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Wie mich Half-Life: Alyx mental und körperlich an meine Grenzen gebracht hat – Test

Von Patrik Hasberg - Test vom 02.04.2020 17:34 Uhr
Half-Life: Alyx
© Valve

Das sind die Russels!

Das aber wohl coolste Feature im Spiel besteht aus Gravitationshandschuhen, die ihr von eurem Verbündeten namens Russel erhaltet. Dieser steht über Funk immer wieder mit Alyx in Kontakt und sorgt mit seinen trockenen Sprüchen für herrlich humorvolle Momente, die ihr in „Half-Life: Alyx“ definitiv vertragen könnt. Sind die Handschuhe erst einmal in euren Besitz übergegangen, könnt ihr damit entfernte Objekte ganz einfach durch eine einzige Handbewegung zu euch herüberziehen.

Auch das benötigt am Anfang etwas Übung, doch ist der Knoten erst einmal geplatzt, könnt ihr zum Beispiel während eines Kampfes ein in der Umgebung liegendes Pistolenmagazin zu euch herüberfliegen lassen und dieses anschließend mit einer flüssigen Handbewegung fangen und in eure Waffe schnellen lassen. Was gibt es bitte Cooleres?

© Valve

Glücklicherweise lässt sich das Spiel Zeit, damit ihr genügend Spielraum habt, um alles Gelernte später abrufen zu können. Denn spätestens, wenn ihr das erste Mal einer Kopfkrabbe (Headcrabs) in natura (VR) gegenübersteht, werdet ihr euch überlegen, das Headset wieder abzuziehen. Denn diese Wesen sind schon in „Half-Life“ nervig und vor allem eklig anzusehen. Doch in VR haben die Parasiten, die Menschen befallen und schließlich zu willenlosen Zombies machen, eine völlig andere und deutlich nahbarere Wirkung. Jedes Mal, wenn diese Viecher auf euch zugesprungen kommen, werdet ihr unweigerlich Gänsehaut bekommen.

Auch die ekligen Barnacles, die in dunklen Ecken an Decken hängen und mit ihrer langen Zunge unvorsichtige Opfer zu ihren langen Reißzähen hinaufziehen, dürften in VR durchaus eine verstörende Wirkung auf Spieler haben. Zwar haben die Entwickler extra betont, dass sie bei ihrem Titel auf billige Jumpscares verzichtet haben, da diese in einem solchen VR-Spiel nichts zu suchen haben, Horror erhaltet ihr aber trotzdem mehr als genug. Die Taschenlampe, die ihr später im Spiel dankenswerterweise erhaltet, die an einem eurer Handschuhe befestigt wird, ist zwar ein hilfreiches Werkzeug gegen die oft völlige Finsternis, doch gerade mit solchen Passagen treiben die Entwickler die mentale Auslastung so gekonnt auf die Spitze, dass man sich mit seinen Controllern oft nur noch zitternd und halb geduckt durch die Level schleicht.

Dabei müsst ihr gleichzeitig ständig mit eurer Pistolenhand auf mögliche Gegner hinter der nächsten Ecke zielen und mit der anderen Hand den Lichtkegel der Taschenlampe lenken. Wie gut, dass es auch Kämpfe gegen die Combine-Soldaten bei Tageslicht gibt, die euch aber ebenfalls schwitzen lassen. Doch weniger aus Angst, sondern vielmehr aufgrund der körperlichen Betätigung. Ihr könnt euch aus Deckungen lehnen, hinter Tonnen oder Autotüren verstecken und müsst dabei ständig die Umgebung nach Feinden im Blick haben. Wenn dann wieder ein Magazinwechsel ansteht, kann schon einmal leichte Überforderung einsetzen. Nach einer Partie „Half Life: Alyx“ wisst ihr definitiv, was ihr gemacht habt – wer muss da dann noch in ein Fitnessstudio gehen?

© Valve

Das Model unter den VR-Spielen

Ob wir die fantastische Grafik an dieser Stelle noch einmal hervorheben müssen, erscheint fraglich. Doch wir können euch versichern, dass die Source 2 Engine ein wahnsinnig gutaussehendes Spiel auf euren Monitor beziehungsweise auf eure zwei Linsen im VR-Headset zaubert. City 17 steckt voller Details und ist an so vielen Stellen mit kleinen Extras versehen, die einfach ausprobiert oder betrachtet werden wollen. Genau so würde man sich die Stadt wohl vorstellen, wenn sie denn nur in der Realität existieren würde.

Ebenfalls fantastisch umgesetzt sind die verschiedenen Minispiele und Rätsel, auf die ihr immer wieder treffen werdet. Denn all eure Waffen lassen sich im späteren Verlauf gegen sogenannte Polymere, die ihr immer wieder in Kisten und Co. findet, verbessern. Doch um entsprechende Automaten erst einmal zugänglich zu machen, wollen diese von euch gehackt werden. Dazu müsst ihr in einem Minispiel zum Beispiel innerhalb einer holographischen Kugel einen Schlüssel zu einem Schloss bewegen, dürft dabei aber nicht gegen an sich bewegende rote Pfeile stoßen. Diese Funktionsweise fordert von euch, dass ihr nach intensiven Kämpfen oder heftigen Horror-Passagen blitzschnell auf ruhige Konzentration umschaltet und eine ruhige Hand beweist.

Ebenfalls über jeglichen Zweifel erhaben ist die Soundkulisse in „Half-Life: Alyx“. Schon aus einiger Entfernung könnt ihr die parasitären Barnacles wahrnehmen oder hört die spinnenähnlichen Kopfkrabben, wie sie sich in einer verborgenen Ecke auf einen blitzschnellen Angriff vorbereiten. Wuchtig klingen hingegen die verschiedenen Waffen, wodurch Gefechte noch packender und intensiver erlebt werden. Lediglich die Explosionen von Granaten hätten sowohl in grafischer als auch akustischer Hinsicht etwas mehr hermachen dürfen.

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Kleine Fehler und Schwächen

Bei all dem Lob müssen wir aber natürlich auch auf eventuelle Schwächen eingehen, von denen „Half-Life: Alyx“ glücklicherweise nicht sonderlich viele besitzt. Aber vor allem mit kleineren Clipping-Fehlern solltet ihr immer mal wieder rechnen. Zum Beispiel, wenn Gegenstände wie eine Spritze in den Arm von Alyx ragen und damit das Körpergefühl minimal negativ beeinflusst wird. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch erwähnen, dass genau dieses Gefühl in den meisten Fällen wunderbar funktioniert, wenn wir uns zum Beispiel mit der flachen Hand an Wänden abstützen oder uns so ganz nah an Deckungen schmiegen, um nicht getroffen zu werden und die Umgebung dadurch noch einmal ganz anders erleben.

Wie viele VR-Titel wird auch in „Half Life: Alyx“ das Gewicht von Gegenständen und Objekten nicht akkurat wiedergegeben. Selbst schwere Kisten oder Tonnen können wir immer mindestens mit beiden Händen locker anheben, ohne dabei das Gefühl zu bekommen, dass wir hier 20 oder 30 Kilogramm bewegen.

Eine weitere Kleinigkeit betrifft die fehlende deutsche Sprachausgabe, denn ihr könnt lediglich einen deutschen Untertitel hinzufügen. Das stört zum einen etwas die Immersion und zum anderen kann es in hitzigen Situationen, bei denen ihr euch nicht auf Untertitel oder englische Sprache konzentrieren könnt, dazu führen, dass ihr einem Gespräch nicht vollständig folgen könnt, wenn ihr dieser nicht mächtig seid.

Wichtig: Eines solltet ihr vor dem Kauf von „Half-Life: Alyx“ übrigens unbedingt beachten. Neben einem VR-Headset müsst ihr über einen potenten PC mit einer starken Grafikkarte und einem entsprechenden Prozessor verfügen. Ansonsten werdet ihr mit dem VR-Titel nur wenig Spaß haben.

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Schreiberling, Spieleentdecker, praktizierender Perfektionist und Mann fürs Grobe. Außerdem laufender Freizeit-Hobbit, der Katzen liebt. – Hunde gehen auch. „Auch sonst eigentlich ganz ok“.
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