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Games: Was Steam Refunds für die Industrie bedeuten

Von Christian Liebert - Kolumne vom 25.06.2015 14:12 Uhr

Mit der PC-Umsetzung von Batman: Arkham Knight hat sich Warner Bros. Interactive mal so richtig ins Knie geschossen: Am Release-Tag des bereits vor der Veröffentlichung als Pflichttitel gehypten Open-World-Adventures brach eine Welle des Hasses in allen möglichen sozialen Medien los – die PC-Umsetzung ruckelt wie Sau. Zumindest wenn man den FPS-Lock entfernt, der das neueste Abenteuer des Fledermausrächers standardmäßig auf 30 Bilder pro Sekunde beschränkt. Die massiven Einbrüche der Bildrate, selbst bei überdurchschnittlichen PCs, führten nicht nur zum kolossalen Frust der Fans, sondern auch zur intensiven Benutzung des neuen Steam-Features, ein Spiel innerhalb der ersten zwei Wochen zurückzugeben. Bekommt die Spieleindustrie hier zum ersten Mal die Quittung für den schlampigen Umgang mit dem PC präsentiert?

Wer in den vergangenen Tagen eifrig Games-Medien verfolgt hat, wird eine Überschrift immer wieder gelesen haben: „Batman zeigt die Vorteile des Rückgabe-Features von Steam“. Nahezu jedes große Magazin machte damit deutlich, dass die derzeitige Lage bei der PC-Fassung von Batman: Arkham Knight so nicht hinnehmbar sei. Das haben wohl mittlerweile so viele enttäuschte Fans in die Tat umgesetzt, dass Warner Bros. Interactive den vermasselten PC-Port bei Steam vorerst aus dem Verkauf genommen hat. Ein erstes Entgegenkommen bei einem Problem, das schon seit Jahren die Spielewelt begleitet.

Trotz des zunehmenden Aufstiegs des PCs in der Spieleindustrie, ist es kein Geheimnis, dass sich die Augen der großen Publisher nach wie vor hauptsächlich auf die Konsolen richten. Zwar hat der Rechenknecht eine wesentlich bessere Leistung und erreicht daher höhere technische Standards, doch geht es um die Zahlen, werden die meisten Games eher für PlayStation und Xbox verkauft. Die Umsetzung für Computer ist da oft nur eine gut gemeinte Geste und wird nebenher abgearbeitet. Das führte in der Vergangenheit immer wieder zu Frust. Egal ob Call of Duty: Ghosts, Watch_Dogs, Dark Souls, Grand Theft Auto 4 oder Assassin's Creed Unity – große Freude im Vorfeld, hängende Gesichter hinterher.

Die wohl mieseste Umsetzung war 2007 Ubisofts Versuch das legendäre Resident Evil 4 auch auf dem PC zu veröffentlichen. Mit nerviger Steuerung und einer Grafik, die schlechter als die drei Jahre ältere GameCube-Fassung ausfiel, rauschte der Port bei Fans und Presse komplett durch. Erst aufwendige, mehrere Gigabyte große Mods konnten hier einiges retten, bis Capcom 2014 endlich eine würdige PC-Version auf den Markt brachte.

Aber auch wenn es zumindest in Sachen Grafik und Bildrate bei vielen Titeln passt, müssen PC-Spieler immer wieder damit leben, dass ihrer Version die Heimat auf der Konsole deutlich anzusehen ist. Warum das so ist, zeigt Arkham Knight sehr gut. Das 12-köpfige Team von Iron Galaxy Studios ist für den Port verantwortlich. Hauptentwickler Rocksteady hat einfach die „uncoole“ Arbeit an der Windows-Version auf einen externen Entwickler abgeschoben, um sich selbst mehr um die Konsolen zu kümmern. Mit Erfolg, dort läuft der Titel nämlich sehr gut. Während also mehrere Hundert Mitarbeiter bei Rocksteady die Konsolenfassung auf den Weg bringen, musste sich eine kleine Aushilfstruppe um den PC kümmern. Noch Fragen?

Der PC ist wichtig, aber für einige Entwickler noch nicht wichtig genug, um sich wirklich Mühe zu geben. Die Fans zeigten dafür natürlich kein Verständnis und nutzten eben gleich die neue Möglichkeit bei Steam, das Spiel zurückzugeben und sich das Geld wiederzuholen. Für Publisher Warner Bros. Interactive ist das natürlich eine ganz miese PR und daher machten sie etwas, das normalerweise nicht üblich ist: Sie stellten den Verkauf auf Steam vorerst komplett ein. Man will Batman: Arkham Knight erst wieder freigeben, wenn man einen anständigen Port hat.

Das ist eine kleine Revolution, denn bisher stand man als Spielekäufer in den meisten Fällen ziemlich im Regen, wenn das Game nicht funktionierte oder man schlicht unzufrieden war. Steam lehnte Rückgaben fast konsequent ab – in Elektronikmärkten kann man es höchstens probieren, wenn das Spiel noch originalverschweißt ist. Hatte man einmal das Geld bezahlt, muss man mit seinem Kauf leben. Für Publisher und Entwickler war das recht bequem, denn so bekam man zwar den Hate ab, aber konnte dennoch mit Verkaufszahlen brillieren. Oft reichte es dann einfach aus, ein paar Patches nachzuschieben, um die Gemüter wieder zu beruhigen. Das bringt es leider mit sich, dass immer wieder unfertige Spiele erscheinen, was sich nicht nur auf PC-Ports bezieht.

Es ist mittlerweile fast normal, dass größere Namen mit „Kinderkrankheiten“ auf den Markt geworfen werden. Oft liegt das einfach daran, dass man Termine einhalten muss und darauf baut, dass die Fans das schon verkraften können. Battlefield 4 lässt grüßen! Wenn man den verärgerten Spielern aber die Option einräumt, dass sie solche Vorgehensweisen mit Rückgaben bestrafen, beendet das diesen perversen Teufelskreis. Mit der Angst im Nacken, dass sich sogar Top-Marken nicht verkaufen, weil die Spieler unzufrieden sind, steigt der Druck auf die Qualitätssicherung und damit auch auf die Verbesserung der Spiele. Ein gleiches Bild zeichnet sich ebenso bei den Early-Access-Games ab. Wenn die Spieler ihr Geld zurückfordern können, müssen Entwickler sich zwangsläufig mehr Mühe geben, um ihre ewige Alpha irgendwann auch mal zu beenden, damit das Ganze kein finanzielles Grab wird. Vorbei wäre die Zeit, in der schöne Screenshots reichen, um ein paar Hunderttausend Einheiten zu verkaufen, damit das Spiel dann als ewiger Testclient verendet.

Alles im allem könnten die Steam Refunds die Spieleindustrie nachhaltig beeinflussen und verbessern. Aber leider eben nur „könnte“ – es ist lediglich eine Möglichkeit. Und bisher gibt es die nur bei Steam. Viele andere Plattformen wie PSN, Xbox Live oder Uplay bieten das nach wie vor nicht an. Wer dort kauft und unzufrieden ist, hat Pech gehabt. Nur GOG und Origin haben einen ähnlichen Service parat. Dennoch zeigt sich zumindest in Bezug auf Batman: Arkham Knight eine kleine Besserung und andere Entwickler werden hoffentlich zumindest in nächster Zeit mehr Wert auf eine funktionierende PC-Version legen. Auch wenn auf dieser Plattform nicht die meisten Stückzahlen verkauft werden, sollte man auch diesen Teil seiner Spielerschaft nicht enttäuschen.

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