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Allgemein: Gamescom auf Französisch? Lohnt sich die Japan Expo für Gamer?

Von Lucas Grunwitz - Special vom 14.07.2018 21:29 Uhr

Vom 5. bis 8. Juli tagte dieses Jahr die immer populärer werdende Japan Expo in Paris. Die seit 1999 stattfindende Messe wirbt damit, die größte außerhalb Japans stattfindende Ausstellung mit Schwerpunkt auf japanischer Kultur zu sein. Tatsächlich zieht es immer mehr Menschen ins nicht so ferne Frankreich und bereits 2016 zählte die Expo mehr als 250.000 Besucher. Auch wir – das sind meine Freundin und ich – haben uns dieses Jahr nach Paris aufgemacht, um die Messe ganz persönlich kennenzulernen. In diesem kleinen Artikel möchten wir euch die Vor- und Nachteile vorstellen, die für oder eben gegen einen Besuch der Messe stehen – zumindest, wenn man als Gamer hinreist. Einerseits soll dieser Artikel daher als eine Art Leitfaden für all diejenigen fungieren, die schon jetzt ernsthaft Interesse an einem Besuch haben – andererseits könnte es den einen oder anderen Interessenten doch noch dabei helfen zu entscheiden, ob ein Besuch in Frage kommt oder nicht. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

Eine Fülle an Programm, aber wie viel kostet der Spaß?

Es ist ein wirklich seltsames Gefühl: Die RPC in Köln ist seit Mai schon durch, die gamescom 2018 steht praktisch vor der Türe und plötzlich rückt eine neue Messe in den Vordergrund, die selbst für Gamer nicht ganz uninteressant sein dürfte. Wer das Messeleben liebt, dürfte beim Anblick des Messeprogramms auf der offiziellen Webseite ins Staunen kommen. Nebst zu erwartender Ausstellungen wie Kultur und Essen, finden sich auch Nischenbereiche wie Gaming und Musik auf dem Programm. Insgesamt listet die Webseite über 75 Gäste und Brands, sowie über 200 Veranstaltungen über alle vier Tage hinweg verteilt. Es war daher die Fülle und Vielfalt, die uns zunächst überzeugte und uns das Ticket ins nicht so ferne Frankreich ziehen lässt.

Mit Ticketpreisen von 14 bis 24 Euro pro Tag (beziehungsweise 60 Euro für alle vier Tage) ähneln die Preise den gamescom-Tickets und sind daher im Regelfall problemlos erschwinglich. Wer aus dem Raum NRW kommt, muss auch für die Reise tatsächlich nicht so viel einplanen, wie erwartet: Wer langfristig plant, kann mit dem Thalys von Düsseldorf, Dortmund, Köln oder Aachen aus für knapp 35 Euro (mit Rückfahrt also insgesamt 70 Euro) die gesamte Strecke von und nach Paris abstempeln. Einzig und allein die Wohnung drückt als Kostentreiber auf die Geldbörse: Wir haben für drei Übernachtungen in einer guten Umgebung mit wirklich feinem Ausblick 275 Euro bezahlt.

Wer bereits im Vorfeld plant, kann aber auch sicherlich noch einige Kosten einsparen. Zuallerletzt lohnt sich eigentlich für alle Besucher das Reiseticket innerhalb Paris – für knapp 26 Euro fahrt ihr innerhalb aller Zonen (inklusive dem naheliegenden Disneyland) mit den öffentlichen Verkehrsmitteln so oft ihr wollt. Wer noch nie in Paris war oder allgemein Interesse daran hat Sehenswürdigkeiten abzuklappern, ist mit diesem Preis wunderbar bedient. Nimmt man individuelle Verpflegungskosten raus, summierten sich die Kosten für uns unterm Strich auf ~ 270 Euro pro Person.

Ein organisierter Ersteindruck, gepaart mit etwas Angst

Noch im Vorfeld die Info: Wir haben uns dem klassischen Stress entzogen und sind deutlich nach offizieller Öffnung Richtung Messe aufgebrochen. Für normale Messebesucher öffnen die Hallen um 10 Uhr, wir sind an beiden Messebesuchen gegen 13 Uhr eingetroffen und hatten zum Schluss nicht wirklich das Gefühl, dass sich ein früherer Besuch gelohnt hätte – die eigenen Füße tragen einen so oder so schon den ganzen Tag hinweg!

Die Anreise gestaltete sich daher als ungewohnt gemütlich: Die Züge innerhalb von Paris sind wunderbar ausgeschildert und selbst der Zug in Richtung Messe war keineswegs überfüllt. Das mag unter anderem auch an der Tatsache liegen, dass die Züge in Paris für gewöhnlich in einem angenehm kurzen Intervall regelmäßig fahren.

Bereits bei der Ankunft bemerkt man das Organisationstalent der Franzosen: Alle Wege sind gut ausgeschildert und jeder Messebesucher wird gezielt durch unzählige Hallen und Kontrollen geschleust, ohne dass jemals Angst im Raum steht, sich zu verirren. Darüber hinaus glänzten sogar die Franzosen mit Englisch, falls doch Fragen aufkamen.

Eher beunruhigend empfanden wir hingegen die teils wirklich laschen Taschenkontrollen. Bei unserer Ankunft hielt sich der Menschenandrang wirklich im Rahmen – dennoch wurden wir im Schnitt knapp drei Sekunden kontrolliert und fast gelangweilt durchgewunken. Ein wirkliches Sicherheitsgefühl hatten wir nach diesen Kontrollen nicht – hinsichtlich der Ereignisse in den letzten Jahren, die ja eben sogar verstärkt in Paris stattgefunden haben, ist das mehr als beunruhigend. Ansonsten durfte sich jeder Messebesucher über kostenlose Getränke freuen und auch der Einlass war an Humanität fast nicht zu übertreffen – wer die gamescom-Massen kennt, wird diesen kontrollierten Einlass einfach als puren Luxus empfinden. Auch innerhalb der Hallen geht es größtenteils wirklich besinnlich zu: Meidet man die beliebtesten Stände, gerät man selten in volle Menschenmassen, beziehungsweise kann sogar fast ohne Zwischenstopp von einem Ende der Messe zur anderen gelangen. 

Diese Vielfalt an Themenbereichen dürfte jeden Japan-Fan begeistern

Der Ersteindruck beim Betreten der Halle ist tatsächlich überwältigend. Im Gegensatz zur Kölner Messe findet die gesamte Japan Expo in einem riesigen Gebäude statt. Dieses ist zwar teilweise in „Unterhallen“ organisiert, jedoch findet alles zentralisiert in dieser Haupthalle statt. Umso besser ist es, dass sich die Messe daher in klare, nachvollziehbare Segmente unterteilt. So gibt es Areale, in denen nur Essen verkauft wird, während im Eingangsbereich Künstler sowie Mangaka ihre Kunst ausstellen und verkaufen können.

Insgesamt folgt der gesamte Messeplan einem roten Faden und sammelt hinsichtlich der Organisation von unserer Seite aus große Pluspunkte. Die Angebote unterteilten sich grundsätzlich in folgende Themengebiete: Essen, Merchandising/Verkauf, Kultur (darin inkludiert Dinge wie Tanz, Gesang, aber auch Origami-Workshops etc.), Gaming, Mode, Kunst, Musik, Hi-Tech, Sport (insbesondere Kampfsportarten), Cosplay und einer Meet-Area, bei der Künstler getroffen werden konnten. Unterm Strich war das Angebot also an Vielfalt kaum zu übertreffen und wurden eigentlich nur durch das allgemeine Rahmenprogramm der Japan Expo getoppt. Panels mit Künstlern, Cosplay-Shows aber auch Zeichenkurse wurden öffentlich beworben und waren gleichermaßen stark besucht. Tatsächlich fanden in regelmäßigen Abständen sogar Konzerte japanischer Bands statt, die vollkommen kostenlos besucht werden konnten und daher im ursprünglichen Ticketpreis inkludiert sind. Am Ende dürften also keinerlei Beschwerden hinsichtlich des Ticketpreises aufkommen.

Schon beim ersten Rundgang fallen interessante Stände auf, die man ansonsten eventuell gar nicht besucht hätte. Ich persönlich habe beispielsweise keine stark ausgeprägte Ader für Kunst und Manga, empfand die Besuche der einzelnen Stände aber eigentlich immer als nett und sehenswert. Manchmal ist es ganz schön die Hingabe der einzelnen Zeichner zu sehen, was sie in den letzten Monaten und Jahren erreicht haben – selbst wenn man die einzelnen Zeichner nicht kennt, so sieht man die Begeisterung aller für dieses eine Oberthema: Japan. In gewisser Maßen erinnert die Konvention daher an hierzulande etablierte Veranstaltungen wie den Japan-Tag oder die Dokomi – eben nur drei Mal größer.

WoW! Super Smash Bros. Ultimate noch vor der gamescom zocken

Kommen wir zum, aus unserer Sicht, wichtigsten Teil dieses kleinen Reports. Überraschenderweise war Gaming stärker vertreten, als im Vorfeld erwartet. Viele japanische Publisher und Entwickler nutzen die Japan Expo, um ihre kleineren Titel zu bewerben und somit einer größeren Masse zu präsentieren. Das hatte an vielerlei Stellen sogar richtigen Indie-Charakter, wenngleich ein Großteil dieser Games natürlich auf das JRPG-Genre ausgelegt waren. Wer JRPGs liebt, hatte daher eigentlich kaum eine Chance, alle Titel an einem Rutsch durchzuarbeiten und dürfte sich im siebten Himmel befinden.

Darüber hinaus waren aber auch größere Publisher anwesend, deren Line-Ups keineswegs beschnitten waren (Ja gamescom, wir wissen, dass du nächsten Monat dran bist!). Nintendo präsentierte ganz unverblümt Knallertitel wie Super Smash Bros. Ultimate, während Square Enix sogar eine ganze Bühne für Kingdom Hearts 3 aufgebaut hatte und nebenan zu einer kleinen Testrunde Captain Spirit lud. Das absolut Beste daran: Die Warteschlangen waren nicht einmal ansatzweise mit der gamescom zu vergleichen. Ohne selber angestanden zu haben, schätze ich persönlich die Wartezeit für die Top-Games auf unter eine Stunde pro Blockbuster – selbst zu Spitzenzeiten. Unterm Strich ist das Angebot natürlich nicht mit unserer Messe zu vergleichen – die Möglichkeit, solche Titel bereits einen Monat vor der gamescom-Masse anzuspielen, sollte man dennoch nicht unterschätzen.

Angrenzend zur eigentlichen Gaming-Area gab es natürlich noch die verpflichtende Retro-Ecke. Wenn wir ehrlich sind, war diese optisch gesehen nicht wirklich liebevoll gestaltet, aber es gab wirklich alles, was das klassische Retrogamer-Herz begehrt. Wer schon immer eine gepflegte Runde Super Smash Bros. Melee oder Crash Team Racing mit internationalen Gamerkollegen zocken wollte, kam hier voll auf seine Kosten.

So viele Fanartikel – Für Gamer jedoch schwere Zeiten

Kommen wir zum zweitwichtigsten Aspekt für Messen. Seien wir ehrlich: Wer gibt nicht gerne Geld für (unnötiges?) Merchandising aus? In dieser Hinsicht steht die Japan Expo zumindest in Sachen Umfang der gamescom in nichts nach, wenngleich der Fokus sinngemäß etwas stärker in Richtung Anime- und Manga sowie Cosplay gerückt wird. Vergleichbar mit dem deutschen gamescom-Repertoire, gibt es daher unzählige Figuren und Fanartikel aus den unterschiedlichsten Anime- und Manga zu erwerben, während der Anteil von Produkten aus der Gaming-Szene deutlich sinkt und sich eher auf Fan-Shirts und Tassen beschränkt. Großunternehmen wie Square Enix hatten ihren eigenen Verkaufsstand mitgebracht, während man hier und da noch auf einige Kleinhändler stieß, die ebenfalls teils interessantes Gaming-Merch dabei hatten. Unterm Strich sollte man aber keine Wunder erwarten, wenn man als Gamer an der Messe teilnimmt – jeder Freund japanischer Brands wird von der Fülle an Angeboten jedoch regelrecht erschlagen.

Messephilosophie: Wer es nicht in der Tasche hat, hat es in der Geldbörse.

Verpflegung bleibt das depressiv machende Thema aller Messebesuche. Wer sparen will, nimmt sein eigenes Essen mit. Punkt. Wer dennoch in den Genuss kulinarischer Japangerichte kommen will, muss wirklich immens tief in die Geldbörse greifen. Eine kleine Portion bestehend aus fünf Gyoza (einzuordnen als japanische Teigtaschen mit Fleischfüllung) schlägt mit sieben Euro zu Buche. Wer die größere Variante mit etwas Reis und Hühnchen will, lässt stolze zwölf Euro an der Theke.

Natürlich gibt es auch noch allerlei kleine Direktimportgerichte an den Ständen zu kaufen – seien es besonders exotische Softdrinks, Süßigkeiten oder Ähnliches – aber wirklich satt wird man davon auch nicht. Wir verweisen hier auf die altbekannte Messephilosophie: Wer es nicht in der Tasche hat, hat es in der Geldbörse. Und wenn wir zum Schluss noch ganz ehrlich sind: Selbst geschmacklich haben sich die Mittagsgerichte wirklich nicht gelohnt. Dann lieber etwas hungern und für die eingesparten Kosten ein ordentliches Abendessen in der Pariser Innenstadt genießen.

Fazit: Für wen lohnt sich die Messe wirklich?

Unser persönliches Fazit: Pauschal lohnt sich die Japan Expo nicht wirklich für jeden Gamer, denn letztlich ist es doch eine Japan-Messe. Hundertprozentig auf ihre Kosten werden also nur all diejenigen kommen, die beide Welten für sich entdecken können. Der Mix aus Kultur, Kunst und Gaming ist europaweit eine wahrlich einzigartige Kombination und hat uns über zwei volle Tage hinweg bestens unterhalten.

Für mehr reicht es dann aber doch nicht, denn bereits nach zwei Tagen hatten wir das Gefühl, wirklich alles Relevante gesehen zu haben. Viel mehr bleibt an dieser Stelle die persönliche Empfehlung, einen Zeitraum von drei bis vier Tagen zu buchen und auch ein bisschen Freizeit in der schönen Stadt Paris einzuplanen. Nebst beeindruckender Sehenswürdigkeiten hat Paris allerlei Freizeitparks wie Disneyland Paris und den Asterix und Obelix Park (Parc Astérix) zu bieten.

Jeder Gamer, der doch die Reise ins nicht so ferne Frankreich antritt, wird dennoch nicht enttäuscht, denn seien wir ehrlich: Die Vorzüge, seien sie hinsichtlich der bevorstehenden gamescom noch so klein, sind schon wirklich cool. Allein die Möglichkeit, Blockbuster-Titel wie Smash Bros. Ultimate und Kingdom Hearts 3 vorher anzocken zu können, dürfte schon überzeugend genug sein – dazu kommen wirklich verkürzte Wartezeit, mit denen ihr problemlos mehrere Stunden im Direktvergleich zur gamescom einspart. Außerdem habt ihr es vor euren Freunden gezockt, also wirklich!

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