PLAYCENTRAL TESTS Return to Monkey Island

Return to Monkey Island im Test: Mehr als nur Fan-Service?

Von Benjamin Braun - Test vom 19.09.2022 18:00 Uhr
© Devolver/Lucasfilm Games

Starkes Rätseldesign, hoher Komfort

Beinahe alles richtig macht „Return to Monkey Island“ dafür beim allgemeinen Spiel- und Rätseldesign. Ähnlich wie in den meisten Vorgängern habt ihr selten nur ein einziges Ziel vor Augen, sondern kümmert euch parallel um gleich mehrere Aufgaben, die oft eng miteinander verzahnt sind. So gilt es auf Mêlée Island beispielsweise sowohl eine Verkleidung zu finden, um an Bord von LeChucks Schiff zu gelangen, als auch ein bestimmtes Objekt aufzutreiben, ohne das die Verkleidung allein nutzlos wäre.

Beides könnt ihr in beliebiger Reihenfolge erlangen. Selbst, wenn ihr also bei einer der Aufgaben zunächst nicht weiterkommen solltet, gibt es immer noch Raum für Fortschritte. Auch dieses, nicht zuletzt aus „Monkey Island 2“ bekannte Prinzip findet später immer wieder Anwendung. Hier müsst ihr fünf goldene Schlüssel finden, dort müsst ihr die Mitglieder von LeChucks Crew davon überzeugen, bei einer Abstimmung in eurem Sinne zu entscheiden. Und wie immer könnt ihr die Reihenfolge mehr oder weniger frei selbst bestimmen.

Return to Monkey Island
© Devolver/Lucasfilm Games

Noch häufiger sind diese mehrteiligen Aufgaben mit weiteren Zielen verknüpft, wodurch noch weniger Leerlauf und noch weniger Potenzial für die in Adventures üblichen Hänger vorhanden ist.

Aber auch andere Funktionen helfen euch, falls ihr doch mal auf dem Schlauch stehen solltet oder Rätsel eh nicht euer Ding sind. So gibt es zunächst einmal einen „leichten“ und einen „schweren“ Modus, wobei im leichten schlicht weniger oder nicht ganz so anspruchsvolle Rätsel vorhanden sind. Unabhängig von der gewählten Schwierigkeitsstufe gibt es zudem ein Quest-Log, konkret eine „To-do-Liste“, und vor allem ein Hintbook, das euch die Voodoo Lady bei eurem ersten Aufeinandertreffen überreicht.

Darüber könnt ihr in mehreren Stufen Tipps abrufen, die euch in die richtige Richtung lotsen oder auf Wunsch sogar wie eine spielinterne Komplettlösung funktionieren. Eine zeitliche Begrenzung zum Abrufen der Hinweise wie etwa in Baphomets Fluch 5 gibt es dabei indes nicht. Ihr könnt lediglich einzelne Schritte logischerweise nicht überspringen. Müsst ihr also beispielsweise einem der NPCs ein bestimmtes Objekt zeigen, um überhaupt an eine weiterführende Info zu gelangen, müsst ihr diese Aktion zunächst absolvieren, bevor ein weiterer Tipp abgerufen werden kann.

Klar sind solche Hilfen „gefährlich“. Denn die Verlockung ist groß, sie nach der ersten Nutzung wieder und wieder in Anspruch zu nehmen. Gerade deshalb ist die Entscheidung, die Tipps nicht groß an Voraussetzungen oder mit einer „Cooldown-Phase“ zu verknüpfen, mutig. Denn normalerweise könnt ihr im „schweren“ Modus mit grob zehn bis zwölf Stunden Spielzeit rechnen, den aus unserer Sicht angemessenen und für ein Adventure wirklichen ordentlichen Umfang aber theoretisch schon im ersten Durchgang locker auf die Hälfte drücken.

Return to Monkey Island
© Devolver/Lucasfilm Games

Aber da muss man eben einfach ein wenig Disziplin mitbringen, zumal man mit den Hilfen zwar schneller durchkommt, sich damit aber gleichzeitig einem zentralen Element des Genres beraubt. Wir finden es trotzdem gut, dass die Entwickler*innen diese Möglichkeit anbieten.

Übrigens ist der Komfort auch abseits dessen recht groß. Zumindest auf Switch, die PC-Version lag uns zum Testzeitpunkt nicht vor (wir hätten sie anstelle der Switch-Fassung aber haben können!), werden je nach Standort und Blickrichtung in den einzelnen Szenen sämtliche Hotspots automatisch markiert. Ihr könnt dann komfortabel mit dem rechten Stick zwischen ihnen wechseln, ohne Guybrush anders positionieren zu müssen.

Es gibt dabei nur maximal zwei Standard-Aktionen: betrachten und eine aktive Option, also etwa benutzen, ansprechen, aufnehmen und so weiter. Das funktioniert simpel und auch mit dem Gamepad ohne Probleme. Zudem könnt ihr per Knopfdruck rennen, wodurch sich die ohnehin relativ kurzen Laufwege zusätzlich beschleunigen lassen.

Ebenfalls per Knopfdruck könnt ihr aber auch jederzeit auf die Inselkarte zurückkehren, ohne erst zu einem regulären Ausgang latschen zu müssen. Auf dieser Übersichtskarte lauft ihr dann wie in den alten Serienteilen als Mini-Guybrush über Mêlée Island, Terror Island und Co., um schneller zu einer bestimmten Location zu gelangen.

Genauso funktioniert das mit der Seekarte, über die ihr in Kapitel 3 zwischen verschiedenen Inseln und sonstigen Schauplätzen hin und her reist. Abseits des dritten Akts hält sich die Anzahl einzelner, parallel verfügbaren Locations indes in Grenzen. Auch das trägt trotz der im Vergleich mit vielen anderen aktuellen Adventures hohen Komplexität des Rätseldesigns zu einer guten Spielbarkeit bei.

Return to Monkey Island
© Devolver/Lucasfilm Games

Guter Sound, spaltender Grafikstil

Wir wollen uns an dieser Stelle gar nicht so ausführlich mit der Grafik von „Return to Monkey Island“ beschäftigen. Fest steht aber, dass der Stil nicht jedermanns Sache ist. Bezogen auf die Hintergründe ist die Stilfrage wohl weit weniger kritisch als mit Hinblick auf die Charaktere. Denn allen voran Guybrush mit seinem angedeuteten Drei-Tage-Bart und der rötlichen Nase, die nach Erkältung oder Suff aussieht – eher Erkältung, denn Guybrush verträgt den Grog bekanntlich schlechter als ein Sextaner –, kann die Gemüter spalten.

Vielleicht hat bei uns irgendwann einfach der Gewöhnungsfaktor gezogen oder wir hatten, obwohl wir uns einen schöneren Stil hätten vorstellen können, einfach nie wirklich ein Problem damit. Aber wir überlassen es eh am liebsten eurem eigenen Urteil, ob ihr die Grafik nun mögt, akzeptabel oder vielleicht einfach nur hässlich findet.

Return to Monkey Island
© Devolver/Lucasfilm Games

Weniger zwiespältig betrachten muss man hingegen den Sound. Die teils aus den Vorgängern bekannten Melodien, neu arrangiert vom Original-Komponisten Michael Land, dürften jedem Serienfan Freude machen. Sehr gut gelungen ist auch die Sprachausgabe, bei der unter anderem mit Dominic Armato Guybrushs englischer Stammsprecher zum Einsatz kommt.

Die deutsche Textübersetzung ist gut, obgleich sie etwa nicht immer die deutschen Bezeichnungen verwendet, die Boris Schneider-Johne einst in den ersten beiden Teilen von „Monkey Island“ nutzte. Aber so gut, nicht perfekt, die englische Sprachausgabe auch sein mag, im Adventure-Land Deutschland finden wir es bei einem neuen Teil von „Monkey Island“ schon fragwürdig, weshalb es nicht auch ein deutschsprachiges Voiceover gibt. Aber vielleicht kommt das ja noch im Nachgang…

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Wortkarger Lange-Texte-Schreiber. FC-Fan und Piranha-Bytes-Vergötterer. Heizt mit Spielekonsolen statt mit Gas. Könnte täglich Pizza futtern, hat aber nie mehr als fünf Tage am Stück geschafft.
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