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Games: Die kuriose Welt der Spiele-Cracker

Von Wladislav Sidorov - Special vom 02.02.2016 13:53 Uhr

Der Albtraum für jeden Spiele-Cracker – Auch Rise of the Tomb Raider verwendet auf dem PC den kaum zu umgehenden Denuvo-Kopierschutz, der vor allem für eins sorgt: Kauft euch das Spiel oder spielt es nicht. In tausenden Piraterie-Foren ärgern sich deshalb Leute, die das Spiel unbedingt gecrackt herunterladen wollen – über die Entwickler, die Mechanismen und die Prozedur der Verschlüsselung an sich. Ein Einblick in die kurios anmutenden Diskussionen.

Mit der Denuvo-Technologie hat Eigentümer Sony definitiv ein beeindruckendes Werk erstellt, um Spiele vor der Piraterie zu schützen. Niemand außer den in Österreich sitzenden Entwicklern, weiß wie Denuvo funktioniert. Fest steht nur: Der Aufbau ist nie wirklich vorhersebar, von Spiel zu Spiel unterschiedlich, verändert sich kontinuerlich und scheint somit ein ständig anderes Muster aufzuweisen. Denuvo ist kein herkömmliches DRM-System, es ist eine Maßnahme, um bestehende DRM-Funktionen zu schützen – so kurios es sich auch anhört.

Anmerkung: DRM steht für "Digital Rights Management", zu deutsch: "Digitale Rechteverwaltung". Fast jedes Spiel, das ihr für den PC kauft, ist damit ausgestattet. Im Programmiercode des Spiels sind Zeilen enthalten, die die Installation von DRM-Clients (Steam, Origin oder Uplay) erfordern – und eine gültige Lizenz, vergeben durch einen Produktkey. Beim Kauf auf der entsprechenden Plattform wird dieser automatisch an euch vergeben, im Einzelhandel müsst ihr diesen zuerst aktivieren – ohne könnt ihr das Spiel, beispielsweise von der CD aus, nicht starten.

Denuvo sorgt unter anderem dafür, dass Just Cause 3 seit Release nicht gecrackt wurde

Denuvo wurde in Spielen wie Dragon Age: Inquisition, Just Cause 3 und FIFA 15 eingebaut und befindet sich in stetiger Verbindung mit Steam, Origin, Uplay und anderen DRM-Clients. Ohne die Clients und ohne eine gültige Lizenz lassen sich diese Spiele nicht zocken – Denuvo verhindert dies auf bislang völlig unklare Art und Weise. Cracker haben deshalb so gut wie keine Chance, den Kopierschutz zu knacken. Es ist eine geniale Technologie, die bei einem der bekanntesten Cracker der Welt zuletzt für ordentlich Frust sorgte: Just Cause 3 wäre nicht zu knacken, behauptete er. Er sei am Ende. Es gibt keine Lösung. Die Piraterie ist tot.

Der Erfolg von Denuvo spricht sich in der Industrie herum, Square Enix setzt bei seinen großen Titeln anscheinend ab sofort flächendeckend auf Sonys Technologie. Auch andere Publisher wie Electronic Arts und Konami zeigen großes Interesse, haben damit schon herumprobiert oder es großräumig eingebaut. Was das heißt? Spiele können in Zukunft kaum oder nur mit einer ewig langen Verzögerung gecrackt und illegal zum kostenfreien Download ins Netz gestellt werden.

Die Spieler sind sauer. Und das merkt man. Doch die Wut der Piraten entlädt sich kurioserweise in einer Mischung aus Widerspruch und Unverständnis.


 

In dutzenden, hunderten, tausenden Crack-Foren verfolgen Spieler gespannt die Entwicklung der Anti-Denuvo-Versuche, derzeit steht besonders Rise of the Tomb Raider im Fokus. Der Vorgänger ist quasi seit Release überall illegal erhältlich, obwohl der Titel im Steam Sale weniger als fünf mickrige Euro kostet – und das war schon einige Monate nach Release der Fall.

Wie es aktuell steht? Denuvo ist momentan in Führung. Ein Crack ist nicht da, Skidrow, 3DM und weitere bekannte Gruppen versuchten sich an der neuesten Version der Kopierschutz-Technologie bislang erfolglos. Skidrow behauptet zwar, man hätte eine Lösung gefunden, doch die erfordert von den Nutzern, dass sie ihr Internet zuhause abstellen – viel Spaß dabei. Ein endgültiger, kompromissloser Crack scheint in immer weitere Ferne zurücken, zum Ärger der Piraten, die sehnsüchtig auf eine kostenfreie Fassung warten und sogar auf kreative Lösungen wie das Steam Family Sharing setzen, um keinen Cent für das Spiel ausgeben zu müssen.

Piraterie ist nicht immer schlecht – die Frage ist nur, ob das wirklich stimmt

Zugegeben: Piraterie ist nicht immer schlecht. Sie kann in Einzelfällen dazu führen, dass ein Spiel sich besser verkauft – beispielsweise durch simple Mund-zu-Mund-Propaganda. Ob das wahr ist und ob DRM überhaupt etwas bringt weiß niemand so genau, handfeste Studien kann man dazu logischerweise nicht sonderlich gut erstellen. Wozu DRM aber dient: Sie verhilft den Entwicklern und Publishern zu einem guten Gewissen. Und ärgert die Personen, die sich sonst nie ein Spiel kaufen würden, zu Tode. Zahlreiche Raubkopierer begründen den Download von illegalen Fassungen vor allem mit einem "Test" – Grund dafür sei der im Trend stehende Mangel einer Demo-Version, die es euch ermöglichen zu erfahren, ob euch das Spiel überhaupt Spaß macht. Doch angesichts der Tatsache, dass Rise of the Tomb Raider auf der Xbox One über eine Demo-Fassung verfügt, die demnächst wohl auch auf dem PC erscheint, dürfte dieses Argument bald Vergangenheit sein.

Was das heißt? Hass. Viel Hass. Gegen Denuvo, Square Enix und – natürlich – auch Steam.


 

Ein Blick in die zahlreichen Threads zeigt den Frust unter den Piraten, angefacht durch die Entwickler von Denuvo. Nicht nur der Aufwand, der für die Cracker durch Denuvo erzeugt wird, frustriert die Gemeinschaften, sondern besonders auch die Posts von Denuvo-Entwicklern selber. Diese treiben sich nämlich gerne mal in den Foren herum, lassen einen ironischen, sarkastischen oder schlicht humorvoll gemeinten Kommentar da, der für die Piraten vor allem eins ist: Unglaublich provozierend.

Die Moderatoren der einzelnen Foren kommen kaum hinterher mit dem Löschen der Entwickler-Posts, einige wenige sind online noch aufzufinden. Man amüsiert sich anscheinend prächtig, liest mit Leidenschaft die Posts der Piraten, die nach und nach aufgeben und sich das Spiel einfach kaufen. Einige wenige sind jedoch resistent und werden bis zum Ende auf einen Crack warten – wie lange der noch braucht, weiß aber niemand.

Denuvo macht Piraten sauer

Der angestaute Frust unter den Nutzern zeigt sich in den Kommentaren sehr deutlich, die Entwickler werden teilweise direkt angesprochen. "Ich liebe die Posts der Denuvo-Entwickler, die sich über uns lustig machen. Habt ihr Angst? Piraterie wird nicht sterben – aber ihr und euer schäbiges Business", schreibt einer. "Selbst wenn das Spiel niemals gecrackt wird – ich gebe meinem Freund lieber das doppelte Geld, damit er es mir kauft, anstatt es euch von meiner Seite aus direkt in den Arsch zu schieben, ihr H****söhne", lautet eine andere Reaktion.

Lustigerweise scheint sich der Hass der Hardcore-Piraten nicht gegen die eigentliche DRM-Maßnahme Steam zu richten, sondern gezielt gegen Denuvo. Während der Steam-Schutz nach und nach und mit wenig Mühe geknackt wird, dauert dies bei Denuvo ewig und wird vielleicht nie passieren. Der Steam-Schutz bekommt selbst einen Schutz, wie eine Nuss in einer Schale – mit dem Unterschied, dass die Schale aus Granit besteht und von Stahlwolle behandelt wird.

Raubkopie raus oder ich boykottiere!

"Ich werde nie wieder ein Spiel mit DRM kaufen – Denuvo geht zu weit. Früher hatte ich die Wahl, ob ich gerade Lust habe ein Spiel zu kaufen und euch das Geld in eure reichen Ärsche zu stecken oder mein Geld zu behalten – jetzt bekommt ihr gar nichts mehr von mir", so ein verärgerter Nutzer. "Ich erstelle jetzt meinen GOG-Account. Dort habe ich noch eine Wahl. Ich werde nie wieder ein Spiel kaufen, das über irgendwelche DRM-Maßnahmen verfügt – aber ich werde es cracken lassen, herunterladen, Screenshots erstellen und es euch B***arden schön in die Fresse halten."

Einige sind sogar so weit, dass die Logik nicht mehr ganz klar erscheint: "Ich habe mir nie ein Spiel gekauft, das gebe ich zu, habe mich aber echt auf Rise of the Tomb Raider gefreut. Jetzt wird mir das verwehrt. Denuvo sorgt dafür, dass ihr von Square Enix eure Fans verliert. Ich werde euch und eure Spiele und alles andere mit Denuvo ab sofort boykottieren, mich habt ihr verloren. Ich hoffe, ihr seid glücklich".

Warum Square Enix darüber traurig sein sollte, erklärte er nicht.

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