PLAYCENTRAL TESTS 11-11: Memories Retold

11-11: Memories Retold: Der Erste Weltkrieg in einem Gemälde

Von Cynthia Weißflog - Test vom 13.11.2018 13:37 Uhr

Am 11. November 2018 jährte sich zum 100. Mal das Ende des Ersten Weltkrieges. Nur zwei Tage zuvor veröffentlichte Bandai Namco Entertainment ein Spiel namens 11-11: Memories Retold und macht damit auf genau jenen Tag vor einhundert Jahren auf eine ganz besondere Art und Weise aufmerksam. Wir hatten die Gelegenheit uns dem Inhalt des malerischen Spiels voll und ganz hinzugeben, uns der Kriegsthematik aus einer eher ungewohnten emotionalen Perspektive zu widmen und damit den Frieden zu zelebrieren.

Zwischen Unterhaltung und Realität

Über 14.000 historisch belegte Kriege sollen im Laufe der Menschheitsgeschichte bereits stattgefunden und über drei Milliarden Menschenleben ausgelöscht haben. Trotz dieser erschreckenden Zahlen und der unbändigen Grausamkeit, die solche gewaltvollen Auseinandersetzungen mit sich bringen, ist das Thema Krieg eine nie enden wollende Inspirationsquelle für die Videospielbranche und mündet meist in der schier endlosen Entwicklung actiongeladener Shooter.

Doch die Entwickler Aardman und DigixArt zeigen, dass es anders geht und schufen das außergewöhnlich erlebbare Abenteuer 11-11: Memories Retold. Hier stehen nicht die Spielmechanik und die herkömmliche Unterhaltung in Form von aktiver Gewalt gegen anonyme Gegner oder das Gewinnen fiktiver, rundenbasierter Kriege im Mittelpunkt, sondern das selten thematisierte Elend, die Verzweiflung und die teils tragischen Einzelschicksale während des Ersten Weltkriegs.

Ein lebendiges Gemälde

Wer nun denkt, dass 11-11: Memories Retold dementsprechend nur so vor Trostlosigkeit und Düsterheit strotzen muss, der liegt falsch. Denn das Abenteuer zeichnet sich durch seinen außergewöhnlichen und beeindruckenden Grafikstil aus, der eher an ein impressionistisches Gemälde als an ein Videospiel erinnert.

Die eigentümliche Grafik erfordert eventuell eine gewisse Eingewöhnungszeit, ist auf Dauer allerdings keineswegs unangenehm, sondern faszinierend. Denn damit wird dem abstrahierten Spiel zwar ein visueller, aber kein inhaltlicher Realismus genommen. Es ist die Geschichte, bestehend aus Fiktion und tatsächlichen Geschehnissen, die hier einen so bedeutsamen Stellenwert einnimmt, dass sie eine naturgetreuere Darstellung regelrecht überflüssig macht. Dafür bedienten sich die Entwickler nicht nur einem, sondern zwei Protagonisten, die uns die Ereignisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln entsprechend erzählen und im späteren Verlauf nicht nur aufeinandertreffen, sondern darüber hinaus um einen tierischen Begleiter ergänzt werden.

Harry – der verliebte Fotograf

Großartig synchronisiert von Elijah Wood, lernen wir am 11. November 1916 zunächst Harry kennen. Ein junger Kanadier, der gerade erst die Fotografie für sich entdeckt und unsterblich in Julia verliebt hat, die er nur zu gerne in seinen Bildern festhält. Um ihr zu imponieren schließt sich Harry einem britischen Offizier als Kriegsfotograf an und begleitet ihn bis unmittelbar an die Westfront Europas. Während man Harry spielt hat man deshalb die Möglichkeit täglich eine bestimmte Anzahl Fotos zu schießen. Doch Vorsicht: Für welche Motive man sich dabei entscheidet und welche Fotos man den Briefen an seine Geliebte beilegt, hat Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Geschichte.

Kurt – der besorgte Familienvater

Der von dem deutschen Schauspieler Sebastian Koch synchronisierte Kurt erfuhr am selben Tag des Jahres 1916, dass die Truppe seines Sohnes an der Front verschollen ist. Als gealterter Techniker und Familienvater konnte Kurt seinen Kriegsdienst für Deutschland eigentlich verweigern und alternativ als Mitarbeiter in einer Zeppelinfabrik tätig werden.

Nach dieser Hiobsbotschaft macht sich Kurt jedoch nun ebenfalls in den Krieg auf, um in Erfahrung zu bringen was mit seinem vermissten Sohn geschehen ist. In seiner Rolle schreiben wir regelmäßig Briefe an unsere Frau und unsere kleine Tochter, deren Inhalte ebenfalls entscheidend für den Ausgang der Geschichte sind und durch das Entdecken versteckter Textfragmente in der Spielumgebung zusätzlich angepasst werden können. 

Stille Wasser sind tief

Einige Sammelgegenstände sind somit tatsächlich spielentscheidend und können im Spiel durch das Erkunden der Umgebung von euch ausfindig gemacht werden. Manche von ihnen sind allerdings eher aufklärender Natur und enthalten Informationen rund um den Ersten Weltkrieg, die die Geschichte zusätzlich bereichern und interessanter gestalten. Dies erfordert natürlich, dass ihr euch genauer umseht, die Möglichkeit nutzt euren Charakter zu wechseln und nicht direkt von einem Questziel zum Nächsten eilt.

Denn 11-11: Memories Retold möchte nicht mit Tempo, Explosionen und Lärm Aufmerksamkeit erregen, sondern wählt eine eher ungewohnte, aber erlebenswerte Form, ohne Gewalt und Gnadenlosigkeit thematisch zu vernachlässigen oder zu verharmlosen – ganz im Gegenteil. Durch das stete Thematisieren von Menschlichkeit und Familie in Zeiten des Krieges scheinen einige Begebenheiten nahezu brutal zu sein, da sie eben kein Teil der Schusswechsel auf den Schlachtfeldern sind oder zur Aufgabe haben über Sieg oder Niederlage zu entscheiden. 

Stimmungsmacher und Stimmungskiller

Die Mischung aus wundervoll komponierter Musik, besonderer Grafik und durch großartige Synchronarbeit vermittelten emotionalen Inhalt, lässt das Spiel zunächst wie ein lehrreiches und berührendes Gesamtkunstwerk erstrahlen. Beinahe metaphorisch geht 11-11: Memories Retold mit einigen Themen um und nutzt dafür gerne die grafischen Eigenheiten des Abenteuers. So sind beispielsweise die Personen mit den verschwommenen Gesichtern zumeist die um ihre Identität beraubten Soldaten, als realistischer Bestandteil der im Krieg allgegenwärtigen Anonymität.

Die fehlende Detailtreue kann das Auffinden einiger Gegenstände allerdings enorm erschweren und in manchen Situationen zudem die Stimmung dämpfen, wenn NPCs intensiv an Holzlatten herumschweißen oder ausgesprochen motiviert in die Luft hämmern. Außerdem kann Frust aufkommen, wenn man keine genauen Angaben zur Lokalisation des Questziels hat und beim Erkunden des Levels versehentlich eine Aufgabe abschließt, die einem den nachträglichen Zugang zu einigen Objekten verwehrt. Keines dieser Dinge zerstört jedoch in irgendeiner Weise das Spiel, sondern bringt euch vielleicht lediglich dazu, die Geschichte ein weiteres Mal durchlaufen zu wollen.

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Eigentlich Elbennymphe der Unsterblichen Landen, die sich bei PlayCentral.de als Videospiel- und Buchliebhaberin tarnt. Löffelt beim Artikeltippen exzessiv Nussmus und führt eine Dreiecksbeziehung mit Geralt und Yennefer. Rollenspiel-Enthusiastin, die in CS:GO grundsätzlich keine Hühner tötet.
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