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Path of Exile: Wie Diablo 3, nur besser?

Von Christian Liebert - Preview vom 09.01.2013 11:47 Uhr

Dass es manchmal gar nicht so unsinnig ist, an bestehenden Konzepten festzuhalten und sich an bereits erdachten Ideen zu bedienen, wurde in der Vergangenheit immer wieder bewiesen. Vor allem, wenn es sich beim Klon dann um ein vorwiegend kostenloses Spiel handelt, welches die Vorzüge des meist kostenpflichtigen Vorbilds gleich mit im Gepäck hat, lohnt es sich auf jeden Fall, einen Blick zu riskieren. Für Fans von Blizzards Hack'n Slay-Kult Diablo dürfte so ein Blick über den Tellerrand in naher Zukunft interessant werden. Mit Path of Exile haben die neuseeländischen Indie-Entwickler von Grinding Gear Games ein MMO in der Mache, welches die Spielmechaniken von Diablo in ein MMO-Konzept einbettet und dem ganzen Produkt noch eine nicht geringe Menge eigener Ideen hinzufügt. Nachdem das Onlineabenteuer mittlerweile kurz vor der offenen Beta steht, hatten wir hinter verschlossenen Türen bereits die Möglichkeit, das MMO anzuspielen und zeigen euch jetzt, was uns da so erwartet.

Auf direktem Wege ins Exil

Als Gefangene eines Schiffes stranden wir an der Küste von Wraeclast, einem brutalen Kontinent, und damit auch in der Spielwelt von Path of Exile. Nachdem wir uns für eine der sechs Klassen entschieden haben, von denen jede einen festen Charakter im Spiel darstellt, kommt es zum Schiffsunglück, welches uns an die Küste eines dunklen Landes spült. Wir rappeln uns aus dem Wasser und müssen sofort um unser Leben kämpfen, da unser Nebenmann von einem hungrigen Zombie verschlungen wird. Sofort sind wir im Geschehen und nehmen es mit gierigen Leichenfressern und groß gewachsenen Meeresbewohnern auf. Dabei erklärt uns das Spiel mit kurzen Einblendungen sein schnell zugängliches Gameplay. In diesem Zuge lernen wir auch gleich den ersten maßgeblichen Unterschied zum geistigen Vater Diablo kennen. Unsere Fertigkeiten bekommen wir durch Edelsteine, den sogenannten Gems, die wir auf unseren Waffen und Rüstungen verankern und steigern können. Mit etwas Geschick metzeln wir uns durch die ersten Gegnerhorden und stehen schon bald Hillock gegenüber, dem ersten ernst zu nehmenden Gegner im Spiel, den wir aber noch mit einfachem Ausweichen und kontinuierlichem Schaden auf die Knie zwingen können. Kurz darauf erreichen wir das erste, von freundlichen NPCs kontrollierte Lager und wiegen uns schon in Sicherheit. Doch unser eigentliches Abenteuer beginnt erst jetzt.

 

Spiele ich hier gerade Diablo?

Zugegeben, die groben Züge des Gameplays erinnern so stark an das Vorbild aus dem Hause Blizzard, dass man glatt meint, wirklich Diablo zu spielen. Vom Aufbau des Inventars, über Gegenstände, die erst noch identifiziert werden müssen, bis hin zum eigentlichen Thema des Spiels: Monster töten und dies nicht knapp. Eingebettet in eine geradlinige Handlung, die mit einigen Nebenquests ausgeschmückt ist, führt uns das Spiel quer durch mehrere Akte, von den drei bisher bekannt sind. Dabei gestaltet sich jeder Abschnitt mit einer eigenen, zufallsgenerierten Spielzone, die der vorherigen in keinster Weise gleicht. Während wir zu Beginn eine dunkle Küste entlang schlendern, geht die Reise weiter durch waldige Gefilde und danach in eine große Stadt. Klingt jetzt wenig, wird aber über die Zeit mehr. Wie gewohnt sind wir ober- wie unterirdisch unterwegs. Erkunden weite Landschaften und gruftige Dungeons. Wirklich anspruchsvoll sind die Missionen nicht, dafür gehen sie zumindest informativ auf die Rahmenhandlung des Spiels ein. Meist geht es nur darum, irgendwelche schlagfertigen Gegner zu erlegen oder Gegenstände zu besorgen, was in den meisten Fällen ebenfalls Ersteres bedeutet. Hauptaugenmerk liegt auch bei Path of Exile darauf, seinen Charakter aufzuleveln und mit hochwertigen Gems zu bestücken. Die Stufengrenze liegt derzeit bei Level 100.

In Sachen Schwierigkeit fällt der Diablo-Klon gar nicht mal so leicht aus. Gegner kommen in großen Horden und haben später auch einige fiese Tricks auf Lager. Getoppt wird das Ganze natürlich von speziellen Bösewichten und Bossen, die teilweise kniffelige Taktiken erfordern. So müssen wir mächtigen Zaubern und Schlägen ausweichen, auf Bodeneffekte aufpassen und uns gegen plötzlich auftauchende Anhängsel verteidigen. Es ist also wichtig, immer genügend Tränke in der Tasche zu haben, von denen man in einigen Kämpfen gerne mal ein paar Liter weg schlürft.

Was Path of Exile anders macht

Nachdem wir die bisher genannten Eigenschaften des Onlinespiels meist mit „wie bei Diablo“ kommentieren konnten, geht es nun um die eigenen Ideen von Grinding Gear Games, von denen es gar nicht mal so wenige gibt. Allen voran natürlich die bereits erwähnten Edelsteine, die nicht nur dazu da sind, diverse Bonuswerte auf die Ausrüstung zu zaubern, sondern auch das Skillsystem des Spiels darstellen. So bekommen wir unsere Fertigkeiten nicht wie gewohnt von einem Lehrer, oder diablo-typsich aus dem Talentbaum, sondern finden sie in Form von Gems unter anderem in der Beute besiegter Gegner. Es gibt die netten Steinchen in mehreren Farben, was wiederum voraussetzt, dass man ein solches Rüstungsstück oder eine solche Waffe mit eben jenem Sockel besitzt. Einmal angelegt leveln die Skillgems anhand von Tötungen mit und werten sich dadurch auf. Das Tolle daran: Mit einem Klick auf die rechte Maustaste entsockelt man den Stein wieder und kann ihn somit erneut auf einem anderen Gegenstand verwenden. Eine große Neuerung, bei der das Wort Groß im wahrsten Sinne steht, sind die Talentbäume. Diese sind riesig und unheimlich weit verzweigt. Man kann seine erhaltenen Punkte in allerhand passive Skills investieren, um mehr Schaden zu machen, diverse Resistenzen zu verbessern, seine Statuspunkte aufzuwerten oder zusätzliche Effekte auszulösen. Es gibt also genügend Möglichkeiten, sein virtuelles Alter Ego so zu gestalten, wie man es selbst gerne möchte. Leider erwischt man die Entwickler dabei, wie einige Boni doppelt oder dreifach vorkommen, was bei einer so gigantischen Anzahl an Fertigkeiten passieren kann, aber dennoch ein wenig so aussieht, als wären ihnen irgendwann die Ideen ausgegangen. Dies ist aber Lamentieren auf hohem Niveau.

Schon sehr früh im Spiel fällt einem auf, dass die Gegner zwar reichlich Beute, aber kein Gold fallen lassen. Gut, was sollen Monster und Dämonen auch mit harter Währung? Das gängige Zahlungsmittel in Path of Exile sind die sogenannten Scrolls of Wisdom, die ebenfalls dazu verwendet werden, gefundene Gegenstände zu identifizieren. Diese Rollen sind also doppelt wichtig, was ihren Wert nur umso mehr steigert. Zumal der Erhalt auch nicht übermäßig ist. Ab und an werden sie von diversen Gegnern hinterlassen oder in Kisten gefunden. Am gängigsten erhält man sie aber durch den Verkauf von Gegenständen bei verschiedenen Händlern, von denen man sowieso immer die Taschen voll hat.

Und wo ist nun das MMO?

Path of Exile sieht sich selbst als Online-Action-RPG und will seinen Spielern eine Vielzahl von typischen MMO-Features bieten, um den Alltag im Spiel aufzuwerten. So ist es zum Beispiel möglich, die Gebiete und Dungeons alleine oder im Coop-Modus mit bis zu fünf Mitspielern zu erkunden. Wer keine Lust auf Zusammenspiel hat und es vorzieht, lieber alleine loszuziehen, braucht keine Angst davor haben, in den Jagdgebieten auf andere Helden zu stoßen. Lediglich die sicheren Zonen, wie Lager oder Städte, sind gleichgeschaltet und werden von allen Spielern benutzt. Dies ist vor allem für den Handel untereinander und zur Bildung von Gruppen sehr praktisch, wobei man auch einfach öffentliche Partien erstellen kann. Der Rest der Spielwelt ist instanziert, wodurch es leider auch keine wirklich offene Welt gibt. Eine Möglichkeit, Gilden oder Clans zu gründen, gibt es leider nicht, dafür aber diverse Chatkanäle, über die man sich mit allen Spielern auf dem Server unterhalten kann. Auch neu ist, dass die Spielerschaft nicht auf einem zentralen Server sitzt, sondern sich im Vorfeld für einen Realm entscheiden muss. Wer später wechseln will, muss echtes Geld dafür bezahlen.

Ein Blick auf die Technik

Path of Exile präsentiert sich in einer für das Genre wunderschönen Grafik und steht seinem Vorbild optisch in Nichts nach. Vor allem die gelungenen Wettereffekte sind sehr schön anzusehen. Die englische Vertonung ist ganz passabel und kann bis auf ein paar Sprecher überzeugen. Allerdings könnte der Soundtrack etwas abwechslungsreicher sein. Wenn man beim stundenlangen Monsterklatschen immer dieselbe Melodie im Ohr hat, kann das auf die Dauer schon recht fade sein. Allerdings muss man mit dazu sagen, dass diese Erfahrung aus der Closed Beta resultiert, bei der bestimmt, oder hoffentlich, noch nicht alle Musikstücke implementiert sind. Trotz der hübschen Grafik reicht ein schwacher Mittelklasse-PC völlig aus, um Path of Exile zu spielen. Überdurchschnittliche Spezifikationen werden nicht benötigt.

Ein spielerfreundliches Geschäftsmodell

Verfolgt man den Werdegang von Path of Exile, der mittlerweile immerhin sechs Jahre andauert, dann sieht man, dass bei den Entwicklern nicht gerade ein Geldbaum im Büro steht. Schon während der Entwicklung des Spiels war das neuseeländische Indie-Studio auf Spenden aus der Community angewiesen. Dennoch will man Path of Exile als Free-2-Play-Titel veröffentlichen und auf eine monatliche Abo-Gebühr sowie auf den Verkauf des Spielclienten verzichten. Aber keine Angst, die Mannen von Grinding Gear Games wehren sich vehement gegen das Abdriften auf die Pay-2-Win-Schiene und wollen in ihrem beigefügten Itemshop nur kosmetische Gegenstände verkaufen. Der Ausbau des eigenen Charakters und die Erkundung der Welt mit allen sechs Klassen sollen kostenlos bleiben. Auch sonst zeigt man sich eher fokussiert darauf, dem Konsumenten ein schönes Spiel zu schenken, als sich die Taschen vollzumachen. Dies sieht man zum Beispiel daran, dass die Entwickler immer wieder auf die Meinungen und Wünsche der Community eingehen.

Ausblick

Veteranen werden Path of Exile sicherlich skeptisch gegenüberstehen, weil viele grundlegende Elemente von Diablo wiederverwendet und teilweise sogar 1:1 kopiert wurden. Ist aber in unseren Augen nicht schlimm, denn Spaß am Spiel wird auf alle Fälle geboten. Man fühlt sich, als hätten die Entwickler ihren Job wirklich ernst genommen und nicht einfach nur einen schnellen Klon auf den Markt geschmissen, wie es in der Vergangenheit schon oft der Fall war. Zudem machen die zahlreichen Neuerungen, beispielsweise die sehr umfangreichen Talentbäume und die Skill-Gems, Sinn und erhöhen den Spielspaß ungemein. Ob das MMO-Konzept zum Schluss aufgeht und Path of Exile auch im Endgame überzeugt, kann man erst nach einem ausgiebigen Test der finalen Version sagen. Derzeit befindet sich Path of Exile in der Closed Beta und soll ab dem 23. Januar 2013 in die offene Phase übergehen.

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