Wieso Tell Me Why mein persönliches Highlight im Jahr 2020 ist – Kapitel 3 – TEST

Wir denken immer weitere Reisen unternehmen zu müssen, um uns emotional oder gedanklich für Dingen öffnen zu können. Wir denken immer, wir benötigen ein Hardcore-Szenario, um uns die Probleme der Menschheit vor Augen führen zu können. Ich glaube, dem ist nicht so. Versteht mich nicht falsch, ich liebe Games, alternative Universen, dystopische oder utopische Welten genau so wie ihr.

Aber bisweilen ist man einfach übersättigt von all diesen vermeintlich innovativen, neuen, krachenden, explodierenden, übermäßig grässlichen, donnernden, blutigen, komplizierten oder einfach nur höchst metaphorischen Spielen, die uns manchmal etwas zu weit von dem Leben vor unserer Haustür wegtragen. „Tell Me Why“ tut das nicht, sondern bringt das Leben vor dieser Tür in unsere eigenen vier Wände. Und dafür bin ich sehr dankbar.

Deshalb kann ich über bestimmte Details, die das Spiel nicht zum perfektesten Game aller Zeiten machen, sehr gut hinwegsehen und würde es trotz weniger innovativem Gameplay uneingeschränkt weiterempfehlen. Denn für mich ist „Tell Me Why“ mehr als nur ein „Life is Strange“-Nachfolger, der sich nach Sexualität und Missbrauch nun neuen Trendthemen wie Transsexualität und Mental Health zuwendet. Es ist ein leicht zugänglicher und verantwortungsbewusst geschaffener Türöffner, der Menschen daran erinnern kann, dass unsere Unvollkommenheit kein Hindernis ist, unseren Mitmenschen, dieser Erde und vor allem uns selbst mit Respekt und Mitgefühl zu begegnen.