PLAYCENTRAL TESTS Detroit: Become Human

Detroit: Become Human: Androiden an die Macht!

Von Patrik Hasberg - Test vom 25.05.2018 13:16 Uhr

Moderne Gesellschaftskritik

Das grundsätzliche Setting von Detroit: Become Human könnte besser nicht sein. Regelmäßig wird dem Spieler ein Spiegel der heutigen Gesellschaft vorgehalten. Womöglich werden wir uns in 10, 20 oder 30 Jahren mit ähnlichen moralischen und ethischen Fragen beschäftigen. Doch auch aktuelle Themen wie der derzeit heiß diskutierte Datenschutz wird in digitalen Zeitschriften, die überall in der Spielwelt zu finden sind, aufgegriffen. Was passiert schließlich mit den Daten, die von den Androiden verarbeitet und gespeichert werden? Nutzt das zuständige Unternehmen CyberLife diese sensiblen und personenbezogenen Daten für eigene Zwecke? Das wissen die Menschen in dem Spiel nicht und trotzdem werden die Androiden mit sämtlichen Aufgaben betreut. Selbst Zahlungen können von den künstlichen Stadtbewohnern innerhalb von Sekunden durchgeführt werden, eine Absicherung gegen Missbrauch gibt es hingegen scheinbar nicht.

Doch nicht nur alltägliche Aufgaben werden von den Androiden erfüllt. Selbst im Sport setzt man diese ein – ebenfalls zum Ärger vieler Bürger. Während in unserer heutigen Welt immer wieder Diskussionen rund um Dopingvorfälle im Sport stattfinden, wird in der Welt von Detroit: Become Human darüber diskutiert, ob Androiden mit übermenschlichen Fähigkeiten in Sportarten wie Baseball nicht verboten werden sollten.

Der stattfindende bzw. sich entwickelnde Konflikt zwischen Menschen und Androiden wird im Spiel durch einige symbolträchtige Bilder demonstriert, die nachdenklich machen und unweigerlich an Rassismus innerhalb des dritten Reiches erinnern – obwohl es „nur“ Roboter sind. (Doch ab wann ist ein Mensch, ein Mensch? Wann wäre ein Roboter ein Mensch?) So gibt es in den Bussen abgetrennte Abteile für Menschen und Androiden.

Klischeedenken

Problematisch ist hier lediglich, dass Quantic Dream die Sozial- und Gesellschaftskritik nicht nur dezent in das Spiel integriert hat, sondern diese dem Spieler an wirklich jeder Ecke vor die Nase gesetzt wird. Zeitungen und Magazine kennen keine anderen Themen, gefühlt jeder Mensch tritt den Androiden entweder misstrauisch oder gleich gewalttätig gegenüber und viele Dialoge oder Handlungen sind vorausschaubar. Vor allem die Charaktere wirken oft sehr stereotypisch, berechenbar und wirklich nur für einen bestimmten Plot in das Spiel integriert. Der Vater, der seine Tochter schlägt, ruft bei dem Großteil der Spieler selbstverständlich Mitleid in Verbindung mit Ärger hervor. Solche Momente sind von Quantic Dream allerdings bewusst inszeniert, um eben eine bestimmte Emotion bei dem Spieler hervorzurufen und diesen mit allerhand moralischen Fragen zu konfrontieren und zum Handeln zu bewegen.

Film oder Spiel?

Die wohl größte Kritik an den David Cage-Spielen sind seit Fahrenheit die stark beschränkten Gameplay-Möglichkeiten. Der Fokus lag schon immer auf den Charakteren, einer emotionalen Story sowie verschiedenen Dialogoptionen, die den weiteren Handlungsverlauf beeinflussen können. Streng genommen ändert Quantic Dream an diesen festen Säulen nur wenig und vertraut lieber auf die bekannten Stärken. Trotzdem gibt Detroit: Become Human dem Spieler in Bezug auf das Gameplay deutlich mehr Interaktionsmöglichkeiten an die Hand. Fehlen darf natürlich auch das obligatorische Knöpchendrücken bei Quicktime-Events nicht. Diese solltet ihr allerdings zu jeder Zeit ernst nehmen, ansonsten könnte einer eurer Roboter-Lieblinge vorab das Zeitliche segnen. Coole Idee: Um Seiten umzublättern, könnt ihr mit eurem Finger über das Touchpad des PS4-Controllers wischen.

Ein eng geschnürtes Korsett

Abseits der Entscheidungsfreiheit wirken die Level regelmäßig wie ein eng geschnürtes Korsett, das eher als Mittel zum Zweck dient. Sonderlich viel Bewegungsfreiraum haben wir so gut wie nie. Besonders zu Beginn fällt dies stark auf, als wir mit Markus einkaufen sind und uns eine transparente Levelbegrenzung, nur wenige Meter neben dem vorgegebenen Weg, am Weitergehen hindert.

Alte Schwächen, …

Wirklich nervig kann die hakelige Steuerung in Kombination mit der störrischen Kamera sein. Immer wieder verlieren wir dadurch die Orientierung, drehen uns unkontrolliert im Kreis oder bleiben an Objekten hängen. Ein Problem ist dabei die fehlende Übersicht. Zwar können wir die Perspektive der Kamera auf Knopfdruck ändern, wichtige Objekte oder Räume können so aber schon mal übersehen werden.

… bekannte Stärken

Passend zu der gelungenen Inszenierung verhält sich auch die audiovisuelle Umsetzung. Die Vertonung ist auf Englisch aber auch auf Deutsch absolut gelungen, während die Soundkulisse und die Musikuntermalung genauso weit oben angesiedelt sind. Sie ergänzen den Titel in emotionaler Hinsicht perfekt.

Das detaillierte und futuristische Detroit sowie das Design aller weiteren Schauplätze ist den Entwicklern außerordentlich gut gelungen. Ins Auge stechen vor allem die Licht- und Wettereffekte sowie die Charaktermodelle, die durch Motion Capturing nahezu echt aussehen. Vor allem die Gesichter der Protagonisten lassen jegliche Regung erkennen und wirken dadurch realistisch. Damit hat Quantic Dream das Niveau der Darstellung und Inszenierung von Videospielcharakteren auf eine neue Stufe gehievt.

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Schreiberling, Spieleentdecker, praktizierender Perfektionist und Mann fürs Grobe. Außerdem laufender Freizeit-Hobbit, der Katzen liebt. – Hunde gehen auch. „Auch sonst eigentlich ganz ok“.
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