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Scream 5: Die Obsession mit der Metaebene – Filmkritik

Von Heiner Gumprecht - News vom 12.01.2022 10:00 Uhr
Scream 5 Filmkritik Aufmacher
©Paramount Pictures Germany.

Regie-Urgestein Wes Craven ist leider bereits vor über sechs Jahren von uns gegangen, doch seine Legende lebt weiter, denn neue, hungrige Filmemacher*innen brennen darauf, seine Arbeit fortzuführen und davor zu bewahren, in Vergessenheit zu geraten.

So auch Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett („V/H/S – Eine mörderische Sammlung“), die Berge versetzt haben, um Scream 5 realisieren zu dürfen. Ihre Ideen für eine Fortsetzung waren sogar so überzeugend, dass sich Hauptdarstellerin Neve Campbell überreden ließ, in einem Film mitzuspielen, den sie eigentlich nie machen wollte.

Am 13. Januar 2022 geht der neue Horror-Thriller, der sich lediglich „Scream“ nennt, an den Start und ihr könnt euch selbst ein Bild davon machen, wie gut es Bettinelli-Olpin und Gillett gelungen ist, in die übergroßen Fußstapfen von Craven zu treten und das totgeglaubte Franchise zu retten.

Wer nicht so lange warten möchte oder sich nicht sicher ist, ob die Rückkehr des maskierten Teenie-Killers wirklich ihr Geld wert ist, erfährt in unserer spoilerfreien Kritik alles, was es über das Werk zu wissen gibt.

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Scream 5: Eine Kritik

Aus einem gewissen Blickwinkel ist es durchaus amüsant, dass das Regie-Duo in den letzten Monaten immer wieder betont hat, dass man der ursprünglichen Materie treu bleiben möchte, aber ganz eigene Wege einschlagen würde, weswegen der neue „Scream“ auch auf die bisher markante Verwendung von Metaebenen innerhalb der Handlung weitgehend verzichten würde.

Diese Anspielungen auf das Genre und später auch auf die Filmreihe selbst waren ursprünglich eine der Säulen, auf denen Cravens Filmreihe stand und einer der Gründe, warum die Slasher so beliebt waren und noch immer sind. Und amüsant ist die angekündigte Abkehr von dieser Herangehensweise deswegen, weil sie komplett erstunken und erlogen ist.

„Scream 5“ verzichtet auf überhaupt nichts, was den Erstling so beliebt gemacht hat, stattdessen ist der Film voll mit Bezügen auf das Original, die Filmreihe, das Genre, Hollywood und sogar einigen mehr oder weniger bekannten Insiderwitzen. Und das in deutlich höherer Zahl als in den drei Vorgängern. Diese Obsession mit der Metaebene durchzieht das komplette Werk und nimmt teilweise höchst einfallsreiche sowie komplexe Formen an.

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Statt diese Eigenideen zu nutzen und weiterzuspinnen, haben sich Bettinelli-Olpin und Gillett aber leider komplett darauf versteift, dem Erstlingswerk aus dem Jahr 1996 im Dauertakt Tribut zu zollen, sich vor ihm zu verbeugen und es als unerreichbaren Idealzustand zu verehren. Was sie dabei jedoch links liegen gelassen haben, ist die neue Richtung, die sie einmal einschlagen wollten und wohl irgendwie aus den Augen verloren haben.

Die Querverweise auf das Original sind zudem mal subtil und mal wie mit der Faust aufs Auge, doch vor allen Dingen sind sie allgegenwärtig und machen „Scream 5“ zu einem einzigen, fast zweistündigen Easter Egg. Einem blutigen und mitunter auch unterhaltsamen Easter Egg, keine Frage, der Film ist aber eben nicht die versprochene Neuerfindung, sondern eher eine Übersteigerung.

Szene aus Scream 5: Neve Campbell und Courteney Cox
©Paramount Pictures Germany.

Scream 5: Das Spiel mit der Spannung

Ob euch ein Werk, das mehr Ehrerbietung als Film ist, in dieser Form gefällt, müsst ihr für euch selbst entscheiden, da es ohne Frage eine Sache der eigenen Präferenzen ist. Die Bausteine von „Scream 5“, die sich vorurteilsfrei bewerten lassen, bewegen sich hingegen definitiv im durchschnittlichen Bereich, mit einigen Ausbrechern nach unten sowie nach oben.

Manche Einfälle des Duos Bettinelli-Olpin/Gillett sind clever und zeigen deutlich, dass die beiden nicht einfach nur schamlos kopieren, sondern wirklich Ahnung von ihrem Handwerk haben. Andere Parts sind jedoch so lieblos konstruiert und zum Fremdschämen platt, dass selbst Scream 4 von 2011 dagegen wie ein Meisterwerk wirkt.

Beispielsweise ist das Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer*innen in einigen Szenen sehr geschickt und grenzt in manchen Momenten am Geniestreich, wird dann aber zu anderen Zeitpunkten so übertrieben und lieblos verwendet, dass der Film langsam aber sicher zur Komödie verkommt.

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Dieser Wechsel aus Ja und Nein durchzieht den Film wie ein feiner Draht und betrifft quasi alle Bereiche. Hier ist die Schauspielleistung gut, dort ist sie miserabel. Mal gibt der Film stimmige Antworten, dann weigert er sich, relevante offene Fragen aufzulösen.

Nachdem „Scream 5“ schließlich einige Metaebenen hinabgestiegen ist, kommt es zu einem Finale, das enttäuschender kaum sein könnte, da die Auflösung, um wen es sich bei dem Killer handelt, nicht nur äußerst vorhersehbar ist, sondern auch weitere Probleme mit der Logik mit sich bringt.

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Diese späte Fortsetzung ist damit ein Film für absolute Liebhaber und Genrekenner, für den harten Fankern und solche, die bisher jedem Teil der Reihe wenigstens irgendetwas abgewinnen konnten. Solltet ihr Scream aber nie gesehen haben und auch kein absoluter Horrorfanatiker sein, kann dieser Besuch im Kino durchaus ausgelassen werden.

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Roter Magier des Lebens und grauer Jedi unter den Gruftis. Liebt alle Formen von Spielen, allen voran JRPGs und Pen and Paper. Cineast mit starken Gefühlen für den Mainstream und Dr. Nova der Philosophie. Ewiger One-Piece-Fanboy.
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