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Esports: Bewegung ohne Schweiß: Ist Zocken schon Sport?

Von Eva Lill - Special vom 19.01.2019 13:54 Uhr

Diese mangelnde Anerkennung ist ja nicht nur ein Problem des Esports, sondern leider generell von Computerspielen.

Ja, das stimmt. Man bemerkt, dass Politiker sich mit dem Thema gar nicht richtig auseinandersetzen. Da wird dann eben nur die Kellerkind-Karte gezogen. Aber wir sind mittlerweile so viele, so groß, die Politik muss anfangen, sich damit ernsthaft auseinanderzusetzen. Man sieht ja auch, dass sich etwas tut. Auch im Bundestag, die Grünen haben jetzt zum Beispiel nochmal einen Antrag gestellt, um Esports besser zu fördern.

Auch bei „normalen“ Sportvereinen scheint das Interesse zu steigen…

Sportvereine leiden unter Nachwuchsmangel. Die Leute gehen einfach nicht mehr im Dorfverein Fußball spielen, die Vereine drohen auszusterben. Sie bekommen nicht mehr so viele Leute für die Organisation, ihnen fehlen aber auch Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge. Viele Kinder zocken eben und verbringen so ihren Nachmittag. Der einfachste Weg, diese Playerbasis an den Verein zu binden, ist eine entsprechende Abteilung.

In der Diskussion um eine offizielle Anerkennung wird bemerkt, dass hinter Computerspielen – anders als eben bei klassischen Sportvereinen – eine Firma mit kommerziellem Interesse steht.

Genau. Das macht es eben auch so schwierig, Esports als Sport anzuerkennen. Denn wenn ich Fußball spiele, dann besitzt niemand Fußball. Niemand kann einfach mal so die Regeln ändern. Wenn ich aber LoL zocke, dann kann Riot, beziehungsweise Tencent, sagen: Wir haben keinen Bock mehr wie das läuft, wir ändern das jetzt. Aber wie geht dann ein klassischer Sportverband damit um? Das ist nicht so einfach. Das ist ein Vorteil, wenn Esports eben nicht innerhalb eines klassischen Sportvereins angesiedelt ist. Man kann rasch reagieren. Games dazunehmen, weglassen. Ohne über einen eventuell leicht angestaubten Sportvorstand gehen zu müssen, der im schlimmsten Fall gar keine Ahnung vom Thema hat.

Es gab sogar mal die Diskussion, Esports olympisch zu machen…

Achja, nett. Aber mir wäre lieber, es würde hier in Deutschland von der Organisation her erst mal richtig klappen.

Aber ist Esports etwas, was deiner Meinung nach dem olympischen Gedanken entspricht?

Das auf jeden Fall! Es gibt kaum eine kompetitive Sportart, die friedfertiger ist. Spieler geben sich nach dem Spiel die Hand, es gibt keine Fouls. Außerdem ist es durch das Internet total egal, mit wem ich da spiele. Mit nem Inder, mit nem Ami, jemandem aus Australien. Es ist auch egal, ob du eine Behinderung hast, wie alt du bist, was du machst, welches Geschlecht du hast, oder wie du dich sexuell orientierst. Es ist total demokratisch.

Apropos Demokratie… verfolgt Deutschland, was die Bundesländer angeht, momentan eigentlich eine einheitliche Linie beim Thema eSport?

Nein, gar nicht. Auf der einen Seite gibt es Länder, wie etwa Schleswig-Holstein oder Nordrhein-Westfalen, die sagen: Lasst uns Esports fördern. Und dann gibt es so Leute wie den hessischen Innenminister Peter Beuth, der sagt, man müsse Esports als Begriff „ausradieren“.

Wie würdest du die Lage in Deutschland generell einschätzen?

Wir sind an einem ganz guten Punkt angekommen. Es gibt nur noch wenige Leute, die sich komplett verschließen. Das sieht man an den Fußballvereinen oder an der virtuellen Bundesliga, die jetzt gestartet ist. Auf uns beim Hochschulsport ist letztens auch der Landessportverband Hessen zugekommen und hat um ein Treffen geben, um in einer offenen Runde darüber sprechen zu können, was Esports ist und was er kann und wie wir da auf einen Nenner kommen können. Wir sind so weit, das es bei uns in Deutschland solche Momente des offenen Dialogs gibt, in denen man nicht mehr nur als komischer Esportler abgestempelt wird, sondern in denen man als Phänomen der Digitalisierung anerkannt wird, weil Zocken nun mal allgegenwärtig ist. Auch wenn wir nicht anerkannt werden, der Esport wächst weiter. Das eigentliche Problem ist: Ja, wir sind jetzt in diesem Dialog. Aber eben erst jetzt. Letztes Jahr hat die Bevölkerung von Paris beschlossen, eine Million Euro in die Hand zu nehmen, um eine Esports-Trainingshalle zu bauen. Das Ausland ist so viel weiter als wir.

Woran liegt das?

Keine Ahnung, wirklich nicht. Aber wir haben zum Vergleich ja immer Korea und China vor Augen, die eigene Arenen haben und du bist ein ordentlicher Arbeitnehmer, wenn du da Esportler bist. Aber das ist eine ganz andere Mentalität. In Deutschland ist es schwierig, schwierig für jeden Spieler, der Talent hat, jemanden zu finden, der ihn oder sie weiter ausbildet, trainiert, fördert. Es ist schwierig für die Vereine, sich trotz all der Steine, die sie in den Weg gelegt bekommen, vor allem bürokratisch, zurechtzufinden.

Was wäre dein Wunsch, wo soll Deutschland in einigermaßen absehbarer Zukunft beim Thema Esports stehen?

Ich hätte gern in jeder großen Stadt einen offiziellen Esports-Club, der jeden der großen Titel anbieten kann, als Breitensport. Der genauso organisiert ist, wie jeder Sportverein. Das ist mein Traum für die nächsten zehn Jahre.

Jan, wir danken dir das für das Gespräch.

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