PLAYCENTRAL TESTS Return to Monkey Island

Return to Monkey Island im Test: Mehr als nur Fan-Service?

Von Benjamin Braun - Test vom 19.09.2022 18:00 Uhr
© Devolver/Lucasfilm Games

Trotz seines mehr als ungewöhnlichen Namens (oder gerade deswegen) zählt Guybrush Threepwood zu den bekanntesten Serienhelden überhaupt. Sein Debüt feierte der blond-gemähnte Möchtegernpirat bereits im Jahr 1990 in The Secret of Monkey Island und kehrte inklusive Telltale Games‘ 2009 veröffentlichter Episoden-Fortsetzung Tales of Monkey Island in gleich vier weiteren Abenteuern zurück.

Seither herrschte Funkstille – bis jetzt! Für PC und Nintendo Switch erscheint nun nämlich die Fortsetzung Return to Monkey Island, entwickelt von Serienschöpfer Ron Gilbert persönlich. Wir haben Guybrushs neues Abenteuer für euch auf Switch durchgespielt und verraten, weshalb die erneute Rückkehr zur Affeninsel in erster Linie was für die Fans der legendäre Reihe ist.

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Echtes Sequel statt tabula rasa

Manche Serien-Freund*innen mögen sich gewünscht haben, dass Ron Gilbert in Return to Monkey Island seine Vision des „wahren Monkey Island 3“ umsetzt. Immerhin hat der US-Entwickler, dem Genre-Fans unter anderem Adventure-Klassiker wie Maniac Mansion oder das 2017 veröffentlichte Thimbleweed Park zu verdanken haben, Guybrush Threepwood erfunden, war selbst aber nur an den beiden ersten Teilen direkt beteiligt.

Gilbert hat sich allerdings anders entschieden, denn „Return to Monkey Island“ ist eine reguläre Fortsetzung, die alle bislang veröffentlichten Abenteuer Guybrushs als Teil des Serienkanons begreift. Die ehemalige Gouverneurin Elaine Marley hat den tollpatschigen Möchtegernpirat, wie vom Ende von The Curse of Monkey Island bekannt, tatsächlich geheiratet. Und auch nach Teil 2 eingeführte Charaktere wie der sprechende Totenschädel Murray feiern in „Return to Monkey Island“ ihre Rückkehr.

Dennoch spielen die Ereignisse aus späteren Serienteilen insgesamt nur eine untergeordnete Rolle. Von gänzlich neuen Schauplätzen wie der eiskalten Karbik-Insel Brrr Muda (sic!) abgesehen, besucht ihr in „Return to Monkey Island“ ausnahmslos Handlungsorte, die auch in den ersten beiden Serienteilen auftauchen.

Return to Monkey Island
© Devolver/Lucasfilm Games

Konkret beginnt eure Reise auf Booty Island, scheinbar mit dem bei Fans bis heute umstrittenen Ende von Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge. Tatsächlich aber spielen Guybrushs Sohn und dessen Kumpel Chuckie diese Szene lediglich nach. Ihr selbst trefft am Ende des Prologs auf den echten, leicht gealterten Guybrush, der seinem Nachwuchs die Geschichte erzählt, wie er das Geheimnis von Monkey Island aufgedeckt hat, das in bislang keinem Serienteil aufgeklärt wurde. Ihr spielt die Ereignisse also sozusagen in Rückblenden nach, die auf Mêlée Island und damit dem Startschauplatz des ersten Teils beginnen.

Eine Referenz jagt die nächste

Selbstverständlich möchten wir euch nicht unnötig spoilern und halten uns deshalb mit Details zum weiteren Storyverlauf zurück. So viel sei aber noch gesagt: da ihr zu Beginn des Spiels kein eigenes Schiff besitzt und auch keins auftreiben könnt, kommt ihr nicht umhin, als Crew-Mitglied bei LeChuck anzuheuern. Dessen Kahn liegt anfangs vor Mêlée Island vor Anker, an Bord gelangt ihr aber nur, wenn ihr euch als jemand anders tarnt.

Auf dem Weg dorthin erkundet ihr die Insel und besucht eine Reihe bekannter Orte. Die Gouverneurs-Villa etwa, in der nun Schwertmeisterin Carla  residiert. Oder auch die Scumm-Bar am Hafen, in der ihr hofft, auf die „mächtig wichtigen Piraten“ aus Teil 1 zu treffen, die von einem neuen, noch weniger hilfreichen Trio ersetzt wurden.

Return to Monkey Island
© Devolver/Lucasfilm Games

Natürlich existiert noch der Laden der Voodoo-Lady, bei der ihr erstmals die Gelegenheit habt, sie nach ihrem Namen zu fragen oder danach, ob das „Geschäftsaufgabe-Schild“ wirklich von einem endgültigen Ausverkauf zeugt oder eher der Verkaufsmasche eines orientalischen Teppichgeschäfts entspricht.

Es gibt zwar auch neue, veränderte oder nicht mehr vorhandene Orte. So fehlt auf Mêlée Island etwa die Hütte von Guybrushs Ex-Crew-Mitglied Meathook, während im Haus von Captain Smirk, der Guybrush in Teil 1 in die Kunst des Beledigungsfechtens einführte, nun ein gänzlich neuer Charakter ein Museum betreibt.

Überall aber wimmelt es von Referenzen auf frühere Teile von „Monkey Island“. Otis, der für die Handlung an sich keine Rolle spielt, sitzt wieder mal im Knast und glaubt, ein Opfer der Justiz zu sein. In besagtem Museum wird etwa der Sarg nebst Ruder ausgestellt, mit dem Guybrush in Teil 2 durch den Sumpf zur Voodoo Lady gelangte, oder auch ein Teil der Karte, die zum ebenfalls in „Monkey Island 2“ gesuchten Schatz Big Whoop führte.

Return to Monkey Island
© Devolver/Lucasfilm Games

Natürlich haben Guybrush und der Museumsleiter, der quasi zu sämtlichen Objekten eine falsche Geschichte erzählt, dazu einiges zu sagen. Außer den Kennern der Reihe kann damit aber niemand allzu viel anfangen. Diese Referenzen und die Nostalgieschübe, die sie auslösen, finden sich sogar in vielen der Rätsel wieder, auf die wir später noch näher eingehen werden.

Für Fans ist das super, und mitunter sogar bei der Lösung hilfreich. Wer die Vorgänger nicht (näher) kennt, zuckt aber wohl oft eher mit den Schultern. Dieses „Problem“ zieht sich quer durch das gesamte Spiel. Wir wollen damit keineswegs sagen, dass Serienunkundige dadurch gar nichts mit „Return to Monkey Island“ anfangen könnten. Die Anspielungen insbesondere auf die ersten beiden Teile sind jedoch so zentral fürs Spielerlebnis, dass für Serieneinsteiger ein nicht unerheblicher Teil des Reizes verloren geht beziehungsweise sich dieser für sie in vielen Situationen gar nicht erst erschließt.

Anders gesagt: „Monkey Island“-Unbefleckte haben mit hoher Wahrscheinlichkeit weniger Spaß, zumal selbst bei Seriekenner*innen nicht jede Anspielung und jeder der teils recht flachen Gags zünden dürfte.

Return to Monkey Island
© Devolver/Lucasfilm Games

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Wortkarger Lange-Texte-Schreiber. FC-Fan und Piranha-Bytes-Vergötterer. Heizt mit Spielekonsolen statt mit Gas. Könnte täglich Pizza futtern, hat aber nie mehr als fünf Tage am Stück geschafft.
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