PLAYCENTRAL TESTS Hitman 5: Absolution

Hitman 5: Absolution: Die Killer-Glatze ist zurück

Von Patrik Hasberg - Test vom 23.11.2012 15:52 Uhr

Zurück ist der Mann mit der Glatze, zurück ist die Serie rund um den Auftragskiller im schwarzen Anzug. IO Interactive schafft es den Wurzeln der Serie gerecht zu werden und nebenbei hilfreiche Neuerungen einzubauen, um auch Einsteigern das Leben als Assassine schmackhaft zu machen, ohne dabei Hitman-Veteranen vor den Kopf zu stoßen. Ganz eindeutig ist dieses Quartal das Quartal der Assassinen und Berufskiller. Nachdem Konsolenbesitzer bereits mit Connor, dem Held aus dem dritten Assassin’s-Creed-Teil, die Wirren des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges hautnah miterleben und auch PC-Spieler mit Corvo, dem Protagonisten aus Arkane Studios Steam-Punk-Actionspiel Dishonored ihre subtile Art ausleben konnten, meldet sich nun mit Hitman: Absolution Agent 47 eindrucksvoll zurück.

Selbst Serien-Veteranen werden mit dem glatzköpfigen Auftragskiller ihren Spaß haben und dabei ordentlich gefordert, denn einfach macht es uns der fünfte Teil der Serie garantiert nicht. Warum uns stellenweise einige Freiheiten genommen und wir uns ab und an stark an ein Splinter Cell erinnert fühlen, lest Ihr in unserem Test zu Hitman: Absolution. Gefühle sind einem wahren Hitman fremd, wenn er tötet, dann effektiv, präzise und ohne jegliches Mitleid. So sieht auch der nächste Auftrag aus: Diskret und ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen. Das Gebäude betreten, die Zielperson identifizieren, liquidieren und wieder unbemerkt entkommen. Es hört sich an wie ein ganz normaler Arbeitstag für Agent 47 alias Hitman. Wäre da nicht eine Kleinigkeit. Bei der zu erledigenden Zielperson handelt es sich um Diana, die Kontaktperson von Agent 47 bei der Auftragsagentur. Durch einen Vertrauensbruch gegenüber der Agency ist sie nicht weiter tragbar. Wer bereits den Vorgänger Blood Money gespielt hat, wird wissen, dass Diana Agent 47 am Ende das Leben gerettet hat. Wir stecken also schon zu Beginn in einer moralischen Auseinandersetzung. Doch zunächst sind wir ein Profikiller – geschaffen um zu töten. Also machen wir uns auf, unsere Brötchen zu verdienen und unserer Ex-Kontaktperson einen höflichen Besuch abzustatten.

Vorbildhafter Einstieg

Für eingerostete Veteranen wie Neulinge bietet die erste Mission ein beispielhaftes Tutorial, um sich mit dem Gameplay und hinzugekommenen Neuerungen wie der Instinkt-Sicht vertraut zu machen. Die Steuerung ist schnell erlernt und erste kleine taktische Finessen bringt uns charmant eine weibliche Stimme näher. So werden wir langsam an die unterschiedlichsten Möglichkeiten und Wege herangeführt, unser Ziel zu erreichen, und dabei möglichst unbemerkt zu bleiben. Leichen in Mülltonnen verstecken, deren Kleidung stibitzen, um ahnungslose Wachen abzulenken und die Umgebung für unsere Zwecke einzusetzen. So gehört sich das als wahrer Assassine. Doch vom Spiel verwöhnt, müssen wir früh lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und auf Situationen angemessen zu reagieren. Das hört sich zwar einfach an, erfordert aber deutlich mehr als ein Tutorial, um lautlos und ungesehen eine Mission zu beenden. Bereits auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad kann Hitman: Absolution knüppelschwer und durchaus fordernd sein. Das eine oder andere vom Spieler entlockte Schimpfwort kann da schon mal fallen. Besonders weil es kein freies Speichern gibt und verfügbare Kontrollpunkte Mangelware sind. Nachdem wir unsere innere Diskrepanz überwunden haben, stehen wir gegen Levelende vor den Scherben unserer Arbeit, doch so leicht wird es uns in Hitman: Absolution nicht gemacht.

Bevor Diana stirbt, gibt sie uns einen letzten Auftrag: Wir sollen die junge Victoria mit uns nehmen und untertauchen. Was es mit ihr auf sich hat und warum die Agency, wie weitere sehr zwielichtige Personen, so scharf auf die Kleine sind, verraten wir an dieser Stelle selbstverständlich nicht. Interessant ist allerdings, dass uns das Spiel von dem eiskalten und emotionslosen Profikiller in die eher zweifelhafte Rolle eines besorgten Beschützers steckt. Anfängliche Zweifel, dass dadurch das Spiel leiden könnte, können jedoch getrost wieder vergessen werden. Mit dem Mädchen haben wir im Laufe der Handlung nur wenig zu tun, zudem interessiert eher die gut erzählte Handlung hinter Victoria mit reichlich skurrilen wie unangenehmen Zeitgenossen. Schon früh juckt es uns im Zeigefinger, unserer Profession nachzugehen und diesen Typen auf den Zahn zu fühlen.

Freiheiten mit Grenzen

Während wir zu Beginn im Rahmen des Tutorials noch einen recht übersichtlichen Schauplatz betreten, werden die einzelnen Missionen im Laufe des Spiels spürbar komplexer und weiträumiger, wobei uns jederzeit klar die Grenzen aufgezeigt werden. Wir bekommen zwar die Möglichkeit, unsere Zielpersonen auf zig unterschiedliche Weisen zu erledigen, allerdings wird uns ein klarer Rahmen gesetzt, wo wir hindürfen und was schlicht nicht möglich ist. Der eine oder andere lineare Levelschlauch könnte da wohl manchem Spieler sauer aufstoßen und vor den Kopf schlagen. Dieses Empfinden wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass die Jungs von IO Interactive die einzelnen Missionen jeweils in mehrere Abschnitte unterteilt haben. Es bietet sich dem Spieler also keine allzu große Spielwiese, auf der er munter alle Orte innerhalb des aktuellen Auftrags erkunden kann. Stellenweise erinnert der neue Teil an Splinter Cell. So wird auch unser Punktekonto, das sich durch die jeweilige individuelle Spielweise füllt oder entleert, meist gegen Ende eines abgeschlossenen Abschnittes auf null zurückgedreht. Gegen Ende einer Mission winken schließlich die Hitman-typischen Statistiken sowie eine Einstufung in einen bestimmten Rang. Trotz der etwas linearen Spielwelt wirken sämtliche Schauplätze wie aus einem Guss und gefallen durch zahlreiche Details sowie die glaubwürdige und beeindruckende Simulation großer Menschenmengen. Auch die deutschen Synchronstimmen können sich durchaus hören lassen und geben dem Spiel in Kombination mit der tadellosen Soundkulisse einen großen Atmosphäre-Pluspunkt.

Die Qual der Wahl

Auf der Jagd nach Lenny, einem der bösen Buben, die ebenfalls ein lohnendes Geschäft wittern, betreten wir die Kleinstadt Hope, South Dakota. Um dem Burschen allerdings auf die Pelle zu rücken, muss sich erst um seine Gang gekümmert werden. Wie wir die Mission letztendlich abschließen, ist uns überlassen. So verschaffen wir uns zunächst einen Überblick und machen uns mit den Örtlichkeiten der kleinen Stadt vertraut. Hier treffen wir auf eine der Neuerungen im Spiel: den Instinkt-Modus. Per Tastendruck aktivieren wir die Sicht eines wahren Meister-Assassinen und können somit nicht nur unsere Zielpersonen, gekennzeichnet durch eine rote Silhouette, durch Wände verfolgen, sondern auch gelb leuchtende Personen, wie Polizisten oder Mechaniker, erkennen. Besonders praktisch: Wir können sogar die Laufwege der einzelnen Personen anhand einer Spur aus Flammen nachvollziehen und so unser Vorgehen entsprechend planen.

Die drei Zielpersonen sind so schnell ausgemacht. Nun gilt es die Örtlichkeiten zu untersuchen und die Gewohnheiten bzw. die Laufwege der Ziele herauszufinden. Wir hängen uns also an unser erstes potenzielles Opfer und finden prompt heraus, dass dieses über ein Zimmer im ersten Stock über einem Lebensmittelladen verfügt. Die ahnungslose Ladenbesitzerin ist schnell per plötzlich ertönendem Radio abgelenkt und schon sind wir hinter der Theke verschwunden und auf dem Weg in den ersten Stock. Wir schauen uns um und entdecken auf einem Tisch in der hinteren Hälfte des Raumes eine Menge C4. Kurz überlegt machen wir den Sprengstoff scharf und lassen den Zünder in die Tasche unseres Anzuges gleiten. Jetzt müssen wir nur noch unbemerkt das Gebäude verlassen und darauf warten, dass die Zielperson in unsere Falle tappt. Zugegeben, die Lösung mit dem C4 ist alle andere als dezent und diskret, zaubert aber trotzdem ein breites Grinsen in unser Gesicht, während wir mit einer Explosion im Rücken die nächste Zielperson ansteuern und den anstürmenden Polizisten ausweichen. Hätten wir unser Opfer verschwinden gelassen ohne dass es jemand gemerkt hätte, wären die Polizisten allerdings deutlich weniger misstrauisch geworden. Aber hey, wir sind schließlich Hitman und als kleine Ablenkung dürfte diese Aktion ja wohl äußerst erfolgreich gewesen sein.

Hart aber fair!

Wie bereits erwähnt winkt gegen Ende einer jeden Mission eine ausführliche Statistik über unsere Taten und unsere Vorgehensweise. So bekommen wir für besonders clevere Morde bedeutend mehr Punkte als wenn wir unser Opfer nur unmotiviert und einfallslos hinterrücks zur Strecke bringen. Zudem geizt das Spiel nicht mit Punktabzügen in jeglicher Hinsicht. Streng genommen dürfen wir während einer Mission weder entdeckt werden noch andere Personen als die Zielperson um die Ecke bringen. Morden wir uns also fröhlich durch Hitman: Absolution leert sich unser mühsam zusammengespartes Punktekonto schneller als es uns lieb ist. Da wirkt dann auch der neue Schnellschuss-Modus ein wenig fehl am Platz, mit dessen Hilfe wir Gegner ähnlich wie in Splinter Cell: Conviction markieren und anschließend per Tastendruck bequem und schnell ausschalten können. Spielern, die sich auf die gute alte Rambo-Manier durch die Level schießen möchten ist Hitman: Absolution absolut nicht zu empfehlen. Allerdings können Gegner nicht pausenlos markiert und ausgeschaltet werden, da der Modus Instinkt verbraucht, welches sich erst durch erfolgreiche Morde wieder regeneriert. Puristen können den Instinkt-Modus natürlich auch ganz abschalten.

Der Contract-Modus

Der Contract-Modus in Hitman Absolution erlaubt es Spielern eigene Aufträge zu erstellen und anschließend Online zu stellen und mit anderen zu teilen. So wählt man zu Beginn ein Level, Waffen und die zu erledigende Zielperson. Je nachdem wie man das Level anschließend spielt werden die Regeln für den Auftrag festgelegt. Beispielshalber ob alle Leichen versteckt worden sind, wie schnell man vorgegangen ist und auf welche Weise die Zielperson ausgeschaltet worden ist. So können sich Spieler online mit Freunden vergleichen und messen. Wie der Modus allerdings bei der Hitman-Community ankommt, wird sich erst mit der Zeit zeigen.

Etwas weniger Misstrauen bitte!

Die KI ist äußerst argwöhnisch, selbst wenn wir die Klamotten des zuvor beiseite geschafften Kollegen tragen, wittert man uns schon aus gut zwanzig Metern Entfernung. Wir bezweifeln einfach einmal, dass ein Polizist die Gesichter all seiner Kollegen auswendig gelernt hat. In solchen Situationen hilft wieder unser Killer-Instinkt, der es uns für einen kurzen Moment erlaubt die KI hinters Licht zu führen um zum Beispiel durch gewisse Engstellen zu gelangen. Denn nur passend gekleidet können wir beispielshalber unbemerkt in eine Autowerkstatt spazieren und die Hebebühne sabotieren. Zu Malen hätten wir uns gewünscht, dass sich Agent 47 ein wenig agiler und flexibler bewegen könnte. So nehmen wir zwar butterweich hinter Tischen, Hecken und Häuserwänden Deckung, verstecken uns binnen kurzer Zeit in Mülltonen oder Schränken und beobachten dabei Gegner sowie die Umgebung, allerdings wäre es angenehm nicht nur an bestimmten dafür vorgesehenen Stellen über Objekte zu klettern, sondern auch freiständig springen zu können. Nett wäre auch die Möglichkeit sich hinzulegen um zum Beispiel unter ein Bett zu kriechen und dort brenzlige Situationen auszusitzen. Ein etwas größeres Problem stellt die Kamera dar, die uns aus der Third-Person-Sicht den Hitman steuern lässt und gelegentlich, wenn wir uns etwa hinter eine Deckung kauern oder Objekte werfen möchten, zu dicht auf die Pelle rückt. Somit geht in solchen Momenten sämtliche Übersicht verloren. Besonders in Situation, in denen schnell gehandelt werden möchte, kann dies dazu führen, dass die Missionen von vorne begonnen werden muss. Zwar gibt es wie bereits erwähnt Kontrollpunkte, diese sind allerdings relativ selten und etwas unglücklich in den Leveln verteilt. Außerdem ist nach einmaligem speichern der jeweilige Kontrollpunkt nicht mehr benutzbar. Gerade bei langen Abschnitten kann so ein kleiner Fehler zu dem zwanghaften Neustart der Mission führen. Aber wer sagt, dass es ein wahrer Hitman einfach hat.

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Hitman 5: Absolution im Test

Fazit und Wertung von Patrik Hasberg

Fazit von Patrik Hasberg:

Wer sich einigermaßen aufs Schleichen versteht, ein wenig Frustresistenz sowie eine Portion Geduld mitbringt, für den ist Hitman: Absolution quasi ein Pflichtkauf. Aushilfsrambos, die übermäßige Action und spannende Gefechte mit der KI erwarten, raten wir allerdings ganz klar von einem Kauf ab. Geplantes Vorgehen steht hier deutlich im Vordergrund und macht den größten Teil des Spiels aus. De Motivation, sich stets zu verbessern und die einzelnen Missionen mit einer perfekten Bewertung abzuschließen, machen den Reiz der Hitman-Serie aus. Hätte man dem Spieler ein wenig mehr Freiheiten geboten und den Gegnern eine Portion Misstrauen weniger eingepackt, wäre mehr Dynamik in das Spiel miteingeflossen. Besonders das beispielhafte Tutorial schafft es, Veteranen der Serie sowie absoluten Neulingen einen schnell Einstieg zu verschaffen.

Pro

+Spannende, motivierende Story
+das alte „Hitman-Feeling“
+vielfältige Vorgehensmöglichkeiten
+gute Synchronsprecher/ gute Soundkulisse
+beeindruckende Darstellung von großen Menschenmengen

Contra

-wenige Speicherpunkte
-teils sehr misstrauische Gegner
-gelegentlich störrische Kamera
Schreiberling, Spieleentdecker, praktizierender Perfektionist und Mann fürs Grobe. Außerdem laufender Freizeit-Hobbit, der Katzen liebt. – Hunde gehen auch. „Auch sonst eigentlich ganz ok“.
Hitman 5: Absolution 3rd-Person-Shooter PC, Xbox 360
PUBLISHER Eidos
ENTWICKLER IO Interactive
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