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WoW: Warlords of Draenor: Vom MMORPG zum Action-Adventure

Von Christian Liebert - Preview vom 11.11.2013 14:51 Uhr

Es ist also wieder passiert, einmal mehr hat Entwickler Blizzard auf seiner hauseigenen Messe, der BlizzCon, eine neue Erweiterung für World of Warcraft angekündigt. Mit Warlords of Draenor geht’s also in die Vergangenheit, in die Zeit vor der Öffnung des Dunklen Portals. Das ist schon mal ziemlich cool, also die Story. Was irgendwie nicht so cool ist, das ist leider der Rest. Mit dem nächsten Add-on kommen jede Menge Veränderungen auf die Spieler zu und es stellt sich die große Frage, ob wir diese wirklich brauchen und worauf das Ganze hinausläuft? Die Enthüllung der Erweiterung schenkt uns viel Mut an die Zukunft zu glauben, schürt aber auch Bedenken, welchen Weg World of Warcraft gehen wird. Ist nun das Ende aller Tage gekommen?

Eine Auflistung aller Details zur neuen Erweiterung Warlords of Draenor, findet ihr in unserem Fakten-Artikel zum Add-on.

Da ist das Ding

Mal ehrlich gesagt: So wirklich überrascht war wohl niemand, als Chris Metzen auf der BlizzCon 2013 in Anaheim die fünfte Erweiterung für World of Warcraft, namentlich Warlords of Draenor, enthüllte. Diverse Gerüchte der letzten Monate ließen keinen anderen Schluss zu und selbst der Name des Add-ons sickerte schon im Vorfeld durch. Auch wir hatten uns bereits Gedanken gemacht, welche Inhalte die nächste Reise für uns bereithalten würde und wurden positiv überrascht: Unsere Gedankengänge waren nämlich ansatzweise richtig. Warlords of Draenor, oder auch WoD abgekürzt, nimmt die Spieler mit in die Vergangenheit. Aber nicht auf dem Planeten Azeroth, sondern nach Draenor. Jetzt denken einige bestimmt: Huch, das kennen wir doch schon?! Richtig, Draenor ist die heutige Scherbenwelt und war damit bereits Hauptschauplatz der ersten Erweiterung The Burning Crusade. Nun geht es aber – wie der Name vermuten lässt – noch ein paar Jahre zurück, bevor die Brennende Legion die Welt in Stücke gerissen hat.

Rein inhaltlich riecht WoD nach ganz großem Kino: Garrosh Höllschrei, der den Angriff auf Orgrimmar zwar überlebt hat, nun aber vor ein Gericht gestellt werden soll, gelingt die Flucht in die Vergangenheit. Bekanntlich ist Draenor ja die Heimat der Orks und so sucht er seine Vorfahren auf, noch bevor sie vom dämonischen Blut Mannoroths korrumpiert und zu willenlosen Sklaven gemacht werden. Aber anstatt dort einfach mit ihnen in orkischer Gemeinsamkeit zu leben, versucht er die verschiedenen Stämme unter seinen Banner zu vereinen und mittels Technik aus der Zukunft zu neuen Superorks zu machen. Das klingt zwar verdammt abgefahren, aber auch irgendwo cool. Gerade für die Fans der klassischen Warcraft-Spiele ist das schon mehr Warcraft, als die bisherigen Add-ons. Auch die neue Spielwelt – Draenor – kann auf den ersten Blick überzeugen. Die sieben neuen Zonen sehen stark anders aus, als wir sie aus der Scherbenwelt in Erinnerung haben. Klar, da wurde der Planet ja auch noch nicht von den Armeen der Dämonen heimgesucht.

So erleben wir auch ein Wiedersehen mit bekannten Orten wie der Grabanlage Auchindoun, der Hauptstadt Shattrath und dem düsteren Schwarzen Tempel, der zu der Zeit noch ein Heiligtum der Draenor ist und als Hauptstadt für die Allianz bereitstehen wird. Geile Sache! Ebenfalls Bekanntschaft machen wir mit einigen Ork-Helden wie Thralls Vater Durotan, dem finsteren Ner'zhul sowie Garroshs alter Herr Grommash Höllschrei. Leider sind dies aber auch schon fast die Highlights der Enthüllung, denn der Rest surft irgendwo zwischen leichter Freude und arger Ernüchterung.

Weg mit dem Gameplay

Es scheint mittlerweile immer mehr offensichtlich, dass Blizzard realisiert hat, dass das Goldene Zeitalter der Online-Rollenspiele seinen Zenit längst überschritten hat. Schon seit über einem Jahr kämpfen die Entwickler mit sinkenden Spielerzahlen und wollen dem mit Entschlacken des Kern-Gameplays entgegenwirken, was bei Veteranen zu Verständnislosigkeit und Demotivation führt. Ein Teufelskreis, denn so, wie wir World of Warcraft lieben gelernt haben, würde es heutzutage kaum noch jemand spielen. Allerdings vergrault man sich alte Freunde durch tief greifende Veränderungen und vor allem Vereinfachungen. Auch WoD wird davon wieder so einige im Gepäck haben, allen voran die Aufgabe des festen Raid-Setups und der Verlust von vier weiteren Werten.

Richtig gehört: Waffenkunde, Trefferwertung, Parieren und Ausweichen fliegen aus dem Spiel. Das reduziert die Möglichkeiten von Nahkämpfern, zu Tanks zu avancieren, zwar enorm und schränkt die Spielweise zwar weiter ein, dafür fallen eben aber auch lästige Angewohnheiten, wie die darauf zu achten, dass man jeden Gegner zu 100 Prozent trifft, weg. Auch der lästige und vor allem kostspielige Gang zum Umschmieder fliegt aus dem Spiel, da die Klassen noch weiter standardisiert werden. Das birgt nun viele Vor- und Nachteile, die wie immer auf die Frage zurückführen, ob man Casual- oder Core-Gamer ist. Wer sich nun darüber ärgert, dass er seine Ausrüstung nicht mehr schnell an seine Spielweise anpassen kann, sei entwarnt: Die Werte orientieren sich anhand der Skillung. Klingt komisch, ist es bestimmt auch.

Nachdem viele Spieler schon zu Burning Crusade verärgert über die Verkleinerung der 40-Spieler-Raids auf 25-Spieler waren, dreht Blizzard nun die Schraube noch fester und greift auf seine neueste Idee, den Flex-Raid, zurück. Dieser wird nämlich ab Warlords of Draenor allgegenwertig sein und Gruppen suchen sich ab dann nur noch aus, ob sie Normal oder Heroisch spielen wollen. Zwar bekommen feste Raidgruppen mit dem Modus Mythic (20-Spieler) eine Alternative, aber wenn man derzeit einen Blick auf die Gruppen-Situation wirft, geht Blizzard mit der Flex-Methode einfach mit der Zeit. Der Verlust der Spielerschaft brachte nämlich auch die Ausdünnung der Gildenlandschaft mit sich. Nur noch wenige Großgilden schaffen es, ohne Bündnis oder Randoms, ihren Raid zu füllen. Natürlich sucht man die Schuld vorwiegend bei den neuen Optionen, doch im Grunde fehlt es einfach an Spielernachwuchs, der noch bereit ist, sich Minimum 10 Stunden pro Woche zu festen Terminen durch Schlachtzüge zu quälen, wenn es weitaus komfortablere Alternativen gibt. Ein schwerer Schlag natürlich, der aber in Anbetracht der nicht mehr besseren Situation nötig ist.

Yay, Housing!

World of Warcraft und das Housing – eine ewige Hassliebe. Schon mit dem Urspiel angekündigt, dann immer weiter verschoben und schlussendlich schon abgestempelt, findet es nun doch seinen Weg ins Spiel. Wer aber an ein nettes Häuslein im Grünen, eine kniffige Innenausstattung und abendliche Runden vor dem Kamin dachte, wird etwas verwundert sein. Blizzard will das Housing nämlich nicht nur hübsch, sondern vor allem zweckmäßig gestallten und orientiert sich hier ein bisschen an aktuellen Mobile-Hits wie Castle Clash und Co. In der ganzen Welt von Draenor ist es nämlich möglich seine eigene Garnison zu errichten, diese auszustatten und seinen Nutzen daraus zu ziehen. Sprich: weniger Heimeligkeit, dafür Beteiligung am Kriegshandwerk. So könnt ihr eure Basis nämlich in alle Richtungen ausbauen, zum Beispiel durch eine Schmiede. Passend dazu ist auch eine Mine möglich. Daraus ablesen lässt sich, dass Blizzard plant, einen Großteil der Berufe auf dieses Feature abzuwälzen. Dafür habt ihr freie Entscheidungswahl, wo ihr euren Grund und Boden anlegt. Dank Phasing ist euere Garnison nämlich nur für euch und eure Freunde sichtbar.

Auch wenn sich diese Housing-Umsetzung auf den ersten Blick etwas komisch anfühlt, gibt es doch einige Details, die wirklich interessant sind. Zum Beispiel durch die nützlichen Buffs, die man hier erhält. Und außerdem: warum mit einem Apartment abgeben, wenn man seine eigene Festung haben kann!

Ach PvP, was bist du schön

Zugegeben, World of Warcraft war noch die Wahlheimat für PvP-Fans, da Blizzard zwar Möglichkeiten bot, seinen Fokus aber vehement auf PvE-Inhalte legte. Das wird sich auch mit Warlords of Draenor nicht ändern, ob wohl es doch zwei nette neue Features geben wird. Zum einen erhalten wir endlich wieder eine PvP-Zone, die in Mists of Pandaria, trotz sinniger Möglichkeiten, keinen Platz hatte. Zum anderen will Blizzard mit einem neuen Arena-Modus, der Prüfung des Gladiators, punkten. Kernelement dieser wird es sein, dass alle Spieler die gleiche Ausrüstung tragen und es somit mehr auf das Können, als auf die Stärke der Waffe ankommt. Eine löbliche Neuerung. Auch wenn aus WoW kein PvP-MMO mehr wird, ist dies auf jeden Fall der richtige Weg, auch dieser Fangruppe etwas Neues zu bieten.

Der Ausverkauf hat begonnen

Die Ankündigung, die bei Spielern wohl besonders gemischte Gefühle aufgestoßen hat, ist das Vorhaben von Blizzard, jedem Käufer der neuen Erweiterung einen neuen Level-90-Charakter zu schenken – samt epischer Ausrüstung, Berufen und Gold. Diese Option ist eimalig einsetzbar und heißt im Klartext: „Ihr habt keine Lust mehr auf die alten Inhalte? Dann überspringt sie doch einfach!“. Bestimmt ganz nett, wenn man einen Twink geschenkt haben will, doch auch irgendwie doof, da einem so sehr viel Spielgefühl abhandenkommt. Vor allem bei den ganzen Neueinsteigern, die diese Chance nutzen werden, um gleich mit ihren Freunden zusammenzuspielen. Da dürfen wir uns dann auf jede Menge Greenhorns in den Dungeons freuen, die ihre ersten Gehversuche gleich im Endgame machen.

Immerhin kommt man so gleich doppelt gerne in den Genuß der neuen Charaktermodelle, die Blizzard bei den klassischen Völkern endlich nachreicht. Sind wir mal ehrlich, wenn mir Thrall anschaue und dann einen stereotypen Ork-Charakter sehe, denn muss ich fast weinen, so schrecklich ist das. Das ist mal ein Update, was sich wirklich lohnt – auch wenn es leider nicht zum Aufmacher reicht.

Der Rest vom Schützenfest

Wie, das war schon alles? Nein natürlich nicht, aber die restlichen Neuerungen sind alle so aus der Schublade „Wir drehen hier mal und drücken dort ein paar Knöpfe“. Zusatzboni für Sockelsteine fallen weg? Hat eh niemand draufgesetzt, weil die reinen Bonuswerte immer überwogen haben. Chance für seltene und epische Items während des Questens steigt? Interessant, aber nicht weltbewegend. Der Raidfinder wird überarbeitet? Sollte man auf alle Fälle mal machen. Das Crafting ist nun auch mit Reagenzien auf der Bank möglich – warum kommt man erst jetzt darauf? Was ich damit sagen will, es gibt natürlich wieder jede Menge Kleinvieh, dass zwar auch Mist macht, aber nicht im Fokus der Haupt-Neuerungen liegt. Der einzige Gedanke, der mir dabei kommt, ist, dass World of Warcraft damit noch komfortabler wird, was mir zwar als Spieler gefällt, dem eigentlichen Gameplay aber noch mehr Individualität nimmt. Man hat das Gefühl, dass Blizzard der Begriff Standardisierung immer wichtiger wird.

Ebenso liegt es wohl auf der Hand, dass es wieder tonnenweise neue Quests, Dungeons und Loot geben wird. Immerhin müssen wir diesmal wieder satte 10 Stufen investieren und verabschieden uns von den lieb gewonnenen 5 Level bis zum neuen Cap. Dafür versprechen die Entwickler Updates für viele Klassenspells. Auch eine neue Recycle-Ini ist angekündigt: Die Obere-Blackrockspitze wird zur Level-100-Hero.

Fazit: Vom MMORPG zum Action-Adventure

Wie groß ist sie denn nun, die Vorfreude auf die nächste WoW-Erweiterung? Ich für meinen Teil bin wie immer sehr gespannt und kann es kaum erwarten, selbst in die Vergangenheit von Warlords of Draenor zu reisen. Allerdings wird meine Freude über die coole Story etwas durch die Transparenz vieler „Neuerungen“ getrübt, ganz einfach, weil es keine richtigen Neuerungen, sondern Umgestaltungen bestehender Inhalte sind. Während mich das Setting richtig flasht und ich im Kopf schon überlege, wie meine eigene Garnison aussehen wird, lässt mich der Rest eher kalt. Es ist zwar alles ganz nett, aber deswegen ausziehen und nackt durch die Straßen laufen würde ich nicht. In mir kommt eher das Gefühl auf, dass sich World of Warcraft zu einem Action-Adventure entwickelt, in das man zwar hineinspringen und Spaß haben kann, die Bindung zum Spiel und der Zusammenhalt der Spieler, der eigentlich Hauptfokus eines Online-Rollenspiels ist, dafür immer weiter schwindet. Die Casualisierung, die seit Jahren stätig voranschreitet, ist damit weiter in vollem Gange, was mir als Urspieler natürlich schon übel aufstößt. Aber das ist dann wohl eben der Zahn der Zeit.

Eine Auflistung aller Details zur neuen Erweiterung Warlords of Draenor, findet ihr in unserem Fakten-Artikel zum Add-on.

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