evil 4

Resident Evil 4 ist ein gnadenlos fantastisches Remake – unser TEST

Von Benjamin Braun - Test vom 17.03.2023 08:00 Uhr
© Capcom

Ein beinahe 20 Jahre altes Spiel besser zu machen, erscheint nicht unbedingt als schwierige Aufgabe. Immerhin haben sich seitdem allein die technischen Möglichkeiten drastisch erhöht. Und auch etwa in Bezug auf die Steuerung gibt es inzwischen Standards, von denen Entwickler*innen nahezu unmöglich abweichen können, wenn sie nicht gerade auf Ego-Trip sind.

Doch Vorsicht ist geboten, wenn es sich um einen Klassiker wie Resident Evil 4 handelt, den Publisher Capcom am 24. März 2023 für die PS4PS5Xbox OneXbox Series S und Xbox Series X sowie den PC neu auflegt.

Denn die Fans des Originals machen nicht jede Anpassung mit, wie der japanische Hersteller zuletzt bei der Neuauflage von Resident Evil 3: Nemesis zu spüren bekam. Denn darin hatte Capcom Teile mal eben komplett rausgeschnitten, was zumindest einem Teil der Serienveteranen nachvollziehbar ein Dorn im Auge war. Bei der neuen Version von „Resident Evil 4“ ist sich Capcom dessen eindeutig bewusst. Hier wird deshalb nichts ausgespart – und es gibt neben massenweise sinnvollen Modernisierungen dennoch so einige Überraschungen für die Kenner des Originals!

Resident Evil 4 im Test: Wohlvertraut und dennoch frisch

Natürlich passen die Entwickler*innen das Remake von „Resident Evil 4“ in nahezu sämtlichen Belangen an die Maßstäbe an, die ein Spiel im Jahr 2023 erfüllen muss. Mit der neuesten Version der mit Resident Evil 7: biohzard eingeführten RE Engine holt Capcom zwar vielleicht nicht das Maximum aus PS5 und Xbox Series X heraus, liefert aber eine Grafikqualität ab, die der aktuellen Konsolengeneration angemessen ist – inklusive sporadisch eingesetztem Raytracing, das ihr im „Auflösungs“-Modus optional zuschalten könnt.

Standardmäßig ist der „Bildraten“-Modus aktiviert, wobei das Spiel auch in der hübscheren Variante immer gut spielbar ist und konstant flüssig läuft. Es gibt jedenfalls immer meist knackscharfe Texturen und allgemein deutlich mehr Details bei Gegnern, Bäumen oder Sträuchern, da kann man sich wahrlich nicht beklagen. Die Animationen sind, trotzdem ihr euch natürlich wie auch in den Remakes zu Resident Evil 2 und Resident Evil 3 beim Zielen frei bewegen dürft, immer noch etwas steif, aber ebenfalls erheblich besser.

© Capcom/PlayCentral.de

Insbesondere aber die stimmungsvolle Beleuchtung und die passende, oft düstere Farbgebung sorgen für Atmosphäre.

Die Kämpfe sind zudem erheblich dynamischer als im Original. Oft impulsiv attackieren euch die Gegner, anstatt teils stumpf in der Gegend rumzustehen, wie es noch auf GameCube oder PS2 häufig der Fall war.

Mit dem Kampfmesser von Hauptheld Leon, den ihr wie gehabt aus der Third-Person-Perspektive steuert, blockt ihr im Rahmen von Mini-QTEs, die nur einen Knopfdruck benötigen, eine Reihe von Attacken normaler Gegner oder sogar Bossen ab, so die gezackte Klinge noch über ausreichend Haltbarkeit verfügt. In ähnlicher Form vollführt ihr Ausweichmanöver, die euch in manchen Fällen fast schon etwas zu effektiv vor erlittenem Schaden bewahren.

© Capcom

Wenigstens auf dem relativ moderaten Standard-Schwierigkeitsgrad, dem mittleren von anfangs dreien. Dennoch ist „Resident Evil 4“ kein Selbstläufer. Auch auf Standard-Niveau kommt es durchaus immer wieder mal zu haarigen Situationen, etwa bei storybedingten Abwehrschlachten oder auch, wenn ihr in bestimmten Gebieten Alarm auslöst und so mehr Gegner auf den Plan ruft, als ihr normalerweise ausschalten müsstet. Um das zu verhindern, könnt ihr euch Stealth-Aktionen nutzen, euch also in einigen Fällen leise von hinten an Gegner heranschleichen und sie mit dem Messer erledigen.

Es gibt also schon bis hierhin eine ganze Reihe von neuen oder veränderten Elementen. Was Capcom dabei aber schlicht exzellent gelingt, ist, das Kernerlebnis beizubehalten. Wir dürfen zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht im Detail darauf eingehen. Aber Kenner des Originals treffen auf mindestens genauso viel vertraute Elemente wie auf neue, und sei es nur, dass eine bekannte Situation „verschoben“ wird, dann aber etwa in einem Bosskampf eine zentrale Rolle spielt.

Erfreulich ist dabei auch, dass Capcom nicht mal bei den Rätseln Abstriche macht, wobei sich diese dank ebenfalls erhöhtem Spielkomfort dennoch auch für Serieneinsteiger leichter lösen lassen als im Original.

Mehr Komfort, mehr Langzeitmotivation

Einer der Bereiche, in denen „Resident Evil 4“ ebenfalls zulegt, ist die Inszenierung der Handlung, die bei sämtlichen beteiligten, teils selbst spielbaren Charakteren, mehr Infos über diese preisgeben und mitunter auch andere Schicksale für sie bereithalten. Auch Fans des Originals erwarten also verschiedene Überraschungen, während ihnen anderes angenehm vertraut vorkommen wird. Die Story ergibt nun tatsächlich sogar etwas mehr Sinn, so viel, wie das in einem Spiel mit der verschwörerischen Virus-Thematik eines „Resident Evil“ eben möglich ist.

Frisch für Fans und besser für Serieneinsteiger fühlt sich das Remake von „Resi 4“ aber durch die bereits angedeuteten Komfortverbesserungen und weitere neue Features an.

© Capcom

Eine automatische Sortierfunktion für das Inventar hier, ein separater Fundus für andere (oft im optionalen Bereich wichtige) Fundobjekte dort. Auch bei Crafting unterwegs, beim Händler oder gerade bei den mixbaren Heilmitteln gibt es Neuerungen. Im Remake kombiniert ihr etwa grüne, rote und gelbe Pflanzen, mit denen ihr (je nach Mischung) besonders viele Trefferpunkte wiederherstellt, eure maximale Lebensenergie steigert oder sogar gleich beides auf einmal erledigt.

Wer es drauf anlegt, kann den Kram natürlich auch zu Geld machen, um etwa Erweiterungen fürs Inventar, Wafffenverbesserungen oder auch neue Schießprügel zu erwerben, die teils massig Kohle kosten. Vorteile könnt ihr darüber hinaus durch die Erfüllung von Nebenmissionen erlangen. Findet ihr beispielsweise, was auf direktem Weg durch die Story nicht erreichbar ist, ein goldenes Hühnerei, könnt ihr es beim Händler gegen eine spezielle Ressource einlösen. Mit dieser Ressource könnt ihr wiederum spezielle Ware eintauschen, von gelben Pflanzen über Schießpulver-Ressourcen bis hin zu Waffenaufsätzen wie einem Laservisier für Leons Standard-Pistole. 

© Capcom/PlayCentral.de

Noch mehr modernen Komfort gibt es durch ein Checkpoint-System. Ihr könnt zwar an bestimmten Punkten wie gehabt beliebig oft an Schreibmaschinen den Fortschritt sichern.

Im Rahmen des neuen Systems ist das allerdings nicht mehr ganz so wichtig, da ihr zum Beispiel unmittelbar vor einem verlorenen Bossfight wieder einsteigen könnt. Wir haben die Schreibmaschine trotzdem häufig genutzt, die ständige hin und her Lauferei hat aber prinzipiell ein Ende.

Kürzer als das Original ist das Remake deshalb aber keineswegs. Ohne echte Streckmechanismen braucht man auf „normal“ locker 12 Stunden, eher noch mehr. Mitsamt New-Game-Plus, dem Erwerb längst nicht aller Waffen und Upgrades und so weiter, seid ihr damit zudem längst noch nicht am Ende.

Übrigens konnten wir sowohl die PS5-Fassung (überwiegend gespielt) als auch die Version auf Xbox Series X spielen. Technisch gibt es keine nennenswerten Unterschiede. Außer vielleicht, dass die Xbox-Fassung etwas heller erscheint, was in manchen Passagen Vorteile gibt, etwa beim Erkennen von Bärenfallen auf dem Boden, aber geringfügig Atmosphäre in den tendenziell düsteren Umgebungen kostet.

Abseits dessen profitieren PS5-Besitzer von der besseren Rumble-Funktion des Dual-Sense-Controllers sowie teils von dessen adaptiven Triggern. Die Lautsprecher-Funktion des Dual Sense ist hingegen ein zweischneidiges Schwert, da die darüber abgespuhlten Nachladegeräusche mitunter mehr stören als das Spielerlebnis zu intensiveren. Ihr könnt den Gamepad-Lautsprecher auf Wunsch aber natürlich auch abschalten.

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Wortkarger Lange-Texte-Schreiber. FC-Fan und Piranha-Bytes-Vergötterer. Heizt mit Spielekonsolen statt mit Gas. Könnte täglich Pizza futtern, hat aber nie mehr als fünf Tage am Stück geschafft.
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