Mit der Facecam 4K erweitert Elgato sein bestehendes Facecam-Portfolio erstmals um eine Webcam, die echtes 4K-Streaming mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde ermöglicht. Damit stößt der Hersteller in einen Bereich vor, der bisher eher spiegellosen Kameras oder hochwertigen Camcordern vorbehalten war.
Die Webcam richtet sich klar an ambitionierte Streamer, Content Creator und alle, die ihre Kameraeinstellungen möglichst detailliert selbst kontrollieren möchten. Entsprechend hoch sind die Erwartungen und auch der Preis.
Im Test zeigt sich schnell, dass die Facecam 4K viele Dinge sehr gut macht, bei der wichtigsten Disziplin jedoch Schwächen offenbart.
Technische Daten der Elgato Facecam 4K
- Typ: Webcam
- Sensor: CMOS
- Objektiv: Zoomobjektiv, manueller Fokus, f/2,8
- Max. Auflösung: 4K UHD (2160p)
- Bildrate: bis 60 FPS
- Videoausgabe: MJPEG (komprimiert) / NV12 Raw
- Seitenverhältnis: 16:9
- Audio: kein integriertes Mikrofon
- Anschluss: USB-C (USB 3.0)
- Software: Elgato Camera Hub
- Kompatibilität: Windows-PC, Laptop
- Besonderheiten:
- Umfangreiche manuelle Bildeinstellungen
- Digititale Schwenk-/Neigefunktion mit Presets
- AR-Effekte (Nvidia-GPU erforderlich)
- Lieferumfang: Kamera, Monitorhalterung, USB-C-Kabel (2 m)
- Preis: ca. 180–200 €

Verarbeitung & Design
Schon beim ersten Kontakt hinterlässt die Elgato Facecam 4K einen ausgesprochen hochwertigen Eindruck. Das Gehäuse ist sauber verarbeitet, wirkt stabil und langlebig und passt optisch gut in ein professionelles Streaming- oder Homeoffice-Setup. Elgato setzt auf ein schlichtes, funktionales Design, das bewusst nicht verspielt wirkt.
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Erhältlich ist die Facecam 4K in mehreren Farbvarianten – Schwarz, Carbon, Pine und Weiß. Mein Testmuster kommt in Schwarz, was besonders unauffällig wirkt und sich problemlos in nahezu jedes Setup einfügt.

Die Kamera ist rechteckig aufgebaut und besitzt ein relativ großes, mittig platziertes Objektiv. Dadurch wirkt sie weniger filigran als viele klassische Office-Webcams und fast ein wenig klobig. Das ist letztlich reine Geschmackssache und fällt im Alltag kaum negativ auf, sollte aber erwähnt werden. Auf dem Monitor macht die Kamera jedenfalls einen soliden und wertigen Eindruck.
Positiv hervorzuheben ist auch der Lieferumfang. Neben der Kamera selbst liegt eine stabile Halterung für die schnelle Befestigung am Monitor bei, die zuverlässig hält und sich einfach ausrichten lässt. Dazu kommt ein hochwertiges, stoffummanteltes USB-C-auf-USB-C-Kabel mit zwei Metern Länge, das deutlich langlebiger wirkt als typische Beipackkabel. Dass das Kabel abnehmbar ist, erleichtert zudem den Austausch oder eine saubere Kabelführung.
Inbetriebnahme & Alltagstauglichkeit
Die Inbetriebnahme der Facecam 4K gestaltet sich angenehm unkompliziert. Nach dem Anschließen wird die Kamera sofort vom System erkannt und kann direkt in gängigen Programmen wie OBS Studio, Discord oder anderen Aufnahme- und Streaming-Anwendungen genutzt werden. Ein klassisches Plug-and-Play-Erlebnis, wie man es von einer Webcam auch erwartet.

Optional stellt Elgato mit dem Camera Hub eine kostenlose Software zur Verfügung, die allerdings dringend empfohlen werden kann. Erst hier entfaltet die Facecam 4K ihr volles Potenzial. Die Software ist übersichtlich aufgebaut, stabil und erlaubt eine außergewöhnlich detaillierte Kontrolle über nahezu alle relevanten Kameraeinstellungen. Wer sich tiefer mit Bildparametern beschäftigen möchte, wird sich hier schnell zuhause fühlen.
Ein wichtiger Punkt, der vor dem Kauf klar sein sollte: Die Facecam 4K besitzt kein integriertes Mikrofon. Für die anvisierte Zielgruppe aus Streamern und Content Creatorn ist das meist kein Problem, da ohnehin externe Mikrofone genutzt werden. Für klassische All-in-One-Nutzer ist das jedoch ein klarer Nachteil und sollte nicht unterschätzt werden.
Videoqualität & technische Möglichkeiten
Auf dem Papier liest sich die Facecam 4K äußerst beeindruckend, in der Praxis spielt jedoch die USB-Anbindung eine entscheidende Rolle. Grundsätzlich lässt sich die Kamera auch an einem USB-2.0-Port betreiben, allerdings nur mit deutlichen Einschränkungen. Die begrenzte Bandbreite von USB 2.0 erlaubt lediglich niedrigere Auflösungen und Bildraten, meist in komprimierten Modi, sodass ein Betrieb eher als Notlösung zu verstehen ist.
Um die eigentlichen Stärken der Facecam 4K auszuschöpfen, ist USB 3.0 oder höher zwingend erforderlich, da unkomprimierte Videosignale eine sehr hohe Bandbreite benötigen. Nur über diese Schnittstelle stehen die hochauflösenden Modi mit Raw-Ausgabe zur Verfügung.
Das Maximum bildet 2160p bei 60 Bildern pro Sekunde. Aufgrund der dabei anfallenden Datenrate, die selbst USB 3.0 überschreitet, wird dieser Modus ausschließlich komprimiert im MJPEG-Format ausgegeben.

Alle anderen Einstellungen arbeiten unkomprimiert, unterscheiden sich jedoch beim Rohdatenformat:
Bei 2160p30 und 1440p60 gibt die Kamera ein NV12-Raw-Signal aus. Ab 1440p30 und darunter wechselt die Facecam 4K auf YUY2-Raw, ebenfalls unkomprimiert, jedoch mit einer anderen Farbabtastung.
In der Praxis bedeutet das: USB 2.0 reicht aus, um die Kamera grundsätzlich zu nutzen, USB 3.0 ist jedoch Pflicht, wenn man die Facecam 4K so einsetzen möchte, wie sie gedacht ist – mit hoher Auflösung, geringer Latenz und maximaler Bildqualität ohne unnötige Kompression.
Die Integration in OBS funktioniert problemlos, sowohl für reine Aufnahmen als auch für Livestreams. In der Praxis wird allerdings schnell klar, dass die hohen technischen Daten allein noch kein perfektes Bild garantieren.
Software & Einstellungsmöglichkeiten
Der Elgato Camera Hub gehört zweifellos zu den größten Stärken der Facecam 4K. Kaum eine andere Webcam in dieser Klasse bietet derart umfangreiche manuelle Eingriffsmöglichkeiten. Neben grundlegenden Parametern wie Kontrast, Sättigung, Schärfe oder Weißabgleich lassen sich auch Belichtung, Verschlusszeit, Dynamikbereich und Flimmerfilter gezielt anpassen.
Besonders praktisch ist die Möglichkeit, digitale Schwenk- und Neigebewegungen umzusetzen und diese auf mehrere Presets zu speichern. So lassen sich unterschiedliche Bildausschnitte mit einem Klick abrufen, etwa für verschiedene Szenen im Stream.
Zusätzlich bietet die Software eine Gesichtserkennung sowie AR-Videoeffekte. Diese Funktionen setzen allerdings zwingend eine Nvidia-Grafikkarte sowie das Nvidia AR SDK voraus und stehen Nutzern anderer GPUs nicht zur Verfügung. Für viele dürfte das ein nettes Extra sein, aber kein Kaufargument.

Effekte & Zusatzfunktionen im Camera Hub
Neben den klassischen Bildeinstellungen bietet der Elgato Camera Hub auch verschiedene Software-Effekte, deren Umfang allerdings überschaubar bleibt. Dazu zählen unter anderem einfache KI-Hintergründe, mit denen sich der Hintergrund entfernen oder weichzeichnen lässt, sowie LUTs zur schnellen Anpassung des Looks. Letztere sind in ihrer Wirkung eher dezent und ersetzen kein echtes Color Grading, können aber für einen konsistenten Grundlook durchaus sinnvoll sein.
Zusätzlich stehen kleinere AR-Effekte wie ein digitaler Eye-Contact-Modus zur Verfügung, der den Blick leicht korrigiert, um direkten Augenkontakt zur Kamera zu simulieren. Diese Funktion ist technisch interessant, wirkt in der Praxis aber nicht immer natürlich und dürfte eher für Präsentationen als für Streams oder Aufnahmen relevant sein.
Insgesamt gilt: Die Effektsektion ist kein zentrales Kaufargument, ergänzt die umfangreichen manuellen Bildoptionen aber sinnvoll. Wer mehr kreative oder KI-gestützte Effekte erwartet, findet bei Drittsoftware wie NVIDIA Broadcast oder OBS deutlich mehr Möglichkeiten.
Bildqualität in der Praxis
So überzeugend Verarbeitung, Software und Funktionsumfang auch sind, bei der tatsächlichen Bildqualität zeigt die Facecam 4K leider ihre größten Schwächen.
Ein zentraler Kritikpunkt bleibt der Autofokus. Die Kamera setzt vollständig auf eine automatische Scharfstellung und verzichtet auf einen manuellen Fokus. Das ist grundsätzlich komfortabel, nimmt dem Nutzer aber auch die Möglichkeit, selbst nachzujustieren. In der Praxis gelingt es dem Autofokus nicht immer, ein wirklich messerscharfes Bild zu liefern. Selbst bei ruhiger Sitzposition bleibt oft eine leichte Unschärfe bestehen, die insbesondere bei Nahaufnahmen und Gesichtern auffällt.
Abhilfe schafft in gewissem Maße die digitale Schärferegelung im Camera Hub. Setzt man diese auf 100 Prozent, gewinnt das Bild sichtbar an Klarheit, ohne dass störende Artefakte oder starkes Überschärfen auftreten. Dennoch erreicht die Facecam 4K selbst unter optimalen Bedingungen nicht ganz das Schärfeniveau, das man in dieser Preisklasse erwarten dürfte.

Hinzu kommt ein recht deutlich wahrnehmbares Bildflimmern. Bei guter Ausleuchtung lässt sich dieses zwar reduzieren, verschwindet aber nie vollständig. Aktiviert man die integrierte Rauschunterdrückung, wird das Flimmern zwar deutlich besser, allerdings erkauft man sich diese Verbesserung mit neuen Problemen. Bei schnelleren Bewegungen beginnt das Bild sichtbar nachzuziehen, was besonders bei lebhaften Streams oder Gestik störend wirken kann. Dieses Ghosting scheint direkt mit der Bildverbesserung zusammenzuhängen und lässt sich aktuell nicht zufriedenstellend umgehen.
Positiv hervorzuheben ist hingegen die Farbwiedergabe. Farben wirken natürlich, Hauttöne werden realistisch dargestellt und es kommt nicht zu übertriebenen Kontrasten oder Übersättigungen. In dieser Hinsicht liefert die Facecam 4K ein solides und angenehmes Bild.
Filter & Erweiterbarkeit
Ein interessantes Detail ist die Möglichkeit, physische Filter wie ND-Filter an der Kamera zu verwenden. Diese sind zwar nicht im Lieferumfang enthalten, lassen sich aber unkompliziert anbringen. Für Nutzer mit anspruchsvolleren Setups eröffnet das zusätzliche kreative Spielräume, auch wenn es eher ein Bonus als ein Kernfeature darstellt.
Preis & Marktposition
Mit einem aktuellen Preis von rund 179,99 Euro im Elgato-Shop beziehungsweise etwa 199,99 Euro bei Amazon bewegt sich die Facecam 4K klar im oberen Segment der Webcam-Klasse. In dieser Preisregion konkurriert sie nicht nur mit anderen Webcams, sondern indirekt auch mit Einsteiger-DSLR- oder spiegellosen Kameras in Kombination mit Capture Cards.

Fazit von Patrik Hasberg
Die Elgato Facecam 4K ist eine technisch ambitionierte Webcam, die vor allem durch ihre hervorragende Verarbeitung, die sehr leistungsfähige Software und die umfangreichen manuellen Einstellungsmöglichkeiten überzeugt. Sie richtet sich klar an Nutzer, die Kontrolle über ihr Bild haben wollen und bereit sind, sich intensiv mit Kameraeinstellungen auseinanderzusetzen.
Gleichzeitig bleibt die Bildqualität hinter den hohen Erwartungen zurück. Der nicht ganz präzise Fokus, das sichtbare Flimmern und die Probleme bei Bewegungen mit aktivierter Rauschunterdrückung sind Schwächen, die man bei einem Preis von nahezu 200 Euro nur schwer ignorieren kann. Für einfache Streams mag das Bild ausreichend sein, doch selbst bei 4K mit 60 FPS erreicht die Kamera nicht die Qualität, die der Preis vermuten lässt.
Unterm Strich lässt sich die Facecam 4K daher nur eingeschränkt empfehlen. Wer hauptsächlich in 1080p streamt und Wert auf einfache Bedienung legt, findet günstigere Alternativen mit vergleichbarer oder sogar besserer Bildqualität. Für Nutzer, die tief im Elgato-Ökosystem stecken und maximale Kontrolle schätzen, kann die Kamera dennoch interessant sein – der Preis wirkt angesichts der gebotenen Bildqualität jedoch nicht vollständig gerechtfertigt.
✅ Pro
- Sehr hochwertige Verarbeitung und solides Gehäuse
- Einfache Inbetriebnahme (Plug & Play)
- 4K-Auflösung mit bis zu 60 FPS möglich
- Umfangreiche manuelle Einstellmöglichkeiten über Elgato Camera Hub
- Digitale Schwenk- und Neigefunktion mit speicherbaren Presets
- Natürliche und originalgetreue Farbwiedergabe
- Unterstützung für physische Filter (z. B. ND-Filter)
- Sehr gute OBS-Integration für Streaming und Aufnahmen
❌ Kontra
- Bild erreicht keine durchgehend perfekte Schärfe
- Sichtbares Flimmern, besonders bei weniger optimaler Beleuchtung
- Rauschunterdrückung verursacht starkes Nachziehen bei Bewegungen
- Kein integriertes Mikrofon
- AR-Funktionen nur mit Nvidia-Grafikkarte nutzbar
- Für die gebotene Bildqualität relativ hoher Preis (ca. 180–200 €)
Unterm Strich richtet sich die Elgato Facecam 4K klar an ambitionierte Streamer, die maximale Kontrolle über ihr Bild wünschen – der hohe Anspruch an 4K-Qualität wird jedoch nicht in allen Bereichen vollständig eingelöst.





