PLAYCENTRAL TESTS Final Fantasy XIV

Final Fantasy XIV: Zurück im Endgame Eorzeas

Von Thomas Wallus - Test vom 10.02.2015 11:28 Uhr

Bei der Entwicklung von Final Fantasy XIV ist Square Enix kaum zu bremsen. Wieder und wieder landen große Updates auf den Servern und bringen Story-Missionen, Dungeons, Schlachtzüge und weitere Gruppeninhalte. Viel zu tun für die Entwickler in Japan. Die möchten zudem parallel die Arbeiten an der ersten Erweiterung Heavensward abschließen. Doch merkt man auch als Spieler spürbar etwas von all diesen Mühen? Eineinhalb Jahre nach der ereignisreichen (Wieder-)Veröffentlichung von Final Fantasy XIV gehen wir dieser Frage nach und melden uns zurück aus Eorzea.

Update-Flut: Gemischte Gefühle

Viele große Updates sind genau das Lebenszeichen, welches man sich von einem erfolgreichen MMORPG-Entwickler wünscht. Das aber schützt die Macher längst nicht davor, dass solche Updates auch für gemischte Gefühle bei den Spielern sorgen können. Es kommt nämlich ebenso auf die inhaltliche Qualität an. Hier könnte man Final Fantasy XIV zum Beispiel vorwerfen, dass die Welt Eorzea nicht wirklich gewachsen ist. Die Abenteurer schlagen sich noch immer durch die ihnen bekannten Zonen und warten auf hoffentlich spannende neue Gebiete in Heavensward. Bis dahin herrscht für leidenschaftliche Erkunder Stillstand. Die Ebbe in Sachen neue Gebiete macht aber auch Größen wie World of Warcraft nicht zu schaffen. Es ist ein wohl gepflegter Standard, ehe eine Erweiterung den Content-Overkill bringt.

Beschränken sich die vielen Neuerungen in FFXIV stattdessen also auf eine Art Beschäftigungstherapie? Nun ja, beinahe alle drei Monate lockt Final Fantasy XIV mit neuen Dungeons, Schlachtzügen und Boss-Prüfungen. So nimmt die Jagd nach der nächstbesten Ausrüstung kein Ende, was für viele Spieler wohlgemerkt auch einfach zu einem guten MMORPG dazu gehört. Schließlich gibt es Schlimmeres, als immer neuen Bossen und Instanzen zu begegnen.
Alleine der mit Patch 2.5 erschienene Dungeon Hüter des Sees lässt einen vergessen, dass man als Spieler von Final Fantasy 14 zu schnell einer Routine zu verfallen droht. Die von Square Enix geschaffenen Umgebungen sind nämlich unfassbar atmosphärisch – insbesondere die Lichtverhältnisse und Soundkulisse sorgen für Gänsehaut. Nahezu jeder Run in der neuen Instanz hatte in der ersten Woche diesen einen magischen Moment, in dem sich nicht einfach auf den nächsten Boss gestürzt wurde. Stattdessen gab es für einige Sekunden großes Lob für die großartige Hintergrundmusik im neuen Dungeon. 

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Diese Atmosphäre kann auf Dauer nur begrenzt darüber hinwegtäuschen, dass FFXIV noch immer deutlich auf das Casual-Publikum zugeschnitten ist. Insofern rufen gerade die neuen Dungeons auch keine große Begeisterung hervor, weil sie zu oft keinen neuen Schwierigkeitsgrad mit sich bringen, also zu selten zu einer wirklichen Herausforderung werden.

Gerade als Heiler stelle ich fest, dass es kaum ein Problem gibt, das sich nicht mit ausreichend Mana lösen lässt. Man scheitert höchstens das eine oder andere Mal an der fehlenden Auffassungsgabe seiner Mitstreiter. In den meisten Gruppeninhalten bleibt Final Fantasy XIV aber ein Anti-DarkSouls unter den MMORPGs. Das spiegelt sich in Teilen auch in den Schlachtzügen wider. Selbst wer als Einzelkämpfer unterwegs ist, kommt über die Zufallssuche zumeist ohne große Probleme in einen Schlachtzug. Der nächste Raidabschnitt des Kristallturms, der seit Januar in die Welt der Dunkelheit führt, ist für solche Zufallsgruppen mit etwas Disziplin kein Problem – und war es erschreckenderweise schon in der ersten Woche nicht. Das stundenlange Studieren von Internetguides entfällt in Final Fantasy XIV häufig. Man mag dies kritisieren, man mag dies wertschätzen. Es kommt eben auf den Spielertyp an. Persönlich reicht es mir in einem Online-Rollenspiel, ausreichende Möglichkeiten für Gruppeninhalte zu haben. Es müssen keine frustrierenden Inhalte sein. Genau diesen auch teilweise kurzweiligen Spielspaß kann mir Square Enix bieten. Man macht seine Sache gut und bietet Fans extremer Gefahren immerhin mit dem extremen Schwierigkeitsgrad einiger Prüfungen und den Bahamut-Raids ein gefundenes Fressen. Letztlich lässt sich über FFXIV also doch sagen, dass sich das Endgame in zwei Teile spaltet. Ein Teil für die Casual-Community und einer für die Hartgesottenen. So bedient man das ganze Publikum.

Manchmal ergreift einen aber doch wieder dieses Gefühl der Eintönigkeit. In vielen der letzten Updates haben es sich die Entwickler nicht nehmen lassen, neue Hauptszenario-Quests nachzuschieben. Zumeist verfängt sich Final Fantasy XIV hier noch immer in gefühlt endlosen Zwischensequenzen mit unvertonten Dialogen. Wer diese Videos überspringt, kommt schnell dahinter, wie aufgebläht diese Quests doch eigentlich sind und wie wenig an Gameplay sie bieten. Das Spiel zeigt sich hier ein wenig in der Tradition seiner Vorgängertitel: Es geht um die Story und leider auch um ein Singleplayer-Erlebnis. Nun darf man einem Onlinespiel das RPG im MMORPG aber nicht absprechen. Für Freunde ausführlicher, gut erzählter Geschichten sind derartige Updates ein Highlight. In mir lassen sie Erinnerungen an den mühseligen Weg hin zu Stufe 50 aufkommen, in denen mich sicher die Zwischensequenzen der Hauptmissionen die meiste Zeit gekostet haben.


Auch hat Square Enix in den letzten Updates immer wieder die Liebe zum fiktionalen Kriminologen Hildibrand entdeckt. In unserer Tagebuchreihe schätzten wir die Komik der Nebenquest und ihre erfrischende Art. Mittlerweile geht uns der Alte aber nur noch auf die Nerven, weil der Bogen von Square Enix komplett überspannt wurde. Immer tritt der von den Entwicklern versuchte Witz genauso ein, wie man ihn erwartet. Immer wieder versucht Hildibrand einen anderen Kriminologen seine offensichtlich nicht vorhandene Gabe zu beweisen. Immer wieder posiert er in der gleichen lächerlichen Art. Und immer wieder plagen ihn Niederlagen, die er als Sieg umzuinterpretieren weiß. Man muss als Entwickler auch einmal wissen, wo die Grenze liegt – oder als Spieler einfach die Zwischensequenzen überspringen. Oft führt letztlich kein Weg an Hildibrand vorbei, weil die Aufgaben mit ihm teilweise die Voraussetzung für neue Gruppeninhalte sind. Wir wünschen uns etwas mehr Kreativität und Abwechslung.

Rettung in Zeiten der Eintönigkeit?

Hat man einmal genug von Hildibrand, langen Zwischensequenzen oder den immer gleichen Dungeons, hat Final Fantasy XIV aber noch immer genügend spielerische Freiheit zu bieten. Nun kann man sich beispielsweise für ein Handwerk entscheiden oder eine weitere Klasse, wie etwa den neuen Schurken, hochspielen. Von der Fülle an Inhalten haben wir euch in unserem eingehenden Test immerhin berichtet. Auch hat sich nichts daran verändert, dass Final Fantasy XIV sich absolut „vollständig“ anfühlt. Dieses Gefühl lassen zu viele Online-Rollenspiele leider vermissen.

Großartig ist das Housing geworden, das zum Release noch nicht Teil des Spiels war. In den Wohnvierteln herrscht eine grandiose Atmosphäre. Jeder Stadtstaat bietet eine einzigartige Umgebung und es steht einem als Spieler offen, ob man lieber inmitten saftigen Grüns leben möchte oder ob es einen in eine Küstenstadt aus Sandstein zieht. Wie immer ist Square Enix nicht auf den Kopf gefallen und hat gleich noch an den Zimmerer als Handwerksklasse für das Housing gedacht.

Anders als beispielsweise in WildStar sind die Häuser nicht in eine persönliche Instanz abgeschoben worden. Anders als in ArcheAge wiederum darf nicht einfach so in der Welt gebaut werden. Der Mittelweg von Square Enix führt dazu, dass Häuser in einem öffentlich zugänglichen Gebiet stehen. Auch kann von den Entwicklern einfach neuer Bauplatz geschaffen werden, indem ein weiterer leerer Bezirk dieses Gebiets dazu geschaltet wird. So hat Square Enix in den letzten Monaten viel Raum geschaffen. Die Grundstückspreise sind für die meisten Spieler aber noch immer horrend. Der Platz ist wieder mal knapp. Wenn man nicht in einem Zimmer des Gildenhauses unterkommen möchte, ist das Housing also nur begrenzt ein Feature für die Massen.

Auch das PvP wird noch immer nicht als großes Feature von FFXIV wahrgenommen. Dennoch hat es unserer Meinung nach vor allem beim Aufeinandertreffen der drei Fraktionen Unterhaltungswert, weil sich die Taktik des dritten Teams auch mal gemeinsam aushebeln lässt, ehe sich wieder ein Konflikt unter allen Beteiligten ergibt. Die taktische Komponente lädt durchaus zum PvP ein. Nur fehlt einem manchmal dank der langen Castzeiten auch ein wenig die Action.

Hoffnung, auf all das, was da noch so kommt

Spätestens ab dem 24. Februar 2015, wenn Update 2.51 den Vergnügungspark Gold Saucer ins Spiel bringt, entzieht Square Enix uns noch mehr die Grundlage für Kritik an irgendeiner Eintönigkeit in Final Fantasy XIV. Auf spaßige Aktionen wie die Chocobo-Rennen freuen wir uns schon heute. Man darf auch nicht vergessen, dass eine erste Erweiterung nach knapp zwei Jahren und trotz der ganzen anderen Updates absolut keine Selbstverständlichkeit ist. Der Blick in die Zukunft von Final Fantasy XIV birgt also mehr Licht als Schatten. Features wie die kommenden Flugreitiere zeigen zudem, dass FFXIV in noch viele Richtungen wachsen wird.

Der Zeitpunkt für einen Wiedereinstieg ist also noch immer perfekt. Man darf die in diesem Artikel geübte Kritik auch nicht falsch verstehen. Das Spielgefühl in Eorzea ist noch immer fantastisch und auch einzigartig. Überall locken Beschäftigungen verschiedenster Art. Die Fülle der Berufe und Klassen ist noch immer großartig – und die Welt trotz fehlender neuer Zonen eine atmosphärische Bombe. Klar ist, dass man den Hauptspielspaß noch immer aus den Dungeons und Raids zieht. Eben hier wären mehr echte Herausforderungen manchmal angebracht. Auch darf Square Enix nicht Gefahr laufen, jedes Update hauptsächlich auf Story-Missionen, den alten Hildibrand und drei bis fünf neue Gruppeninhalte zu beschränken.  Mit dem kommenden Update 2.51 und dem Vergnügungspark liefert Square Enix aber auch den Gegenbeweis dafür, dass man keine Standard-Updates bieten möchte. Vor Heavensward ist dies genau das richtige Signal. Letztlich gilt für ein MMORPG, das eine kostenlose Testversion anbietet: Wer selbst spielt, der weiß am besten, ob Final Fantasy XIV ein Highlight ist. Trotz der Kritikpunkte bleibt Final Fantasy XIV vorerst mein Lieblings-MMORPG.

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