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H1Z1: Early Access und Bezahlmodell in der Kritik

Von Patrik Hasberg - Preview vom 19.01.2015 17:49 Uhr

Kurz nach Veröffentlichung des Survival-Titels H1Z1 gehen die Meinungen bereits stark auseinander. Auch innerhalb der Redaktion bleiben hitzige Diskussionen über den Early-Access-Titel aus dem Hause Sony Online Entertainment nicht aus. Während die eine Seite in der frühen Version viel Potenzial sieht und dem Entwickler und Publisher für sein hohes Engagement hinsichtlich diverser Veränderungen, Bug-Fixes und Updates lobt, sieht die andere Seite ein unfertig auf den Markt geworfenes Produkt, das von den Spielern finanziert werden soll. Wir haben uns für euch bereits einige Stunden in der Apokalypse umgesehen und geben unser erstes Fazit zum Early-Access ab und verraten, wie es mit den viel zitierten Airdrops und den bösen Mikrotransaktionen aussieht und wie viel auf technischer Seite geboten wird.

Brombeer-Simulator oder doch DayZ-Killer?

Mal wieder liegt die Welt in Trümmern, ein Großteil der Weltbevölkerung hat bereits das Zeitliche gesegnet und untote Kreaturen bevölkern das Land. Und nein, wir befinden uns nicht in DayZ, Infestation: Survivor Stories (The War Z), Miscreated, Nether, Rust oder wie all die anderen Vertreter der modernen Survival-Games auch heißen mögen.

Der Titel H1Z1 steht übrigens für den Virus, das einen Großteil der Weltbevölkerung dahingerafft hat.

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Wir befinden uns in dem Survival-Zombie-MMO-Titel H1Z1, der von niemand geringerem entwickelt wurde als von Sony Online Entertainment. Während seinerzeit Hammerpoint Interactive mit Infestation auf den DayZ-Zug aufspringen wollte und eine Gameplay- und marketingtechnische Bruchlandung vom feinsten hinlegte, versucht nun auch die amerikanische MMO-Größe einen Teil des Survial-Shooter-Kuchens abzubekommen. SOE zeigte sich übrigens bereits für Giganten wie EverQuest und PlanetSide 2 verantwortlich. Erfahrung sollte also in jedem Fall vorhanden sein. Was soll da noch schief gehen?

Eine ganze Menge, denn bereits der Start von H1Z1 lief alles andere als glatt und ließ den einen oder anderen leicht verärgerten Spieler zurück. Mittlerweile funktioniert der Serverbeitritt zwar im Grunde ohne größere Probleme, die oft langen Wartezeiten, wenn wir in eine Warteschlange sortiert werden, kann aber schon einmal für Frust sorgen. Abhilfe werden hier aber wohl in der nächsten Zeit weitere Server schaffen, damit die Last der vielen Spieler besser verteilt werden kann.

Was ist Early-Access?

Doch bleiben wir H1Z1 gegenüber fair, schließlich handelt es sich doch um eine sogenannte Early-Access-Version, was ungefähr so viel heißt, dass ich als Spieler bei der Entwicklung eines Spiels dabei sein darf und im Bestfall sogar den Machern unter die Arme greife. Aber ganz ehrlich, wie die Vergangenheit schon gezeigt hat, heißt es auch oft, dass wir Spieler lediglich als Alpha- und Beta-Tester dienen und dafür sogar Geld bezahlen. Eine Möglichkeit für Entwickler und Publisher schon in einem sehr frühen Stadium mit dem Titel Geld zu machen.

Wie gesagt, das ist halt das Prinzip von Early-Access, doch so unfertig, wie H1Z1 auf den Markt geworfen worden ist, wundert es, dass Sony überhaupt schon so früh grünes Licht für die Veröffentlichung gegeben hat. Ein bisschen Sorge macht mir persönlich die Tatsache, dass der Gedanke, der hinter Early-Access steht, von einigen Entwickler und Publisher eher dazu genutzt wird, um ein unfertiges Produkt möglichst früh zu finanzieren bzw. das finanzielle Risiko möglichst gering zu halten. Natürlich können erst die kommenden Monate zeigen, wie viel Motivation Sony tatsächlich in den Titel steckt und ob gemachte Versprechen auch in der Zukunft eingehalten werden können.

Denn nicht alles kann mit dem Hinweis „Early-Access“ entschuldigt und begründet werden. Laut dem Entwickler seien zum Beispiel etwa 90 Prozent aller Grafike und Texturen im Spiel Platzhalter, ob man dies nun glaubt oder nicht, muss jeder für sich entscheiden.

Natürlich lassen sich die vielen Bugs, Fehler, teilweise Performance-, Server- und Startprobleme dadurch entschuldigen, dass das erste Mal Spieler auf H1Z1 in einer großen Maße losgelassen worden sind – aber wie gesagt: Nicht alles ist dadurch zu entschuldigen.

Undurchsichtiges Geschäftsmodell

Unverständlich ist für uns auch, dass Sony für den Survival-Shooter bereits Geld verlangt, und das nicht zu knapp, obwohl H1Z1 bei Fertigstellung in der Zukunft zu einem Free2Play-Titel umgewandelt werden soll. Wer jetzt schon zuschlägt, bezahlt also einen Kaufpreis – für Airdrops und andere Items darf zusätzlich gelöhnt werden. Da kommt es einem so vor, als wolle man die Kuh zweimal melken.

Günstig sieht übrigens auch anders aus. Als Käufer habt ihr die Möglichkeit zwischen der normalen Version für rund 20 Euro und der 37 Euro teuren Premium Edition. Der Unterschied dabei liegt in der Anzahl der darin enthaltenen Ingame-Kisten samt passenden Schlüsseln, Eventtickets für bestimmte Spielmodi, Airdrops und der Bauanleitung für einen Helm. Allerdings gibt es in beiden Versionen jeweils mehr Ingame-Truhen als Schlüssel, diese müssen also erst einmal im Shop nachgekauft werden. Uns ist natürlich klar, dass so das Free2Play-Konzept später funktionieren soll, doch als Early-Access-Käufer erhoffe ich mir mehr Vorteile als nur den Titel früher als andere spielen zu dürfen und ein paar Kisten, die ich nur für Echtgeld öffnen kann.

Die Sache mit den Airdorps

Eigentlich wurde im Vorfeld versprochen, dass man sich für Echtgeld keine Spielvorteile in Form von Waffen, Munition, Medizin oder ähnlichem erkaufen könne. H1Z1 verfolge kein Pay2Win-Konzept und Mikrotransaktionen sollen eben keine Vorteile im Spiel gegen andere Überlebende bringen. Die Finanzierung des Titels solle ausschließlich durch kosmetische Gegenstände und Tickets realisiert werden.

So ganz ehrlich war diese Aussage allerdings nicht, um es mal klar verständlich auszudrücken: An diesem Punkt fühlten sich viele Fans von SOE betrogen. Okay, gut möglich, dass es auch Kommunikationsprobleme zwischen Entwicklern und Community gegeben hat, so ganz glauben wollen wir das aber nicht.

Anstoß für die hitzige Diskussion sind die sogenannten Airdrops. Als Spieler lassen sich Airdrops im Shop für Echtgeld erwerben. Diese Kisten werden anschließend auf der Karte, in der Nähe des Überlebenden, abgeworfen und beinhalten verschiedene und zufällige Ausrüstungsgegenstände, zu denen auch Waffen, Munition und wertvolle Medizin gehören können. Zwar soll es laut Entwickler eigentlich so sein, dass solch ein Kistenabwurf, den auch andere Spieler mitbekommen, zu einer PVP-Massenschlacht führt, zum Start war es jedoch eher so, dass die Kiste mehr oder weniger vor den Füßen des jeweiligen Spielers landet und diesen mit allen möglichen Items ausrüstet.

Mittlerweile hat SOE President John Smedley via Twitter nicht nur bekanntgegeben, dass alle Spieler, die aufgrund des Airdrop-Features unzufrieden seien, ihr Geld zurückbekommen werden – durchaus eine passende Reaktion (die Aktion ist bereits abgelaufen). Zudem seien die Airdrops innerhalb des ersten Updates bereits angegangen worden, wodurch sich beispielshalber Radius und Fluggeschwindigkeit des Flugzeuges geändert haben. Für reichlich Diskussionsbedarf wird dieses Thema aber wohl auch weiterhin sorgen.

Blöd ist es allerdings auch, wenn man als Spieler auf der einen Seite Geld für einen Airdrop bezahlt, auf der anderen Seite jedoch ein anderer Spieler in den Genuss der fremden Ausrüstung gelangen kann. Da kann man sein Geld auch gleich aus dem Fenster werfen. Der Überlebensaspekt, der eigentlich mit im Vordergrund stehen sollte, wird hier einfach nur ad absurdum geführt.

Keine Schönheit

Doch wie sieht es auf technischer Seite bzw. in grafischer Hinsicht aus? Sehr ernüchternd, um es kurz und knackig zu beschreiben. Nicht nur, dass H1Z1 keine Schönheit ist, H1Z1 ist schlicht hässlich und erinnert eher an ein DayZ mit geringer Auflösung samt niedrigsten Einstellungsmöglichkeiten. An dieser Stelle werden nun wahrscheinlich viele protestieren – mit der Begründung, dass es nicht immer auf die Grafik ankommt, aber tatsächlich ist bisher gesehenes, eingeschlossen der hölzernen Charakteranimationen, nicht mehr wirklich auf dem neusten Stand und erinnert eher an Titel, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben.

Atmosphäre stellt sich so nur sehr schwer ein. Laufen wir allerdings im Dunklen mit unserer Taschenlampe, über die wir von Beginn an verfügen, durch den Wald und lauschen den nächtlichen Geräuschen, kommt tatsächlich so etwas wie Stimmung auf. Treffen wir jedoch alle paar Minuten auf andere Spieler, da die Server zu Beginn schlicht überladen waren, war es das mit der passenden Stimmung. Daraus resultierend finden wir kaum gute Ausrüstung, ständig wird diese buchstäblich vor unserer Nase weggeschnappt. Bereits um eine einfache Wasserflasche müssen wir uns des Öfteren per Faust zur Wehr setzen und erbarmungslos kämpfen. Wie zu Beginn erwähnt, findet sich Ausrüstung nach den letzten Updates nun bereits deutlich häufiger und wer diese nur ungerne wieder verlieren möchte, dem empfehlen wir für den Anfang einen PvE-Server.

Zeichensprache in der Apokalaypse

Natürlich treffen wir aber auch ab und an auf Spieler, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben und sich über ein wenig Hilfe oder Gesellschaft freuen. Wer den integrierten Voice-Chat nicht nutzen kann oder will, der kann versuchen sich mithilfe von verschiedenen Handzeichen, ähnlich wie in DayZ, zu verständigen. Das kann durchaus zu lustigen aber manchmal auch recht brenzligen Situationen führen. Man sollte beispielshalber einem bewaffneten Spieler möglichst nicht zeigen, dass man ihm die Kehle aufschlitzen möchte.

Hinzu kommt, dass wir als Überlebender fast zu jeder Zeit mit dem Sensenmann konfrontiert sind, denn besonders viel halten wir nicht aus. Ernährung und Hydration sinken extrem schnell und nach nur einem Spieltag verhungert ein gut ernährter Charakter bereits, blöd, wenn wir dann kaum oder gar keine Nahrung finden. Abhilfe schaffen da nur Beeren, die sich überall an Büschen pflücken lassen und das eigene Überleben sichern.

Trotzdem möchte ich zum Ende noch einmal betonen, dass es sich um einen Early-Access-Titel handelt, in den Sony Online Entertainment noch viel Zeit und Arbeit stecken muss. Wie H1Z1 in ein paar Monaten bzw. zum offiziellen Release als Free2Play-Titel aussehen wird, muss sich zeigen. Potenzial ist im Grunde vorhanden, auch wenn die Technik bereits ein wenig altbacken wirkt.

*Ergänzung*

Während der Erstellung dieses Artikels hat sich bereits einiges in H1Z1 getan. Entwickler Sony Online Entertainment hat auf die Kritik zum Start des Early-Titels reagiert und umgehend ein erstes Update veröffentlicht, dass prallgefüllt mit Bugfixes und diversen Änderungen daherkommt. Unter anderem wird mit dem Patch die Loot-Armut verbessert, zudem dauert es nun länger bis der eigene Charakter über Hunger oder Durst klagt. Von der Hand wiesen kann man also nicht, dass sich Sony nicht wirkliche Mühe gibt und auch auf die Wünsche und Probleme der Community eingeht.

 

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Fazit

Patriks Fazit zum Start des Early Access

Okay, ich gebe es zu: Ich habe bereits mit der Arma 2-Mod DayZ mehrere hundert Spielstunden verbracht und auch die Standalone-Version, die sich momentan ebenfalls in der Early-Access befindet, hat einige Zeit geschluckt. Vielleicht sind auch meine Ansprüche an solch einen Titel wie H1Z1 einfach zu hoch, doch DayZ hat die Latte für mich schlicht verdammt hoch gelegt. Natürlich ist es letztendlich eine Geschmacksfrage.

Klar ist mir natürlich auch, dass sich H1Z1 noch ganz am Anfang der Entwicklung befindet und Potenzial durchaus vorhanden ist. Ich verstehe allerdings das Geschäftsmodell noch immer nicht ganz. Warum zahlen Early-Access-Käufer Geld, wenn der Titel später Free2Play werden soll? Ich bin fest der Meinung, dass Sony seinen Titel auch später hätte veröffentlichen können, um erste Startprobleme zu verhindern.

Ein wenig Bauchschmerzen bereitet mir auch die technische Grundlage. Im Jahre 2015 müsste eigentlich ein Milliarden-Unternehmen wie Sony in der Lage sein ein Spiel zu entwicklen, dass in grafischer Hinsicht wenigstens einigermaßen mit Aktuellen Genre-Kollegen mithalten kann. Inwieweit hier überhaupt noch nachgebessert werden kann, bleibt fraglich. Besonders die vielen matschigen Texturen und die Beleuchtung wirken auf mich jedenfalls mit wenig Aufwand realisiert.

Schreiberling, Spieleentdecker, praktizierender Perfektionist und Mann fürs Grobe. Außerdem laufender Freizeit-Hobbit, der Katzen liebt. – Hunde gehen auch. „Auch sonst eigentlich ganz ok“.
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