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Pro Evolution Soccer 2012: Test: Der verlorene Fußball-König ist zurück!

Die Stimmung über dem Stadion ist angespannt, die Fans rutschen aufgeregt auf ihren Sitzen hin und her und die Spieler warten im Tunnel auf das Zeichen für den Einlauf ins vollgepackte Rund. Wir befinden uns im Champions League Finale zwischen Manchester United und dem FC Bayern München. Nach einem Gänsehaut-Marsch in Richtung Mittellinie stellen wir uns in einer Reihe auf und die Champions League Hymne ertönt. Noch kurz in Fair-Play-Manier die gegnerische Mannschaft abklatschen und das Spiel beginnt. Auch in diesem Jahr besitzt die Pro Evolution Soccer-Serie die komplette UEFA-Lizenz bestehend aus Champions- & Europa League. Was „PES 2012“ noch alles bietet und ob man in diesem Jahr wieder mit FIFA gleichzieht, erfahrt Ihr in unserer nun folgenden Review.

Manager? Spieler? Fußball!

Auch in diesem Jahr bietet Pro Evolution Soccer 2012 eine Vielfalt an verschiedenen Spielmodi. Über das Hauptmenü gelangen wir unter anderem in ganz normale Freundschaftsspiele, welche online auch in der Ranglisten-Variante bespielt werden können. Wie schon im letzten Jahr besteht der Karrieremodus aus verschiedenen Spielmodi: In „Werde zur Legende“ erschaffen wir uns unseren ganz eigenen Fußballstar, welchen wir von den Kinderschuhen bis zum Champions League-Sieg begleiten. Jahr für Jahr kann man sich verbessern und bei Bedarf in neue, bessere Teams wechseln. Ein Beispiel: Wir beginnen bei einem kleineren Verein wie dem belgischen Meister KRC Genk. Nach einer sehr erfolgreichen Saison mit über 20 Toren unsererseits wechseln wir in Richtung Bayer Leverkusen, mit welchen wir in der Champions League das ein oder andere Topspiel bestreiten. In „Werde zur Legende“ steuern wir, ähnlich wie bei FIFA’s „Be a Pro“-Modus, nur diesen einen Spieler. Anfangs wirkt das für Anfänger etwas ungewohnt, nach nur wenigen Minuten werden wir jedoch mit motivierenden Herausforderungen wie „Spiele einen erfolgreichen Pass“ oder „schaffe einen Torabschluss“ konfrontiert. Insgesamt kann der „Werde zur Legende“-Modus überzeugen, bietet allerdings keine wirklichen Neuerungen.

 

 

 

Während wir im „Werde zur Legende“-Modus nur einen einzigen Spieler über das weite Grün steuern, übernehmen wir im Meisterliga-Modus das Sagen in einem ganzen Verein. Zu Beginn wählen wir die Herkunft und unseren eigenen Namen aus und anschließend den Verein in welchem wir unsere Trainerkarriere starten wollen. Dabei sei zu erwähnen, dass wir nicht mit den Originalspielern eines Vereins starten. Bedeutet: Nehmen wir den FC Bayern München bekommen wir einige von der KI erstellte Spieler in den Kader, nicht etwa Superstars wie Bastian Schweinsteiger, Arjen Robben oder Mario Gomez. Diese können wir uns nach und nach kaufen, sofern wir die finanziellen Mittel dazu besitzen. Denn im Meisterliga-Modus müssen wir nicht nur Taktiken, Formationen und Aufstellungen festlegen, sondern auch die Finanz- & Sponsorenriege sowie Transfers inklusive Verhandlungen leiten. Unserem Co. Trainer, welcher uns bei der Einarbeitung hilft und auch im späteren Saisonverlauf mit Rat und Tat zur Seite steht, können wir gegebenenfalls einige Aufgaben wir die Trainingsleitung oder den finanziellen Bereich übertragen, wodurch wir uns voll und ganz auf die taktische Ausrichtung und Verbesserung unseres Teams konzentrieren können.

Zu Beginn des Karrierestarts verfügt unser Verein logischerweise über relativ wenige Liquiditäten. Dadurch müssen wir vor allem die vorhandenen Spieler aufbauen, verbessern und durch verschiedene Trainingsziele begleiten. Neu im Meisterliga-Modus in Pro Evolution Soccer 2012 sind tiefgründigere Möglichkeiten bei der Verbesserung der Spieler in verschiedenen Bereiche wie etwa Kondition, Abschluss oder Mentalität. Insgesamt weiß der Meisterliga-Modus zu gefallen, auch wenn die Zwischensequenzen mit Untertiteln und ohne Sprachausgabe nicht mehr ganz zeitgemäß sind.

Einsteigerfreundliche Spielmechanik

Während die beiden Karrierespielmodi „Werde zur Legende“ und „Meisterliga“ weniger verändert wurden, hat sich Konami nach dem eher faden Pro Evolution Soccer 2011 erneut der Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz angenommen. Eine der größten Neuerungen ist das Verhalten der Gegen- & Mitspieler. Bei eigenem Ballbesitz versuchen sich die Mittelfeldspieler gekonnt freizulaufen, um die Stürmer perfekt in Szene setzen zu können. Die gegnerischen Abwehrspieler wiederum stellen Passwege vor allem auf höheren Schwierigkeitsgraden clever zu, sodass euch der Torerfolg oftmals vor große Herausforderungen stellt. Taktische Anweisungen werden wie gewohnt über das Taktikmenü festgelegt. Leider kann man dort nicht die Patzer der Torhüter ausschalten, welche sich in einigen Situationen einfach nur dumm anstellen.

Spielerisch ist Pro Evolution Soccer 2012 eine waschechte Fußball-Simulation. Serien-Veteranen bekommen mit den verschiedenen Trickvarianten regelrechte Joypad-Gymnastik geboten. Außerdem können taktische Anweisungen bis ins kleinste Details ausgearbeitet werden, so dass sich die virtuellen Kicker nach den Vorstellungen des Spielers verhalten. Serien-Neulinge hingegen bekommen so viele Einstellungsmöglichkeiten und Spielhilfen wie nie zuvor in einem Pro Evolution Soccer-Teil. Neben starken Pass- & Schusshilfen können auch Abwehr- & Sturmhilfen eingeschaltet werden. Auf höchster Stufe funktionieren die einzelnen Mannschaftsteile dann aber fast von alleine, wodurch diese ein wenig unnütz wird.

 

 

 

Per Geisterhand zum Torerfolg?

Komplett neu in die Spielmechanik integriert ist die sogenannte „Off-The-Ball“-Steuerung. Durch dieses neue Element lassen sich zwei Spieler gleichzeitig steuern. So können wir mit dem ballführenden Spieler in Richtung gegnerische Abwehr sprinten und gleichzeitig einen weiteren Kicker in den freien Raum lotsen. Dadurch entstehen hübsche Spielsituationen, welche zu Beginn, vor allem für Anfänger, eher hindernd statt nutzlos sind, da die „Off-the-Ball“-Steuerung beherrscht sein will. Auch in diesem Jahr hat man zu jederzeit das Gefühl der realistischen Fußball-Simulation. Dank der etwas herunter geregelten Spielgeschwindigkeit (Kann im Optionsmenü individuell eingestellt werden) entsteht ein fantastischer Spielfluss mit tollen Situationen im und um den Strafraum.

‚Egal ob Mailand oder Madrid: Hauptsache Italien!‘

Leider bietet auch Pro Evolution Soccer 2012 nicht die komplette FIFA-Lizenz. Diese weilt weiterhin beim Genre-Konkurrenten FIFA aus dem Hause Electronic Arts. Dennoch hat sich Konami bemüht und erneut fast die gesamte UEFA-Lizenz eingeheimst. Somit können wir mit verschiedenen Top-Teams wie dem FC Barcélona, Real Madrid, Manchester United, AC Mailand oder auch Inter Mailand die Gruppen- & K.O.-Spiele der UEFA Champions & Europa League absolvieren. Aus Deutschland sind mit Bayer Leverkusen und dem FC Bayern München ebenfalls zwei Teams vertreten, der deutsche Meister und Champions League-Teilnehmer Borussia Dortmund fehlt jedoch leider. Wer sich auf den heimischen Fernsehgeräten lieber Länderspielatmosphäre schaffen möchte, kann mit einigen lizenzierten Nationalmannschaften (unter anderem auch die DFB-Elf) auf dem virtuellen Fußballfeld Einzug halten.

 

 

 

Wie bereits im letzten Jahr hat sich Konami auch die Lizenzen der „Copa Libertadores“ gesichert. In der südamerikanischen Version der Champions League können die Gruppenphase sowie die K.O. Spiele mit verschiedenen, voll lizenzierten Teams wie dem FC Santos, Porto Alegre oder dem Club América absolviert werden. Insgesamt ist das Lizenzpaket, welches in diesem Jahr erstmals die komplette spanische Liga beinhaltet, vollkommen zufriedenstellend, auch wenn PES 2012 natürlich nicht mit der Konkurrenz aus dem Hause EA Sports mithalten kann.

Zum verwechseln ähnlich

Durch das dicke Lizenzpaket hatte Konami natürlich auch die Möglichkeit, die einzelnen Spieler detailgetreu nachzubauen. Dadurch sehen Top-Spieler wie Franck Ribéry, Arjen Robben, Wayne Rooney, Zlatan Ibrahimovic oder auch Manuel Neuer aus wie ihre echten Vorbilder. Allerdings wurde nicht nur an den Spielermodellen gewerkelt, sondern auch an der gesamten Präsentation. An den Seiten des Feldes huschen nun Kameramänner entlang, Securitymänner haben ein Auge auf die Zuschauer und willkürlich ausgewählte Trainer geben wilde Anweisungs-Animationen von sich. An den Zuschauern hat sich, zumindestens optisch, leider nur wenig getan. Noch immer springen diese in den jeweiligen Farben des Heimteams auf und ab. Dafür ist die Stimmung im weiten Rund hervorragend: Während bei Champions League-Spielen eine angespannte, nahezu nervöse Stimmung im Stadion herrscht, fühlt man sich bei Derbys wie in Mitten eines Hexenkessels. Enttäuscht sind wir von den beiden Kommentatoren Wolf-Christoph Fuss und Hansi Küpper, welche nur ganz wenige neue Phrasen und Sprüche von sich geben.

Redaktion PlayCentral

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