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Skyforge: Macht Spaß, aber ich habe keine Ahnung warum

Von Pierre Magel - Kolumne vom 19.03.2015 12:54 Uhr

Als große MMO-Hoffnung 2015 ist das Sci-Fi-Fantasy-MMORPG Skyforge letzte Woche an den Start der ersten Closed Beta gegangen. Ich habe mich durch zahlreiche Zonen geprügelt, konnte die unterschiedlichen Klassen ausprobieren und vertiefte mich in das Skillsystem. Nach all den Stunden der Spielzeit fühle ich mich super unterhalten, hatte wirklich Spaß an der Beta und freue mich schon auf die nächste Runde. Warum das allerdings so ist, bleibt mir ein Rätsel, dem ich in diesem Artikel auf den Grund gehe. Denn eigentlich macht Skyforge ziemlich viel falsch.

Normalerweise geht es in einem Test oder Zwischenfazit darum, anhand der markanten Punkte eines Spiels festzulegen, ob der Titel für die Leserschaft empfehlenswert ist oder doch gemieden werden sollte. In Skyforge funktioniert das nicht. Packt man das Sci-Fi-MMO nämlich in eine starre Testwertung voller Zahlen und Statistiken, kommt ein eher mittelmäßiges MMO heraus, das keine besondere Beachtung verdient hat. Spielt man allerdings einige Zeit und lässt in die finale Wertung den Spielspaß mit einfließen, entpuppt sich Skyforge plötzlich als der Geheimtipp für Leute, die nach neuen Inhalten suchen. Ein MMORPG muss nicht zwangsläufig aus denselben Erfolgszutaten bestehen, wie sie seit Jahren bei einem World of Warcraft funktionieren – ein bisschen Abwechslung abseits der Norm hat noch niemandem geschadet. Aber der Reihe nach.

Das Leben in Aelion sucht seinen Beginn

Der Anfang ist noch das klassischste Element – die Erstellung des Charakters geht gut von der Hand, bietet eine ordentliche Auswahl und jeder sollte ungefähr den Helden erstellen können, der ihm vorschwebt. Schnell noch den Namen wählen und auf geht es in die Welt Aelion. Sci-Fi-Szenario sei Dank absolvieren wir ein kurzes Tutorial in einem Forschungszentrum und bekommen dann von den NPCs oder dem spieleigenen Internet unsere ersten Quests. Reisen zu Fuß kann man sich in Skyforge sparen – über das als Hauptknotenpunkt fungierende "Göttliche Observatorium" erreichen wir alle Questgebiete locker per Schnellreise. Diese Zonen unterteilen sich dabei in PvP-Gebiete, kleine Abschnitte für wenige Minuten oder in gewaltige Regionen, die mit zahlreichen Quests für stundenlange Beschäftigung sorgen. Schnell. Präzise. Zielorientiert. Dieses Muster ist überall in Skyforge zu finden – wie ein perfektes Uhrwerk greift eine Mechanik in die nächste und weiß dabei stets, wie man den Spieler motiviert und unterhält.

Ein überragendes Kampfsystem

Eine Stärke, vielleicht sogar DIE Stärke, von Skyforge ist ganz klar das Kampfsystem in Verbindung mit dem schnellen Klassenwechsel. Durch die wuchtigen Animationen und schönen Effekte überwindet der kommende Free-2-Play-Titel ein Hauptproblem vieler Konkurrenztitel – hier ist im wahrsten Sinne des Wortes der Weg das Ziel. Während Spieler anderswo über die immer gleichen repetitiven Gegner meckern, die nur unnötig das Questen erschweren und einen Spielfluss mitunter sogar zerstören können, freut sich die Community hier quasi über jeden Kampf. Selbst wenn man mit seiner Lieblingsklasse alle Gebiete in- und auswendig kennt, stehen einem jederzeit auf Abruf alle anderen freigespielten Klassen zur Verfügung, die mit total variierendem Gameplay überzeugen. Wer schon immer die Action eines Devil May Crys oder Darksiders toll fand, der wird mit der Metzelei aus Skyforge sein Vergnügen haben.

Unspannende Story, wenig motivierendes Lootsystem und andere Schwächen

Um das nahezu perfekte Kampfgefühl zu schaffen, mussten die Entwickler ihrer eigenen Aussage nach einige Abstriche machen, die so manchem Spieler partout nicht gefallen werden. So muss man die Hoffnung auf Individualität der Ausrüstungsgegenstände ganz schnell vergessen – jede Klasse hat ihre feste Primär- und Sekundärwaffe, die zwar durch bessere Werte aufgestockt werden kann, einen optischen Unterschied gibt es aber schlicht nicht. Statt außerdem auf die üblichen Rüstungsteile zu setzen, die immer epischer aussehen, findet man in Aelion nur Ringe – vier davon darf man sich gleichzeitig anziehen. Das mag für Puristen interessant sein, die nur eine zahlenmäßige Überlegenheit über ihre Feinde wollen, wer sich aber durch besonders schicke Rüstungen profilieren will, der geht hier leer aus.

Dementsprechend öde ist der Loot im Spiel: Aus kleinen Kugeln bekommt man am Ende des Kampfes zu einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit nur die Ingame-Währung Credits, ansonsten sind es eben die Ringe, die hier und da mal auftauchen. Richtige Waffen gibt es häufig bei Bossen, doch da diese eben immer gleich aussehen und sich in letzter Instanz nur eine kleine Zahl auf dem Bildschirm ändert, ist die Freude über solche seltenen Fundstücke eher gering. Ich bin gerne ein Sammler, der Gegner stundenlang für ein cooleres Schwert verkloppt. Dieser Antrieb fehlt mir hier leider völlig.

Storytechnisch kann man solide Hausmannskost erwarten, die genauso gut oder schlecht in anderen Online-Rollenspielen zu finden ist. Wenn man ganz ehrlich ist, wird ein Aufgabentext von den meisten Spielern sowieso ignoriert, da man nur die Quest haben möchte. Hier hat das Entwicklerteam einen ordentlichen Job gemacht, doch merkt man auch, dass der Fokus eben auf anderen Features liegt – niemand kann es ihnen verdenken.

Jede Zone für sich einzeln genommen hat ein sehr schönes Design und wirkt gut durchdacht. Besonders die großen Regionen mit ihren weitreichenden Gebieten lassen mich für einen kurzen Moment innehalten, weil sie wirklich tolle Ecken besitzen – dann ruft aber wieder die Action und ich kreisel, hacke und zerkloppe mich durch die nächste Gegnerhorde. Leider wiederholen sich die Gebiete immer und immer wieder, was auf Dauer natürlich unschön ist. Da helfen auch keine zusätzlichen Aufgaben, die die Quests erschweren sollen. "Maximal 5 Tode", "Mache 10 Sprints", "Weiche 10 schweren Angriffen aus".

Gilden, PvP und das ganze Drumherum

Mit Gilden war noch nicht wirklich was in der Beta, das Konzept der Pantheons klingt aber schon jetzt interessant und könnte für spannende Kämpfe gegen andere Gruppierungen sorgen. Mit dem Feature der Gildenunterteilung durch sogenannte Clans will man unpersönlichen Riesengilden von Anfang an ein Riegel vorschieben – in einen Clan innerhalb der Gilde passen 20 Leute, die als Truppe zusammenwachsen sollen. Mit bis zu fünf dieser Clans können Gilden dann an Territorialschlachten teilnehmen, die große Beute versprechen.

Im PvP ist mir dasselbe Problem aufgefallen, das ich auch schon an den eigentlich sehr gelungenen Dungeons bemängele: Durch die Masse an Effekten fällt es mitunter schwer zu erkennen, was denn jetzt genau auf dem Schlachtfeld passiert. Vor allem als Neuling verwirren die vielen grafischen Eindrücke, bei denen man nur noch raten kann, was jetzt zu wem gehört und wann der Feind eine fiese Attacke startet. Mit der Zeit wird man das als Spieler aber wahrscheinlich besser hinbekommen.

Vom Göttersystem inklusive der auftragserfüllenden Gefolgschaft habe ich mir bisher mehr versprochen und vermisse vor allem die Tiefe, die man damit hätte erreichen können. Letztendlich sind meine Jünger nur irgendwelche unpersönlichen Daten und Fakten, sind Gesichter auf Karteikarten, mit denen ich nicht interagieren kann, keine Gespräche führe oder sonst wie für einen kurzen Moment in die Welt abtauchen kann. Entsprechende Person auswählen, Gebiet festlegen, auf eine zufällige Mission schicken, abwarten, Erfolg haben, Belohnung einsammeln. Nette Spielerei für nebenbei.

Knallharte Action ohne Zeit für Nostalgie – das Fazit

Dass Skyforge alles anders machen will, ist schon länger kein Geheimnis mehr. Das Spiel will eine neue Generation von Fans heranziehen, die nicht viel mit Storytelling, kurzen Ruhepausen zwischendurch und wilden Abenteuergeschichten abseits der eigentlichen Aufgaben anfangen kann. Skyforge ist geplante Unterhaltung, ist ein absolut berechnender Spaß – der aber erstaunlich gut rüberkommt. Jedes Zahnrad greift in das nächste über und man findet sich sofort im Spiel zurecht, weiß, wie was funktioniert und kann schnell mal eben eine Runde zwischendurch bestreiten, die in mehrere Stunden Spielzeit ausartet. So leicht kann gute Unterhaltung funktionieren.

Das MMO aus dem Hause Allods Team und My.com versucht eben gar nicht, andere Online-Rollenspiele zu imitieren oder deren Community abzugreifen, sondern steht gefestigt auf ganz eigenen Beinen und das macht es absolut richtig. Es wird viele Spieler geben, die nichts mit diesem "modernen" System anfangen können, doch wer sich darauf einlässt und Abstriche akzeptiert, bekommt eine Menge Spaß mit coolen Kampfszenen und frischem Wind geboten. Sobald der Titel zum Release kostenlos verfügbar ist, sollte man ihn mal ausprobieren – vom Papier her lässt sich Skyforge nämlich ganz schlecht einordnen. Spannender Titel für 2015!

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Skyforge MMORPG PC
PUBLISHER My.com
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