
Und schwupp, in bester Ubisoft-Manier erscheint schon ein Jahr später der erste Nachfolger zur im vergangenen Jahr erschienenen Action-Fliegerei, Tom Clancy's H.A.W.X. Da stellt sich natürlich die Frage, ob das Studio in Bukarest für das Sequel ein paar sinnvolle Innovationen aus dem Ärmel schüttelt oder ob Ubi lediglich versucht das Franchise weiter auszumelken. Wir haben mit der Xbox 360-Fassung einen ausführlichen Testflug unternommen und verraten euch, ob H.A.W.X. 2 ein Raubvogel oder eine lahme Ente ist.
L wie Lenkrakete
Wie man es von den meisten Clancy-Titeln gewohnt ist, besitzt auch H.A.W.X. 2 einen Plot, der vor Patriotismus nur so trieft. Nachdem im Erstling die nationale Sicherheit von den USA und Mexiko auf dem Spiel stand, trifft es diesmal die Russen. Denn dort wurden einige Nuklearsprengköpfe entwendet, Grund genug für Russland gemeinsam mit den USA und Großbritannien dem organisierten Terrorismus im Mittleren Osten den Kampf anzusagen. Erledigt wird dies vom Spieler größtenteils in Form von Dogfights in luftiger Höhe, erstmals in H.A.W.X. 2 gibt es auch Aufklärungs- und Brechstangeneinsätze, bei denen mit schwerem Geschütz Ziele am Boden bombardiert werden.
Los geht's mit einem Tutorial, in dem mit, David Crenshaw, dem Protagonisten aus Teil Eins die Umgebung erkundet wird. Überraschenderweise ist der Flieger nicht von Beginn an in der Luft, sondern der Spieler muss den Start übernehmen. Sofern die Basis nicht gerade von gegnerischen Truppen angegriffen wird, fühlen sich diese Abschnitte unspektakulär und überflüssig an, da man nur bis zum Erreichen der für den Takeoff notwendigen Geschwindigkeit über eine Startbahn beschleunigt. Das bedeutet jedoch auch, dass am Ende einer Mission die Maschine wieder unbeschadet am Boden ankommen muss. Das klingt zunächst etwas einfacher als es wirklich ist, denn gerade die Landung kann, trotz Hilfestellung seitens der Engine, ein richtiger Frustgarant werden. Wer Top Gun von dem NES kennt weiß, dass auf einem Flugzeugträger zu landen kein leichtes Unterfangen ist.
An den Luftkämpfen selber gibt es nicht viel zu meckern. Die Steuerung ist simpel gehalten, trotzdem braucht es für die Steuerung mit den Analogsticks etwas Eingewöhnungszeit. Danach geht es richtig ab: Feindliche Jäger werden mit Wärmesuchraketen und dem Bord-MG gejagt, Ziele am Boden mit Torpedos aufgerieben und gegnerische Raketen mit waghalsigen Flugmanövern abgeschüttelt. Das Gameplay ist packend und arcadelastig, und gerade in den späteren Missionen zieht der Schwierigkeitsgrad noch einmal kräftig an.
Super, nicht Diesel
Dummerweise bremst sich das Spiel mit den Start- und Landesequenzen selbst aus. Die Krone setzt dem Ganzen das Auftanken des eigenen Jets auf, den hier kommt es beim Andocken auf jeden Zentimeter an. Auch die Lauschangriffe mit den unbemannten Aufklärungsvehikeln sowie die Großangriffe mit der AC-130 halten das schnelle Pacing auf. Zwar freuen sich Clancy-Fans über die Überschneidungen mit anderen Serien, beispielsweise sind auch Scott Mitchell und die Ghosts im Einsatz, trotzdem ist die Story ziemlich lahm und schafft es gerade noch den Spieler während der Kampagne mit den trockenen und schlecht animierten Briefings bei der Stange zu halten. Nach erfolgreichem Abschluss einer Mission werden Erfahrungspunkte ausgeteilt, mit denen neue Modi und Jets freigeschaltet werden. Etwa zwei Dutzend Flieger sind es an der Zahl, dennoch werden die Unterschiede oftmals nur dezent wahrgenommen.
Grafisches Highlight sind nicht etwa die Modelle der Flieger, sondern die Umgebungsgrafiken. Die auf Satellitenaufnahmen beruhenden Landschaften sehen großartig aus, integriert wurde für die Erkundung der Levels auch ein Freiflugmodus. Beim Tiefflug stößt man jedoch vermehrt auf matschige Texturen und aufpoppende Objekte, welche jedoch weniger stören als die fehlerhafte Kollisionsabfrage. Immer wieder explodiert der eigene Jet, obwohl offensichtlich auf dem Bildschirm noch ausreichend Abstand zu dem Hindernis zu sehen war. Glücklicherweise sind außreichend Checkpoints verteilt, wirklich verschleiern können sie die Programmierfehler nicht. Auch die auf dramatisch getrimmte Hintergrundmusik wirkt oftmals unpassend, die flapsigen Sprüche der Flügelmänner (und -frauen) nagen ebenfalls an der Atmosphäre.
Loben muss man Ubisoft für den Mutliplayer von H.A.W.X. 2. Nicht nur lässt sich die Kampagne mit bis zu vier Mitstreitern spielen, zusätzlich gibt es noch etliche weitere Modi. Unter anderem den Arcade-Mode, in dem man an die Story angelehnte Missionen mit zusätzlichen Optionen nachspielt. Dazu kommen noch Deathmatches für bis zu acht Kontrahenten und ein Survival-Mode, in dem ein Team mit bis zu vier Spielern sich wie in Halo: Reachs Firefight gegen nachrückende Gegnerwellen behaupten.