In unserem Test zu „One Piece World Seeker“ verraten wir euch, was das neue Open-World-Adventure von Ganbarion und Bandai Namco unter der Haube hat. Wir haben uns das Spiel angesehen, selbst die kleinsten Winkel der Spielwelt erforscht und liefern euch ein umfangreiches Fazit zum neuesten Spiel aus dem „One Piece“-Universum. Die Schöpfer von „One Piece“ nehmen das 20. Jubiläum zum Anlass, dem Franchise eine unverwechselbare Videospieleinlage zu spendieren. One Piece World Seeker ist das erste Open-World-Action-Adventure dieser Art. Aber können die Entwickler von Ganbarion ihren ambitionierten Plan in die Tat umsetzen? In „One Piece World Seeker“ dürfen wir mit Monkey D. Ruffy (im Original Monkey D. Luffy) auf Erkundungstour durch die eigens für das Spiel entworfene Gefängnisinsel (Prison Island) gehen. Dabei steuern wir lediglich den Kopf der Strohhutpiratenbande. Alles dreht sich also um Ruffy und seine übermenschlichen Fähigkeiten, während wir mit zwei gänzlich neuen Gesichtern konfrontiert werden - Isaac und Jeanne. Diese beiden Figuren wurden vom Mangaka Eiichiro Oda höchstselbst und ausschließlich für das Spiel entworfen. Für Fans dürfte dies besonders relevant sein, da sie bislang in keinem Manga oder Anime zu sehen sind. Das gilt gleichermaßen für die Gefängnisinsel, die einen vollwertigen Story-Arc darstellt. Der neue Spielansatz ist wohl am ehesten wie ein Kinofilm zu „One Piece“ zu betrachten. Wir erhalten vollwertig ausgeschriebene Figuren, einen für das Medium vorgesehenen Schauplatz und eine eigene, in sich geschlossene Rahmenhandlung, parallel zur Hauptgeschichte im Manga und Anime. Dies birgt genug Potenzial, um es als unverzichtbares Stück „One Piece“-Geschichte einzuordnen. Die Fans der ersten Stunde werden um „One Piece World Seeker“ also keinesfalls drumherum kommen - so viel vorab! Es kann nur einen geben … Und das möchten sie auch nicht, denn das Spiel bietet in seiner 20-stündigen Spielzeit genug Inhalt, um die Spieler bis zum Schluss zu unterhalten. Angefangen mit dem Entschluss, dass die Spieler nicht die ganze Crew spielen, wie es hingegen zumeist in den vorherigen Umsetzungen der Fall war, liegt der Fokus eindeutig auf Ruffy - und das ist auch gut so. Diese Entscheidung trägt dazu bei, dass wir uns in „One Piece World Seeker“ voll und ganz auf den Käpt’n konzentrieren, mit ihm dieses Abenteuer als stellvertretenden Avatar erleben und so vollends in die Geschehnisse rund um die Gefängnisinsel eintauchen können. Spielerisch macht es zudem dahingehend Sinn, dass die Entwickler ein Fähigkeiten-Sphärobrett verbaut haben, das viele noch aus „Final Fantasy X“ oder jüngst aus „Assassin’s Creed: Origin“ kennen dürften. Mit dem vollständigen Fokus auf einen Charakter etablieren die Entwickler hier also erstmals ein anerkanntes Fortschrittsystem in der Reihe, das sich mit dem Wechsel auf die offene Adventure-Welt ideal einfügt. Die Figur lässt sich somit Stück für Stück weiterentwickeln, wie es beispielsweise im Manga und Anime der Fall ist, wo er sich auch mit der Zeit entwickeln muss, um den Gefahren zu trotzen. Ruffy verfügt demnach über unterschiedlichste Fähigkeiten, die ihr im Verlauf der 20 Stunden erst einmal freischalten müsst. Ein ständiger Wechsel zu anderen Charakteren hätte in dieser Hinsicht nur wenig Sinn ergeben. Aber keine Angst bei dem Fokus, die Strohhutbande ist natürlich nicht weit, die ihr in einer der früheren Missionen auf der Insel verteilt sucht und die euch immer mal wieder in den Haupt- und Nebenmissionen zur Seite steht. So sind Lysop, Brook und Lorenor Zorro selbstredend unverzichtbares Beiwerk in einer „One Piece“-Geschichte. Doch das Augenmerk wandert erst einmal woanders hin: Nämlich auf Jeanne und Isaac. Hier One Piece World Seeker kaufen!* Marinebefürworter versus Marinegegner Was uns direkt zum Plot von World Seeker führt. Jeanne und Isaac stellen nämlich das allumfassende Fundament des Gefängnisinsel-Arcs dar und vertreten augenscheinlich zwei konträre Parteien. Diese gespaltenen Gruppierungen, die Marinebefürworter und Marinegegner, sind das bittere Resultat einer langjährigen Entwicklung auf der Insel. Den Anfang nimmt die Entwicklung in dem Umstand, dass die Marine vor vielen Jahren dabei half, den anhaltenden Krieg auf der Insel zu beenden. Daraufhin stellten sich bei den Inselbewohnern Wohlstand und Zufriedenheit ein. Doch im Laufe der Jahre hat sich das Abbild der Insel komplett verändert und nicht alle Bewohner schätzen die vermeintlich aufrichtige Hilfe der Marine, die ihren Standpunkt auf der Insel gefestigt hat und sie zu einer Gefängnisinsel transformieren konnte. Hier kommt Isaac ins Spiel, der seines Zeichens als hochintelligenter und undurchschaubarer Gefängnisdirektor eingesetzt wird. Wie seine Pläne aussehen und welches Spiel er treibt, wird sich bis zum Schluss über unzählige Stunden hinweg aufbauen und erst im treffendsten Moment offenbaren. Hingegen ist Jeanne die Person, die über die negative Stimmung auf der Insel bestens in Kenntnis ist und alles für die Inselbewohner zu opfern bereit wäre. Doch wo Spaltung vorherrscht, ist die Konfrontation nicht fern. Wird es also zu einem erneuten Krieg auf der Insel kommen? Zum Glück steht Ruffy der lieben und warmherzigen Jeanne zur Seite. Gemeinsam versuchen sie den Konflikt zwischen den Marinebefürwortern und den Marinegegnern zu entschärfen. Ganz wie im Manga oder Anime lernen wir die Hauptfigur Jeanne im Laufe der Zeit von ihrer besten Seite kennen, die Ruffy ein ums andere Mal in unzähligen Quests zur Seite steht (lustigerweise spawnt sie buchstäblich in jeder Quest aus dem Nichts). Durch das häufige Auftreten von Jeanne, die sich Ruffy nach und nach aufschließt, kann der Spieler eine reelle Bindung zu der Figur aufbauen. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass die Verbindung zwischen dem Spieler und der Figur ähnliche Verbindungen aufweist wie die aus einigen Kinofilmen oder sie sogar übertrifft. Das ist dem Umstand geschuldet, dass wir in diesem Medium viel mehr Raum haben, die Verbindung also über viel längere Zeit aufzubauen. Wir werden mit der Figur dadurch ganz anders vertraut, weshalb die Formel am Ende aufgeht, eine neue, eigenständige Geschichte in diesem durchdachten Rahmen zu erzählen. Open-World, eine gute Entscheidung? Aber was wäre eine gut geschriebene Rahmenhandlung ohne eine malerische Kulisse, auf der sie erzählt würde? Ganbarion geht mit World Seeker einen neuen Weg im Franchise und verpasst „One Piece“ somit den Open-World-Stempel. Und das in einer Zeit, in der sich bei vielen die Nackenhaare kräuseln, wenn sie die Schlagworte „Open World“ als Verkaufsargument bei einem Videospiel hören. Doch ihr solltet euch hier keineswegs abschrecken lassen. Das gesamte Spiel findet auf der sogenannten Gefängnisinsel statt. Es handelt sich also um ein allumfassendes Inselabenteuer. Das ergibt inhaltlich durchaus Sinn, da solch ein Story-Arc in „One Piece“ stets in so einem Rahmen erzählt wird, wie wir wissen. Ihr wechselt demnach nicht zu unzähligen Schauplätzen, die ihr bereits aus dem Manga oder Anime kennt (wie zum Beispiel in „One Piece: Unlimited World Red). Das spricht für „World Seeker“ und unterstreicht den Eigencharakter immens. Dabei verfügt die Insel über unzählige POI (Points Of Interests), die zum Erkunden einladen. Hot Spots wie die Saphirstadt (eine kleinere Stadt), der Bernsteinhafen, wo die Thousand Sunny vor Anker liegt oder die Stahlstadt - eine Großstadt, die die Marine aufgebaut hat - sind allesamt sehr differenziert und bieten den nötigen Spielplatz für eure Aufgaben. Unterwegs dürft ihr in alter Piratenmanier auf die Jagd nach Schatztruhen und weiteren Items gehen. Die gefundene Ausrüstung dient euch bei den Missionen oder stärkt Ruffys Statuswerte direkt. Davon abgesehen, dass ihr die einzelnen Ort sehr häufig besuchen werdet, ist die offene Inselwelt keinesfalls zu groß oder gar zu klein geraten. Viel mehr bieten die Entwickler einen grundsoliden Schauplatz, der sich für solch eine Art der Geschichtenerzählung als überaus geeignet entpuppt. Grafisch ist die Insel sehr gelungen, obgleich sich der 3D-Stil ein wenig mit den Anime-Figuren beißt. Doch es macht einfach Spaß, mit Ruffys Gummiarmen über die Häuser zu schwingen und dabei vom Himmel aus die Insel zu überblicken. Und hier wird einmal mehr deutlich, wieso es Ruffy sein muss, der dieses Abenteuer bestreitet, denn nur er mit seiner Gum-Gum-Frucht bietet die nötige Bewegungsvielfalt, die ihr anhand des Fähigkeiten-Sphärobretts sogar noch weiter ausbauen und erweitern könnt. Dabei solltet ihr alles berücksichtigen und schnellstmöglich freischalten, was eure Bewegung verbessert. Alternativ könnt ihr stets auf die Schnellreise-Fähigkeit zurückgreifen, um zu den einzelnen Städten zu reisen. Ihr erkundet die Insel also nach und nach und erhaltet pro Kapitel immer wieder neue Haupt- und Nebenmissionen, die ihr abarbeiten könnt. Dies solltet ihr auf jeden Fall tun, da ein Karma-System verbaut wurde, das euch mit Karma-Missionen und einer weiteren Überraschung belohnt. An sich ist der Ablauf also wohl strukturiert, doch er ist sehr unverhältnismäßig. In einigen Kapiteln werdet ihr drei bis vier Stunden verbringen und andere sind hingegen in 30 Minuten vorüber. Dem generellen Spieltempo tut dies jedoch keinen Abbruch, da selbst die Nebenmissionen recht spielenswert sind. Hier erfahrt ihr nicht nur mehr über Jeanne, Isaac und die Inselbewohner, sondern werdet zudem mit euren Teammitgliedern konfrontiert oder trefft sogar auf alte Bekannte aus dem Manga und Anime. Die Strohhüte möchten ähnlich wie Ruffy ebenfalls ihre Hilfe anbieten, woraus Kurzgeschichten entstehen und ihr in jeder Mission etwas über die Menschen erfahrt. So werdet ihr schlussendlich noch tiefer ins Abenteuer gezogen! Abgerundet wird das Ganze mit einem Besuch auf der Thousand Sunny, wo die Rabauken der Strohhutbande stets zugegen sind. Hier könnt ihr euch Ausrüstung schmieden, sie zerlegen, eure Crew auf die Suche nach Items schicken oder einfach nur mit den Strohhüten plaudern. Gum-Gum-Ballon: Da ist noch Luft nach oben! Aber kommen wir zum wichtigen Gameplay-Aspekt des Kampfsystems, der noch ausbaufähig wäre. Obwohl mehrere Faktoren bedacht wurden, reicht es am Ende nicht aus, um den Spieler für längere Zeit bei der Stange zu halten. Was auf dem Papier recht schlagkräftig klingt, kann in der Praxis nur halbwegs überzeugen. Faktisch gibt es zwar diverse Möglichkeiten, die ihr im Kampf auch nutzen könnt, doch diese bieten keine spielerische Tiefe. Da wäre allem voran die Unterteilung in den Beobachter- und Panzer-Haki. Ersterer steht für schnelle Schläge und schicke Ausweich-Moves und Letzterer für langsame, schlagkräftige Schläge und mehr Abwehr. Ihr könnt den Haki-Modus im laufenden Kampf nach Lust und Laune wechseln, doch das ergibt nur wenig Sinn. In Hinsicht auf das Skill-Sphärobrett solltet ihr euch anfänglich für eine Seite entscheiden und diese stärken, um so schnell das Beste aus Ruffy herauszuholen. Dieser Umstand wird durch die Ausrüstung unterstrichen, die sich im besten Fall auf eine der Seiten (Modi) konzentriert. Ab einem bestimmten Fortschritt folgt obendrein noch ein dritter Modus, den wir aus Spoilergründen an dieser Stelle nicht verraten. Doch hier wird das fundamentale Problem ebenfalls nicht behoben. Habt ihr euch für einen Modus entschieden, laufen die Kämpfe immer gleich ab. Lediglich die Gegner unterscheiden sich teils von ihrem Angriffs-Moveset, wobei es insgesamt aber nicht sonderlich viel Abwechslung bei den zu vermöbelnden NPCs gibt. Die aktiven Kampfeinlagen beschränken sich auf das Nötigste: Eine simple Schlagabfolge, ausweichen oder blocken und im besten Fall nochmal ein Fernangriff dazwischenschieben. Wenn der Tension-Balken geladen ist, haut ihr den Piraten, Matrosen und weiteren Gegenspielern eine von Ruffys Spezialattacken wie den Red-Hawk oder eine Elefanten-Gatling gegen den Latz. Schwächere Kontrahenten könnt ihr einfach direkt mit dem Königs-Haki ausschalten. Kleinere Freischaltungen wie eine verbesserte Wahrnehmung oder Zeitlupeneffekte ändern nichts am Kernproblem. Die Kämpfe verlaufen allesamt sehr repetitiv und die Steuerung erweist sich als sperrig. Die Kamerasteuerung im Kampf lässt ebenfalls zu wünschen übrig, was insgesamt kein solides Action-Gameplay ermöglicht. Mehr Abwechslung wie leichte und schwere Schläge, Kombinationsangriffe oder anderweitig wechselnder Input wäre hier wünschenswert. Bei Fortsetzungen, die es sicherlich eines Tages geben könnte, müsste hier noch einmal ordentlich geschraubt werden.