
Er ist der bekannteste Zauberer in Hollywood. Die Rede ist von Daniel Radcliffe a.k.a. Harry Potter. Was 1997 noch als Buch erschien wuchs innerhalb eines Jahrzehnts zu einem weltweiten Medien-Spektakel heran. Seit 2001 versucht sich Electronic Arts auch an Videospiel-Umsetzungen des damals noch kleinen Zauberlehrlings. Bislang verstanden sich die Versoftungen von Harry Potter immer als actionreiche Adventure-Kost. Doch was taugt die aktuellste Game zum neusten Harry Potter Film „Die Heiligtümer des Todes (Teil 1)“? Wir haben uns das Spiel für euch angeschaut und berichten in den folgenden Zeilen von unserer Meinung.
Harry of Duty
Von Film zu Film bzw. Buch zu Buch wurden die Harry Potter-Teile düsterer, actionreicher, emotionaler und auch brutaler. Dies gilt nicht nur für die Filmstreifen, sondern auch für die Videospiele. Während wir 2001 bei „Stein der Weisen“ noch in der Hochburg der Zauberer Hogwarts herumirrten, tolle Rätsel lösten und in Adventure-Manier Gegner verzauberten, begeben wir uns in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 1“ in düsterere Gefilde und verbringen dort unsere Zeit mit klischeehafte Ballerorgien wie man sie sonst nur aus schlechten Shootern kennt. Dies wird bereits im ersten Level deutlich: Während wir im Seitenwagen von Hagrids Motorrad sitzen, ballern wir die anfliegenden Todesser mit gefühlten zehntausend Stupor-Sprüchen nieder. Nicht nur nervig, sondern bereits nach fünf Minuten ziemlich ermüdend.

Im Verlauf der nächsten Level bestätigt sich zum einen die „Umstellung“ auf ein shooterartiges Spielprinzip – zum anderen bestätigt sich unser erster, unterdurchschnittlicher Eindrucks der neuen Harry Potter-Versoftung. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es aber dann doch noch: Nachdem wir weitere Gegner niedergeschos… gezaubert haben, erscheint die Meldung „du bist aufgestiegen“. Gibt es etwa Rollenspiel-Elemente im neusten Harry Potter-Videospiel? Nicht wirklich. Im Pausenmenü gibt es zwar einen Fähigkeiten-Bildschirm, dieser dient jedoch nur zur Verzierung. Mit jedem Level das Harry aufsteigt, erhört sich die Wirkung der verschiedenen Zaubersprüche. Anders gesagt: Stupor wird zum Gewehr und Expelliarmus zum Raketenwerfer – in welchem falschen Film sind wir hier eigentlich?
Ansonsten bietet die spielerische Seite von Harry Potter keine weiteren Innovationen. Es gibt ein Deckungssystem wie man es aus aktuellen Third-Person-Shootern kennt und die vielleicht dümmste KI in diesem Videospiel-Jahr. Es ist immer der gleiche Ablauf: Wir starten nach einer kleinen Cutszene in ein neues Level, dort laufen wir wenige Meter, eine schwarze Wolke qualmt hoch und einige Todesser hüpfen heraus. Klingt erstmal nicht schlecht, doch leider bleiben die dunklen Kreaturen meist dumm in der Gegend stehen oder rasen an der beliebten Potter-Gruppierung vorbei. Also ballern wir sie mit unserem Raketenwe… Expelliarmus-Zauber in Grund und Boden. Im Verlauf des Spiels, wenn ihr überhaupt Motivation zum weiterspielen habt, bekommt ihr es dann noch mit Dementoren zu tun, welche gegen einige Zaubersprüche von Harry immun sind.
Metal Gear Potter
Auch wenn das Gameplay ansonsten keinerlei nennenswerte Features bietet, wollen wir euch noch über eines in Kenntnis setzen, beziehungsweise euch „warnen“. Denn auch bei Splinter Cell und Co. hat sich das Entwicklerstudio von Warner Bros. Interactive ein wenig was abgeschaut. In manchen Abschnitten schwingt sich Harry in seinen Unsichtbarkeitsmantel. Hier muss der Spieler dann ausnahmsweise aus der Ego-Perspektive durch das Level schleichen. Dies ist eine echte Herausforderung. Nicht nur, weil der Unsichtbarkeitsmantel nur eine gewisse Zeit anhält und wir uns für kurze Zeit nicht bewegen dürfen, um diesen wieder aufzuladen, sondern auch weil die Ego-Steuerung absolut unzumutbar ist. Sie ist schwammig, ungenau und vollkommen frustrierend. Befindet sich ein Gegner nur in der Nähe Harrys, reagiert die Steuerung nicht flüssig und wir werden entdeckt. Wer das Spiel bis zu diesem Zeitpunkt spielt und sich auch an die „Schleichpassagen“ traut, sei an dieser Stelle von uns gewarnt.
Heavy Potter
Kommen wir nun zu einer Schwäche der Harry Potter-Versoftungen: Das Storytelling. Wer nicht wirklich eingefleischter Harry Potter-Fan ist und sich mit den ganzen Namen, Zaubersprüchen und Personen auskennt, wird auch im siebten Teil der Videospiel-Reihe ins kalte Wasser geworfen. Es gibt keinerlei Erklärungen, was Hogwarts ist, wer Voldemort oder ein Horcrux sind und um was es sich in der Geschichte überhaupt dreht. Somit bekommt das Spiel von uns den Stempel „anfängerunfreundlich“ verpasst.

Guitar Potter
Kommen wir abschließend noch zur technischen Seite von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. Grafisch gesehen gibt es so gut wie nichts zu meckern: Hübsche Texturen, düstere Schauplätze und eine soweit gute Umsetzung der echten Charaktere lassen uns wenigstens im grafischen Bereich wenig Platz zum meckern. Sprechen wir dann über den Sound, müssen wir euch erneut mit dem Wort „durchschnittlich“ konfrontieren. Zwar bietet die Versoftung des siebten Videospiel-Ablegers einen lizenzierten, dramatischen Soundtrack, dafür aber zum Teil nicht die echten Synchronisationssprecher. Die Hauptcharaktere, also Harry Potter, Hermine und Ron wurden gott sei dank mit den aus den Filmen bekannten Stimmen versehen. Leider leidet auch Harry Potter und die Heiligtümer des Todes an einer Kinderkrankheit: Die Synchro wirkt extrem aufgesetzt, weshalb es auch hier Punktabzug gibt.