Wer im Bereich der Fun-Racer mitmischen will, der kommt am direkten Vergleich mit Genre-Primus „Mario Kart 8“ kaum vorbei. Ein Duell, das man als Herausforderer eigentlich nicht gewinnen kann. Es sei denn, man versucht mittels Innovation ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Das hat sich vermutlich auch Entwickler Sumo Digital gedacht und setzt daher bei „Team Sonic Racing“ voll auf das Element des Teamspiels. Ob das kooperative Gameplay eine Bereicherung für das Genre darstellt oder doch nur ein Marketing-Gag ist, klären wir in unserem Test. Sumo Digital kann bereits reichlich Erfahrung und ansehnliche Vorgänger vorweisen: Sowohl „Sonic & Sega All-Stars Racing“ als auch „Sonic & All-Stars Racing Transformed“ stammen vom englischen Entwickler. Doch statt sich auf alten Lorbeeren auszuruhen, wird mit Team Sonic Racing das virtuelle Rad zwar nicht neu erfunden, aber doch überraschend innovativ ergänzt. Zentrales Spielelement ist der Team-Modus, bei dem ihr als Dreiergespann gegen bis zu drei andere Teams antretet. Fehlende Mitspieler werden dabei durch CPU-Kumpanen ersetzt, wobei selbstredend der größte Spaß mit menschlichen Mitstreitern aufkommt. Im Team-Modus werden die Wertungen aller drei Fahrer nach jedem Rennen zusammengezählt. Eine tolle Individualleistung ist dabei relativ wertlos, solange eure Teammitglieder nicht ähnlich erfolgreich abschneiden. Was diesen Modus allerdings tatsächlich so besonders macht, ist, dass sich der Teamgedanke nicht nur in der Rennwertung widerspiegelt, sondern dieser auch das Gameplay auf der Strecke massiv beeinflusst. So hinterlässt beispielsweise der Bestplatzierte eures Teams eine goldene Spur, die euch einen deutlichen Boost gibt, wenn ihr den Windschatten verlasst. Dadurch könnt ihr euch im Idealfall ständig gegenseitig nach vorne katapultieren. Das erfordert aber entsprechendes Teamplay, Absprache und Vertrauen, denn wenn euch euer Vordermann mit seiner Spur in den Abgrund oder in den Treibsand schickt, leidet das komplette Team darunter. Kein „Toll, ein anderer macht’s!“ Als weitere mögliche Team-Aktion könnt ihr Kameraden, die etwa durch einen Abschuss zum Stillstand gekommen sind, ordentlich anschieben, wenn ihr an ihnen vorbeizieht. Oder aber ihr verteilt eingesammelte Power-Ups, die hier Wisps heißen, an eure Teammitglieder, weil diese sie in ihrer derzeitigen Situation besser gebrauchen können. All diese Team-Aktionen füllen die Team-Leiste, bis ein besonders effektiver Megaturbo gezündet werden kann. Selbst hier hilft es, sich abzusprechen, denn je mehr Teammitglieder ihn gleichzeitig aktivieren, desto länger hält er an. So sehr der Team-Modus mit guten Freunden auch Spaß macht, weist das Konzept dennoch auch Schwächen auf. Die CPU-Partner sind nur mäßig zuverlässig und Dreierteams entsprechen womöglich nicht unbedingt der alltäglichen Couch-Session-Realität. Online mit Zufallspartnern zu spielen könnte ohne funktionierende Absprache und bei Differenzen in den Fahrfähigkeiten schnell zu Frust führen. Im Rennen gegen CPU-Teams hat sich zudem gezeigt, dass das fahrerische Niveau unter den einzelnen Teams stets klar verteilt ist. Innerhalb eines Grand Prix ist es immer dasselbe CPU-Team, das am Treppchen steht. Zu zweit mussten wir daher beide stets um den Sieg mitfahren, um die schwankenden Leistungen unseres CPU-Partners aufzufangen und eine Chance auf den Gesamtsieg zu haben. Alternativ könnt ihr aber natürlich auch im klassischen Einzelmodus eure Rennen bestreiten. Den Anschluss zur Spitze auf der Strecke liegen gelassen Es gibt wenig, was „Team Sonic Racing“ offensichtlich falsch macht. Im Gegenteil hat man, da wo es Sinn ergibt, gut von der Konkurrenz ausgeliehen und samt der eigenen frischen Ideen ein solides Gesamtpaket geschnürt. Die Feinheiten auf der Strecke selbst sind es dann aber, die den Anschluss zum großen Vorbild Mario Kart verhindern. Beispielsweise sammelt ihr sogenannte Wisps, die das Äquivalent zu den Kisteninhalten aus Mario Kart darstellen. Es handelt sich dabei aber um kaum voneinander unterscheidbare Geisterwesen, die schlichtweg nicht die ikonische Assoziation eines roten Panzers wecken können. Selbst nach mehrfacher Verwendung ist uns der Zweck mancher Wisps noch nicht richtig klar. Freilich lässt sich das über Spielinfos herausfinden, aber eben dieses fehlende Intuitive lässt „Team Sonic Racing“ nicht ganz an die Spitze herankommen. Ähnliches gilt für die im Grunde thematisch passenden, wirklich schönen und abwechslungsreichen Strecken. Sie sind teilweise so überladen, dass es nicht nur stellenweise zu Framerate-Einbrüchen kommt (zumindest bei einer gewöhnlichen PS4 - keine Pro), es fehlt auch die Übersicht. Die Texturunterschiede zwischen Streckenabschnitten und unwegsamem Gelände waren für uns oft erst nach mehrmaligen Fehlritten erkennbar. Auch beim Treffer-Feedback sind es nur Nuancen, die dazu führen, dass das Fahrgefühl nicht ganz so flüssig ist, wie bei der Nintendo-Konkurrenz. Quasi ohne Vorwarnung und extrem abrupt kommt ihr zum Stehen, wenn ihr getroffen werdet. Im Gegensatz dazu muss das Geschwindigkeitsgefühl gelobt werden, das entsteht, wenn ihr auf vollem Boost unterwegs seid. Mit unglaublichem Karacho saust ihr dann an euren Gegnern vorbei, dass es eine wahre Freude ist. Ein Umfang wie Doktor Robotnik Am Umfang gibt es wenig zu bemängeln. Den 21 Strecken stehen 15 Charaktere aus dem Sonic-Universum gegenüber, die sich wiederum auf drei verschiedene Fahrertypen aufteilen lassen. Spielerisch unterscheiden sich diese deutlich. So verzeiht etwa ein „Technik“-Fahrer Abkürzungen durch unwegsames Gelände, während ein „Stärke“-Fahrer problemlos Hindernisse aus dem Weg räumen kann. Für weitere spielerische Individualisierung sorgen Fahrzeugteile, die ihr zufällig aus Mod-Kapseln erhaltet. Diese Kapseln wiederum sind der Hauptzweck um verdiente Credits auszugeben. Optisch könnt ihr eure Boliden selbstredend ebenfalls durch zahlreiche Lackierungen und Sticker aufpolieren. Neben den klassischen Multiplayer-Rennen und Grands Prix – sowohl lokal als auch online – wird euch eine umfangreiche Kampagne serviert. Auch wenn die Handlung Nebensache ist, war Entwickler Sumo Digital sichtlich um Abwechslung bemüht. Zahlreiche Spielmodi erweitern dabei das gewohnte Repertoire, etwa unterschiedliche Drift-Herausforderungen, Knock-Out-Rennen, Zeitherausforderungen und noch einiges mehr. Der große Clou an der Kampagne ist aber, dass ihr auch diese komplett als Team bestreiten könnt. Damit wurde der Teamgedanke konsequent zu Ende gedacht und sorgt für zahlreiche weitere Stunden an Koop-Unterhaltung. Lobend sei abschließend noch die gelungene musikalische Untermalung erwähnt, die mit ihren treibenden Stücken deutlich zum Sonic-Gefühl beiträgt.