Artikel

Daedalic Entertainment: Gründer Fichtelmann kauft 41 Prozent der Anteile an eigenem Studio zurück

Update vom 19. Mai 2020: Eine überraschende Entwicklung beim Thema Daedalic Entertainment und Bastei Lübbe: Gründer und Geschäftsführer des Hamburger Publishers, Carsten Fichtelmann, hat gemeinsam mit seinem kaufmännischen Geschäftsführer Stephan Harms insgesamt 41 Prozent der Geschäftsanteile am eigenen Studio im Rahmen eines sogenannten Management-Buy-Outs zurück erworben, wodurch das börsennotierte Verlagshaus Bastei Lübbe nun nur noch 10 Prozent der Anteile besitzt. Damit befindet sich Daedalic nun mehrheitlich wieder in den Händen der Gründer. Dazu heißt es in der offiziellen Pressemitteilung:

Der Verkauf erfolgt zu Ende Mai und die Entkonsolidierung bei Bastei Lübbe im Juni. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart. Nach dem Verkauf hält Bastei Lübbe noch eine Minderheitsbeteiligung von 10 Prozent an Daedalic.“

Originalmeldung vom 10. Februar 2020: Das Verlagshaus Bastei Lübbe hat in der vergangenen Woche als Hauptanteileigner an dem Hamburger Publisher Daedalic Entertainment überraschend eine Wertminderung in zweistelliger Millionenhöhe vorgenommen. Bislang ist ungewiss, wie die Zukunft des deutschen Spieleentwicklers aussieht und ob bereits angekündigte Projekte von dieser Nachricht betroffen sein werden.

Der 2014 von Carsten Fichtelmann gegründete deutsche Spieleentwickler und Publisher Daedalic Entertainment wurde vor allem durch seine Adventures „Edna bricht aus“, „The Whispered World“ und „Deponia“ bekannt, mit denen zahlreiche Auszeichnungen gewonnen werden konnten. Im Mai 2014 gab die deutsche Verlagsgruppe Bastei Lübbe den Erwerb eines Mehrheitsanteils von 51 Prozent an Daedalic bekannt.

Der Kauf war Teil einer Wachstumsstrategie, um Bastei Lübbe zu einem international tätigen, multimedialen Verlagshaus auszubauen. Daedalic sah darin die Möglichkeit, Marken auch in anderen Medien wie zum Beispiel Büchern, Comis und Filmen anbieten zu können. Außerdem konnte das zusätzliche Kapital dazu genutzt werden, um die bisherigen Geschäftstätigkeiten weiter auszubauen. Im Geschäftsjahr 2013 bis 2015 konnte Daedalic Entertainment den Umsatz von sechs Millionen Euro mehr als verdoppeln.

© Daedalic Entertainment

Die Zukunft des deutschen Publishers

Doch nun schaut es so aus, dass das Unternehmen in Schieflage gerät. Denn Bastei Lübbe als Hauptanteilseigner sieht in dem aktuellen Modell des Hamburger Entwicklerstudios keine Zukunft. Aus diesem Grund hat das Verlagshaus in der vergangenen Woche eine Wertberichtigung auf Daedalic und dessen gesamtes Portfolio an Spielen in Höhe von 12 bis 14 Millionen Euro vorgenommen. Dabei entfallen 5 Millionen Euro auf den Finanzwert von Daedalic.

Wie es zudem heißt, sei aufgrund der „schwachen Geschäftsentwicklung im Segment Games“ die Jahresprognose der Bastei Lübbe AG nicht mehr zu halten. Gerechnet wird mit einem Minus zwischen 6,7 Mio. und 10,5 Mio. Euro. Gründe dafür seien unter anderem zu hohe Investitionen in eine Eigenentwicklung von Daedalic, die mittlerweile wieder vom Markt genommen werden musste.

Dabei handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um das Echtzeit-Strategiespiel „A Year of Rain“, das am 6. November 2019 in den Early Access startete. In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass die Entwicklung offiziell eingestellt wird. In einem letzten Update wurde der Multiplayer auf ein Peer-to-Peer-System umgestellt.

Restrukturierung in Planung?

Nun wird eine Neuausrichtung und Restrukturierung des Geschäftsmodells von Daedalic geprüft. Doch wie es heißt, ist die finanzielles Lage des Studios „vorbelastet“ und das Fremdkapitel „nahezu ausgeschöpft“. 

Jetzt stellt sich die Frage, wie die Zukunft von Daedalic Entertainment aussehen wird und ob geplante Projekte wie das im März angekündigte Action-Adventure „Der Herr der Ringe: Gollum“, das auf der Buchlizenz basiert, überhaupt beendet werden können. Schließlich wird für die Umsetzung fortwährend Kapital in Millionenhöhe benötigt. Der Release ist für PC und Konsolen im Jahr 2021 geplant.

Patrik Hasberg

Schreiberling, Spieleentdecker, praktizierender Perfektionist und Mann fürs Grobe. Außerdem laufender Freizeit-Hobbit, der Katzen liebt. – Hunde gehen auch. „Auch sonst eigentlich ganz ok“.

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"