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Saints Row: The Third: Genieße die Freiheit: Bist du Saint, bist du König – Wir haben es angespielt!

Die Marke Saints Row startete im Jahr 2006 und wurde zu Anfang als ein Grand Theft Auto mit nettem Charakter-Editor belächelt. Als 2008 dann Saints Row 2 erschien, pflasterte man den Weg zu einer eigenen Marke und punktete mit den bekannten Individualisierungsmöglichkeiten, abgedrehten Nebenaufgaben und einer verrückten Story. Wir haben uns nun in Krefeld bei THQ Entertainment drei Stunden lang mit Saints Row: The Third beschäftigt und verraten euch, wieso dieses stellenweise kranke Meisterwerk nichts mehr mit Grand Theft Auto am Hut hat.

Könige der Straßen

Egal wo du hingehst, du bist der Hit. Die Leute trinken deinen Energy-Drink, wollen dein Autogramm und sogar die anderen, vermeintlich coolen Leute, tragen Kleidung mit deinem Logo drauf. Ihr glaubt jetzt wahrscheinlich, dass ich von einem dieser Casting-Show-Gewinner rede, aber mit ein paar Auftritten im Fernsehen kriegt ihr nicht den Respekt, den sich die Saints im Verlaufe der ersten beiden Saints Row-Spiele erkämpft haben.  In mühesamster Kleinarbeit haben wir in der Metropole Stillwater Gang-Verstecke übernommen und mit den kuriosesten Aktivitäten unseren Nebenverdienst eingefahren. In Saints Row: The Third sind wir zwar nicht mehr in Stillwater, sondern in der Stadt Steelport unterwegs, der mühsame Kampf an die Spitze der Gangs bleibt uns dieses mal jedoch erspart. Natürlich brauchen die Könige der Straßen trotzdem eine lohnenswerte Beschäftigung für zwischendurch, von daher rauben die Saints seit neustem auch Banken aus.  Genau bei solch einem Raubzug beginnt auch der Plot des dritten Abenteuers. Zusammen mit einigen anderen Gang-Mitgliedern stürmen wir ein großes Bank-Gebäude, ohne auch nur darüber nachzudenken, dass etwas schief gehen könnte. Noch bevor wir unsere Waffen abfeuern können, zaubern die Bankangestellten allerdings Wummen eines etwas größeren Kalibers unter dem Thresen hervor und nehmen uns unter Beschuss. Leicht verwirrt bleibt unseren Protagonisten nicht viel mehr übrig, als sich zu wehren und nach möglichst guter Deckung zu suchen. Jetzt fragt sich der ein oder andere wahrscheinlich, wieso Bankangestellte neuerdings im Umgang mit Sturmgewehren und Schrotflinten geübt sind und ein passendes Modell am Arbeitsplatz liegen haben. Wie man sich allerdings denken kann, haben wir es mit keinem gewöhnlichen Unternehmen zutun.

Die Bank wird vom sogenannten Syndikat betrieben, eine Art Mafia, die sich klangheimlich die Sympathie verschiedener Organisationen einiges hat kosten lassen.  Der vermeintlich einfache Überfall wird also zu einer actiongeladenen Ballerorgie, die uns zum Ende hin auf ein wackliges Baugerüst und letztendlich in ein Flugzeug des Syndikats führt. Obwohl wir zu diesem Zeitpunkt ungefähr einen materiellen Schaden in Millionenhöhe zu verschulden und die halbe Bankbelegschaft auf dem Gewissen haben, bekommen wir vom Anführer des Syndikats ein Angebot, was wir seiner Meinung nach nicht ablehnen können. Wir sind allerdings weniger begeistert von seinen Plänen friedlich mit uns zusammen zu leben und  zücken daher wieder die Waffen. Als wir dann mitsamt der geladenen Ware und einigen Syndikat-Anhängern aus dem Flugzeug fallen, gilt es Ruhe zu bewahren, fliegenden Kisten auszuweichen und nebenbei noch die Feinde auszuschalten. Worauf ich eigentlich hinaus wollte ist einfach: Saints Row: The Third übertreibt maßlos und liefert eine spannende Storyline inklusive non-stop-Action am laufenden Band. Anders als im neusten Ableger der Grand Theft Auto-Serie geht es hier einzig und allein um den Spielspaß. Moral, Schuldgefühle oder generell ein Gewissen braucht der Spieler hier nicht an den Tag zu legen. Egal ob man der Hauptmission folgt, eine der zahlreichen Nebenaktivitäten absolviert, oder einfach in der offenen Welt herumblödet – Spaß ist garantiert.

Saints Row: The Third - Screenshot

Er, Sie, oder Es? Individualisierung ohne Grenzen

Schon die ersten beiden Ableger der Serie waren für den umfangreichen Charaktereditor hoch gelobt, doch Saints Row: The Third legt nochmals eine Schippe drauf und bietet alles, was sich Anpassungs-Fanatiker wünschen können. So startet ihr das Spiel natürlich erneut mit eurem eigens erstellten Charakter, dieser kann männlich oder weiblich sein, notfalls über den umfangreichen Editor allerdings auch zum muskelbepackten Gesichts-Monster oder dank zahlreich auswählbarer Hautfarben zum gold-leuchtendem Alien umfunktioniert werden. Ein umfangreicher Kleiderschrank steht dem Spieler natürlich auch zur Verfügung, egal ob Superheldengewand, Steampunk-Look oder 0815-Zuhälter – hier kommt jeder auf seine Kosten. Im Gegensatz zu den Vorgängern hört die Anpassungsorgie allerdings nicht bei der Optik auf. Nach ein paar Stunden Einspielzeit findet ihr in eurem Smartphone, welches im übrigen multifunktional einsetzbar ist und euch beispielsweise die Karte oder laufende Aufträge anzeigt, ebenfalls den Punkt "Verbesserungen". Habt ihr euch genügend Respekt und Geld verdient könnt ihr dort eure einzelnen Waffen-Skills, Fahrerfähigkeiten oder die maximale Gesundheit verbessern. Abseits dieser Standardeigenschaften gibt es auch hier noch besondere Einstellungsmöglichkeiten. Welche Verbesserungen ihr euch zulegt, liegt aber letztendlich in euren Händen und dient der Perfektion eures persönlichen Spielstils. 

Cool, verrückt, abgedreht oder einfach nur lächerlich?

Die Missionen und Aktivitäten in Saints Row: The Third sind ziemlich schwer zu beschreiben, so fehlen einem schonmal die Worte wenn man in einen Sexkeller stürmt, einen geknebelten, in Lack & Leder gekleideten, Sexsklaven befreit und der euch dann auf einer Rikscha herumkutschiert, während andere Sklaven der Lust euch ebenfalls auf Rikschas verfolgen und das ganze zur wohl lustigsten Verfolgungsjagd wird, die man je in einem Spiel sehen durfte. Natürlich geht es in Steelport nicht immer nur lächerlich zu, so könnt ihr auch mit einem knallharten Risendildo durch die Straße ziehen und bis zum Umfallen Passanten verkloppen… das Beispiel war wohl auch nicht so der Renner. Aber ernsthaft, es gibt auch Missionen die ohne Frage auf Spaß ausgelegt sind, einen aber nicht gleich vor Lachen auf dem Boden kugeln lassen. So gibt es Beispielsweise den Versicherungsbetrug, der euch dazu zwingt, Unfälle zu inszenieren um dann auf Kosten der Versicherung ordentlich abzucashen. Andere Missionen hingegen verlangen von euch und einem KI-Partner, die Auslöschung feindlicher Syndikat-Mitglieder. Wie ihr dabei vorgehen wollt, bleibt ganz euch überlassen. Als sehr witzig entpuppte sich auch der Besuch in Professor Genki's verrückter Fernsehshow, die euch ganz im Sinne von Takeshi's Castle und anderen japanischen Trashproduktionen durch einen Hindernisparkour mit Feuer- und Elektrofallen hetzt, während Scharfschützen euch einheizen und komische, als Tiere verkleidete Leute, euch einen ordentlichen Schlag auf die Kronjuwelen verpassen wollen. Wie ihr seht, wird es schwer in Steelport der Langeweile zum Opfer zu fallen, dafür gibt es einfach zuviel zu erledigen und zuviel zu sehen. Der einzige Minuspunkt, der uns vorallem während Aufträgen mit KI-Verbündeten auffiel, war die schwache KI, welche ab und zu Entscheidungen trief, bei dem sich ein Toastbrot besser angestellt hätte. Die von uns gespielte Version war jedoch ein unfertiges Build vom September, weswegen sich bis zum Release dort noch einiges ändern kann. 

Freiheit, Witz und Gewalt? 

Wer Saints Row 2 gespielt hat, der erinnert sich mit Sicherheit noch an tolle Zwischensequenzen, welche nicht gezeigt werden durften, da sie laut USK zu brutal für den deutschen Markt waren.  Saints Row: The Third hat dieses Problem nicht mehr, denn alle Änderungen, die im Hauptspiel für die deutsche Version gemacht wurden sind keine Schnitte, sondern eher Modifikationen. So lassen Zivilisten sich nicht als menschliche Schilder missbrauchen und lassen bei Tötung kein Geld auf der Straße liegen. Die Polizei war für die Verhältnisse der USK auch nicht schnell genug an Ort und Stelle und kommt daher in der deutschen Version ein wenig flotter angerast, in unserer Anspiel-Session ist uns dieser Punkt allerdings nicht wirklich aufgefallen. Der einzige Wehrmutstropfen ist der fehlende Huren-Modus, der von euch verlangt hätte, verschiedene Gegnerwellen niederzumetzeln. Da ihr in der Open World das selbe aber auch ohne Bewertungssystem machen könnt, wenn ihr Bock drauf habt, fällt dieser Verlust auch nicht zu schwer ins Gewicht. Bei der Gewaltdarstellung bekommen wir dieses Mal die volle Packung, so haben wir beispielsweise einem Zwischenboss mit Granaten gefüttert und diesen nicht nur sprichwörtlich um einen Kopf kürzer gemacht. Während ich ein wenig verwundert auf den Bildschirm gestarrt habe, drehte sich der zuständige Mitarbeiter von THQ zu mir und versicherte nochmals: "Deutsche Version, cool oder?" 

Redaktion PlayCentral

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