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Games: Warum Grinder keine schlechten MMOs sind

Von Christian Liebert - Kolumne vom 07.06.2014 14:29 Uhr

Wenn man als gestandener MMO-Fan den Begriff „Grinder“ hört, rollen sich den meisten wohl die Fußnägel hoch. Richtig, gemeint sind diese komischen Prügelspiele aus Asien, in denen man den ganzen lieben Tag nichts weiter macht, als irgendwas zu verkloppen oder zu suchen. Klingt auf den ersten Hinhörer langweilig, ist es aber eigentlich gar nicht. In Korea, China oder Taiwan sind diese MMORPGs nicht ohne Grund erfolgreich und bei genauerer Betrachtung lässt sich dem schnöden Gameplay sogar etwas Unterhaltsames abgewinnen. In den nächsten Absätzen möchte ich euch daher näherbringen, warum ein Grinder nicht unbedingt zu verachten ist.

Was ist ein Grinder?

Unter dem Begriff Grinder versteht man im MMO-Jargon ein Spiel, dessen Hauptinhalt daraus besteht, dieselben Abläufe pausenlos zu wiederholen. An einem simplen Beispiel erklärt stelle man sich einfach eine Horde Gegner vor, die verkloppt werden wollen. Dafür gibt es Erfahrung, Geld und ab und an sogar einen Beutegegenstand. Um also im Spiel weiter vorwärtszukommen, verbringt man nun seine Zeit damit, immer wieder diese Horde zu bezwingen. Dieses Schema lässt sich gut auf das komplette Angebot eines MMOs umwälzen. Egal ob nun Zutatensuche für den Beruf, endloses Schlachten im PvP oder eben die Monsterjagd an sich. Alles folgt einem gewissen Grundgesetz, von dem es kaum Abweichungen gibt. Genau das sorgt auch für die größte Kritik an eben diesem Typ Online-Rollenspiel. Er ist zu öde. Zumindest ist das so der Volksmund. Allerdings stimmt da so nicht ganz, denn auch ein Grinder kann Spaß machen.

Spaß am Grinden?

Sicherlich ist das ständige Wiederholen von simplen Abläufen in etwa so fordernd wie Geschirrspülen, hat aber exakt denselben Effekt. Man vertreibt sich die Zeit und ist geistig so unausgelastet, dass man nebenher viele andere tolle Dinge machen kann, die keinen physischen Einsatz erfordern. Hockt man zum Beispiel gerade mit ein paar Freunden zusammen, kann man dabei wunderbar über alle möglichen Dinge tratschen. Dann vergeht die Zeit auch schneller und Erfolge stellen sich flotter ein. Bei einem sehr quest-lastigen MMO hat man da schon wieder Probleme. Ständig muss man sich vergewissern, dass alle Anwesenden an derselben Aufgabe arbeiten. Kurz ein bisschen Vorwegspielen sorgt schnell für Unmut in der Gruppe. Auch heißt es immer wieder „sei mal kurz still, ich lese eben den Text“ oder „warte eben, bei mir läuft gerade ein Dialog“. Das wirft einen immer wieder aus dem Spielfluss, da man sich auch nie lange an einem Ort aufhält. Je nach Qualität des MMOs ist dies auf die Dauer etwas unförderlich für das Zusammenspiel.

Lieber gut gegrindet, als schlecht gequestet

Zwar hat heutzutage fast jedes Onlinespiel den Anspruch seine Spieler mit einer ausgebufften Geschichte zu begeistern, nur leider sorgt diese oft für Langeweile. Die Quests erfordern ständige Wechsel der Ortschaften, verfangen einen in endlosen Laufwegen für Bringedienste und oft etwas unnötigen Gesprächen. Wenn es dann mal ans Monsterjagen geht, dann ist der Spaß auch nach kurzer Zeit schon wieder vorbei und man zieht weiter. Oft habe ich es erlebt, dass meine Gruppe und ich mehr damit beschäftigt waren, irgendwo hin oder irgendwem nachzulaufen, dass so wirkliches Teamplay kaum aufkam. Mit dazu wird man in manchen MMOs so mit Minimissionen zugedeckt, dass man sich nur noch vorkommt, als würde man eine Liste ablaufen. Sicherlich trifft das natürlich nicht auf jeden Vertreter zu, aber gerade im Free2Play-Segment erlebt man das sehr häufig. Besonders hinderlich ist es dann, wenn man bedingt durch Klasse oder Volk auch immer wieder andere Quests erhält und daher eigentlich besser dran wäre, wenn man gleich alleine spielt.

Die Kraft der Gruppe

Man mag es kaum glauben, aber ich habe in meinem MMO-Leben auch schon sehr viel Spaß daran gehabt, mich zusammen mit unserer Truppe in eine Höhle zu stellen und stundenlang dort alle Monster abzuräumen. Man hat sich abgesprochen, eine Taktik entwickelt und eben seinen Job erledigt. Dabei konnte man auch gut über Gott und die Welt quatschen. Nebenher stieg man im Level auf, bekam neue Rüstungsteile und jede Menge Geld. Das ist nun bestimmt nicht die Erfüllung für jeden Fan von Online-Rollenspielen, aber es ist eben ein Gameplay, das ich gerne mal wieder zocken würde. Ganz einfach weil man dasselbe wie in einem total ausgearbeiteten Dungeon macht, ohne eben von geskripteten Events durch die Gänge gejagt zu werden. Wobei sich daraus natürlich ergibt, dass ein Grinder im Solospiel wohl eher stark an Motivation verliert. Es ist die Kraft der Gruppe, deren Zusammenspiel eben nicht durch Quest-Texte, Zwischensequenzen oder Level-Unterschiede beeinflusst wird. Gerade für „kleinere Spieler“ ist dies recht günstig, da man eben nicht alleine bis auf Maxlevel stolpern muss, sondern schon früher mit auf die Tour genommen wird und so über die Zeit nachzieht.

Das Monster-Hunter-Prinzip

Zwar ist Monster Hunter von Capcom in erster Linie kein MMO, aber dennoch hat dieses Spiel genau den Kern des Grinden perfektioniert. Um voranzukommen, tötet man Monster, erbeutet ihre Hinterlassenschaften und stellt damit, zusammen mit anderen Sammelzutaten, seine neue Ausrüstung her. Dabei kommt aber, anders als geahnt, keine Langeweile auf, weil man eben immer beschäftigt ist und sogar das wohlige Gefühl hat voranzukommen. Das erfordert dann, und hier trennt sich die Spreu vom Weizen, natürlich auch ein durchdachtes Konzept vonseiten des Spiels. Einfach rumprügeln macht natürlich wenig Freude, vor allem wenn der Fortschritt eher zähflüssig wird. Leider haben uns hier eben nie die Prunkstücke, sondern eher die günstigen Lizenzen, erreicht, was auch die Sichtweise auf dieses Genre nachhaltig trübte. Ein für mich in sich geschlossenes Beispiel ist hier immer noch Lineage 2, das ich selbst jahrelang gespielt habe. Aber auch Archlord hat diese Aufgabe eigentlich sehr gut erfüllt, wenn gleich das Pay2Play-Konzept von Codemasters dem Spiel ziemlich viel Kritik gebracht hat.

Was macht einen Grinder aus?

Schlussendlich bleibt zusammenfassend zu sagen, dass Grinden kein Volkssport ist oder wird. Wer eine epische Geschichte erleben und viel Wert auf Rollenspiel-Inhalte wie eben Quests legt, der wird am schnöden Sammeln und Metzeln wohl kaum Gefallen finden. Wem es aber mehr auf die Entwicklung des eigenen Charakters sowie auf die Interaktion mit anderen Spielern ankommt, der sollte sich von den vielen Hassreden nicht abschrecken lassen und selbst mal so ein Spielchen ausprobieren. Der Markt ist ja immerhin voll davon und die meisten sind kostenlos verfügbar. Ein Grinder ist die Rückversetzung auf das klassische Urzeitmodell der Jäger und Sammler. Man lebt praktisch von der Hand in den Mund und baut seinen Charakter nach seinen Wünschen und Errungenschaften aus. Anstatt den Weg des Helden zu suchen, wird man eher mit einer Welt konfrontiert, dessen Herr man werden muss. Das ist zwar nichts für den Geist, lässt sich aber prima zum Ausklingen nach einem harten Tag nutzen.

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