Nachdem Electronic Arts die Shift-Reihe mit dem Untertitel 'Need for Speed' zu einer beständigen Racing-Serie gemacht hat, erscheint mit Teil zwei im März diesen Jahres der erste Ableger ohne den renomierten Namensgeber. Mit Shift 2: Unleashed möchten die Slightly Mad Studios endgültig an die Spitze des Racing-Olymps aufsteigen. Bereits im Vorfeld legte man sich mit der Konkurrenz an. „Wir benötigen keine 1000 fiktive Fahrzeuge, um ein gutes Rennspiel zu machen“, stachelte der Entwickler süffisant gegen Gran Turismo von Sony. Kann der britische Entwickler die sehr hoch angesetzte Messlatte mit Shift 2: Unleashed erreichen? Wir verraten es euch in unserem Test!
Die Grundlagen des Rennfahrens
Beginnen wollen wir den Test mit den Grundlagen des Rennfahrens, welche auch Shift 2: Unleashed aufgreift. Wie auch schon der Vorgänger hält sich der zweite Teil an realitätsnahe Rennen mit den virtuellen Boliden. Wie man es aus Simulationen kennt, darf man selbst entscheiden, ob man sich die volle Packung Racing gibt oder lieber auf Fahrhilfen wie Bremshilfe, ABS, Traktionskontrolle, Ideallinie etc. zurückgreift. Eines ist jedoch sicher: Egal wie viele Hilfen ihr auch einschaltet, Shift 2: Unleashed wird zu keinem Zeitpunkt ein leichter Arcade-Racer alá Need for Speed: Hot Pursuit (Criterion Games, 2010).
Die neue Helm-Perspektive verleiht zusätzlichen Realismus. Wir legen uns sogar soweit aus dem Fenster und sagen: Es gab noch nie eine Kamera-Perspektive, welche das Feeling im Hochgeschwindigkeitsboliden so gut eingefangen hat wie diese. Wackelige Kopfbewegungen beim einlenken in eine Kurve, eingeschränkte Sicht durch den Helm sowie Verwischeffekte bei den kleinsten Kollisionen – wahnsinn! Und wer auf die ganz harte Tour steht, kann sämtliche HUD-Anzeigen wie Techometer, Platzierung, Rundenzeiten und Minikarte ausschalten und muss sich so in den Kurven auf die Rückmeldung des Fahrzeugs konzentrieren.
Natürlich bietet Shift 2: Unleashed auch typische Racing-Perspektiven wie etwa die Verfolger-, Stoßstangen sowie eine normale Cockpit-Perspektive. Aber auch hier wird das Spiel keinesfalls zu einem Selbstläufer. Ein Grund dafür ist vor allem die starke künstliche Intelligenz der Mitstreiter. Diese attackiert uns zwar nicht sonderlich aggressiv, dafür nutzen sie fast jeden Fehler von uns gnadenlos aus und schrecken auch nicht vor einer Kollisionen zurück. Gerade weil dieses Feature auch auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad zum tragen kommt, ist Shift 2: Unleashed vor allem für Einsteiger und Anfänger ein starkes Stück Arbeit, bei welchem das Nervenkostüm mehr als nur strapaziert wird.
Be a Rennfahrer
Wie man es bereits aus dem ersten Need for Speed: Shift kennt, gibt es auch in Shift 2: Unleashed einen mehr als umfangreichen Karrieremodus. Dieser beginnt, ebenfalls wie gewohnt, mit einer ersten Testrundfahrt, durch welche die KI eure Stärken und Schwächen ermittelt und den perfekten Spielschwierigkeitsgrad inklusive der Fahrhilfen erstellt. Anschließend starten wir in das erste kleine Anfängerturnier, wo wir uns Geld für das erste eigene Fahrzeug erfahren können. Während uns zu Beginn noch Gurken von Seat oder Ford zur Verfügung stehen, steigt mit dem Verlauf des Karrieremodus auch die Anzahl der verfügbaren Fahrzeuge. Diese haben allerdings auch ihren Preis. Für einen Bugatti Veyron zahlt man gut und gerne 1.5 Millionen Spielmünzen. Wie gut, dass man sich die Fahrzeuge auch via Microsoft-Points oder PlayStation Cards kaufen kann (Ironie off).
Im Verlauf der Karriere durchfahren wir nicht nur verschiedene Orte, sondern auch verschiedene Rennmodi und Veranstaltungen. Neben typischen normalen Rennen mit bis zu 11 KI-Fahrern gibt es auch Driftrennen und Zeitfahren. Für die Nostalgiker unter Euch gibt es auch Klassik-Rennen, an welchen man jedoch nur mit dem richtigen Fahrzeug (Legenden-Klasse) teilnehmen kann. Zwar kann die Karriere durchaus fesseln und man ist, vorausgesetzt man fährt jedes einzelne Rennen, auch gut 30 Stunden beschäftigt. Allerdings zieht sich das Herzstück das Spiels ab 15 Stunden sehr in die Länge.
Abwechslung bietet da ein Rollenspiel-Element: Das Fahrerlevel. Durch dieses schaltet ihr nicht nur neue Tuningteile und Veranstaltungen, sondern auch besondere Fahrzeuge frei. Gesteigert wird das Fahrerlevel, ähnlich wie im Vorgänger, durch gefahrene Rennen und absolvierte Herausforderungen. Dazu gehören zum Beispiel das Fahren einer sauberen Runde, ein gewissen Prozentsatz des Rennens auf der Ideallinie absolvieren oder aber Kurven besonders gut fahren. Auch saubere Überholmanöver oder Bestzeiten werden positiv vom Spiel gewertet. Insgesamt hat uns das Feature „Fahrerlevel“ sehr gut gefallen. Es bringt viel Motivation in den Rennspielalltag.
Umfangreiches Paket
Insgesamt ist der Umfang von Shift 2: Unleashed sehr gelungen. Es gibt 125 lizenzierte Fahrzeuge von insgesamt 37 Herstellern. Darunter auch deutsche Marken wie BMW, Audi oder Volkswagen, aber auch Luxuskarossen von Bugatti, Königsegg und Lamborghini. Bei den 37 Strecken wird ein wenig geschummelt. Zwar sind die Kurse allesamt unterschiedlich, dafür sind einige davon aus dem ersten Teil recycelt beziehungsweise fahren wir des öfteren durch die gleichen Städte, nur auf verschieden abgesteckten Kursen. Offizielle Kurse, welche man auch aus anderen Lizenzspielen wie F1 2010 kennt, sind natürlich auch dabei. Neben dem Nürburgring überfahren wir auch den Asphalt von Monza.
Neben lizenzierten Fahrzeugen und Strecken gibt es natürlich auch Tuningteile. Während man im ersten Shift-Ableger noch einzelne Tuningpakete kaufen konnte, stellen sich die Möglichkeiten in Shift 2: Unleashed tausendfach detaillierter da. Wir können jedes einzelne Teil des Fahrzeug selbst einstellen und verbessern. Ihr wollt die Nockenwelle des Motors oder die Luftansaugstutzen verbessern? Shift 2 macht’s möglich. Neue Bauteile und Settings machen sich diesmal aber nicht nur optisch, sondern auch spielerisch bemerkbar. Schraubt man an den richtigen Stellen beschleunigt das Fahrzeug auf Geraden schneller oder die bremsen reagieren empfindlicher. Insgesamt erinnerten uns die Tuningmöglichkeiten an die früheren Need for Speed: Underground-Ableger, welche schon damals absolut grandios waren.
Durch Autolog immer informiert
Als die Burnout-Entwickler Criterion Games das neue Autolog Feature bei Need for Speed: Hot Pursuit das erste mal vorstellten, waren Electronic Arts und die Slightly Mad Studios so angetan davon das man es auch bei Shift 2: Unleashed zum Einsatz kommen lässt. Das Autolog-Feature lässt euch Bilder und Videos untereinander tauschen und startet gleichzeitig einen Bestzeiten-Konkurrenz-Kampf. Vor jedem Einzelspieler-Event, vorausgesetzt ihr seit mit den EA-Servern verbunden, werden euch die Bestzeiten eurer Freunde beim jeweiligen Rennen angezeigt. Dadurch bekommt man zusätzliche Motivation diese Bestzeit ebenfalls zu erreichen oder sogar zu überbieten. Insgesamt gefällt Autolog auch in Shift 2: Unleashed!
Über Multiplayer und Online-Pass
Über Autolog haben wir euch ja bereits weiter vorne in diesem Test berichtet. Neben den bereits aufgezählten Features gibt es aber noch ein weiteres, sehr interessantes. So können wir über Autolog auch unsere Freunde direkt zu spaßigen Online-Rennen einladen oder Nachrichten auf ihrem Profil hinterlassen. Neben normalen Rundkurs-Rennen können wir online auch Drift- oder Zeitrennen veranstalten. Zur Verfügung stehen uns dabei alle 37 Strecken sowie 125 Fahrzeuge. Außerdem werden die Erfahrungspunkte, welche man über den Online-Modus erfährt, genauso auf das Karrierekonto überwiesen, wie wenn man sich an eines der hunderten Einzelspieler-Events wagt – sehr cool!
Shift 2: Unleashed besitzt, wie es sich für ein aktuellen Titel von Electronic Arts gehört, auch einen Online-Pass. Dieser Code ist einmalig einlösbar und muss beim Weiterverkauf erneut für 800 Microsoft-Punkte beziehungsweise 10 EUR gekauft werden. Wenn ihr den Code nicht einlöst, ist dieser bis zum 31. Dezember 2021 gültig. Allerdings kommt ihr dann auch nicht in den Genuss des in der Erstauflage enthaltenen Zusatzcontent. Neben neuen Events und einem zusätzlichen Spielmode enthält dieser auch noch die Fahrzeuge Nissan Silvia SPEC. R Aero, den Alfa Romeo Giulietta QV sowie den Lamborghini Murcielago LP640, welche man sich nicht entgehen lassen sollte!
Grafik und Sound
Grafisch gesehen befindet sich Shift 2: Unleashed ebenfalls auf ganz hohem Niveau. Der britische Racer läuft zwar auf der gleichen Engine wie sein mittlerweile zwei Jahre alter Vorgänger, dennoch sieht die Optik dank aufgemöbelter Engine sehr gut aus. Vor allem die neuen Nachtrennen sind eine Augenweide. Ins Auge stechen außerdem die fotorealistischen Fahrzeug-Modelle sowie die detaillierten Cockpits. Über die verschiedenen Kamera-Perspektiven und die intensive und fast schon einmalige Helm-Ansicht haben wir euch bereits weiter vorne unterhalten. Ebenfalls sehr gelungen sind die Motorgeräusche auf dem Asphalt. Jedes Fahrzeug hört sich dabei unterschiedlich an und man hat zu jeder Zeit im Spiel das Gefühl, man säße in einem richtigen Rennboliden. Somit macht das Spiel auch technisch einen sehr guten Eindruck!
* Hinweis: Bei allen Links zu Onlineshops handelt es sich um Affiliate-Links. Wir erhalten für jeden darüber erfolgten Kauf eine kleine Provision – ohne, dass ihr einen Cent mehr bezahlt. Danke für eure Unterstützung!
Fazit und Wertung von Redaktion PlayCentral
Fazit:
Shift 2: Unleashed ist ohne jede Frage eines der besten Rennspiele, welche diese Generation von Technik erlebt hat. Durch die neue Helm-Ansicht entsteht ein fast schon einmaliges, intensives und authentisches Rennspiel-Gefühl, an welches noch nicht mal Forza Motorsport und Gran Turismo rankommt. Hinzu kommen sinnvolle Neuerungen wie Nachtrennen, das Autolog-Feature sowie die ausführlichere Einbindung von Rollenspiel-Elementen im Karrieremodus. Nimmt man nun noch die 125 lizenzierten Fahrzeuge sowie die 37 Strecken zusammen hat man ein sehr gutes Rennspiel mit Fokus auf Simulation, welches man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
Einstieg
Vor allem Anfängern wird der Einstieg nicht leichtfallen. Die Gegner machen selbst auf der minimalsten Schwierigkeitsstufe nur selten Fehler und nutzen selbige gnadenlos aus.
Grafik
Grafisch befindet sich Shift 2: Unleashed auf allerhöchstem Niveau. Fotorealistische Fahrzeugmodelle sowie detaillierte Cockpit-Ansichten lassen das Rennspiel-Herz höher schlagen.
Sound
Die Rennboliden klingen allesamt unterschiedlich. Durch den Boxenfunk entsteht zusätzliches Asphalt-Feeling aller höchster Güteklasse.
Gameplay
Shift 2: Unleashed konzentriert sich, genauso wie der Vorgänger, auf simulationslastige Rennen. Fahrhilfen wie ABS, Bremshilfe oder Traktionskontrolle können wahlweise ein- oder ausgeschaltet werden.
Umfang
125 Fahrzeuge von 37 Herstellern, 37 Strecken, welche sich allerdings oft wiederholen, ein Karrieremodus sowie volle Online-Unterstützung machen das Spiel zu einem umfangreichen Produkt.
Pro
+ | simulationslastiges Fahrverhalten |
+ | über 125 Fahrzeuge |
+ | 72 Strecken |
+ | umfangreiche Online Anbindung |
+ | das Autolog Feature |
+ | fotorealistische Modelle |
+ | detaillierte Cockpit Ansichten |
+ | intensives Fahrgefühl zu jeder Zeit |
+ | Nachtrennen |
Contra
- | Strecken wiederholen sich oft |
- | teils lange Ladezeiten |