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The Witcher 3: Was uns die Wild Hunt Live Show über Musik in Videospielen lehrt

Von Cynthia Weißflog - Special vom 30.09.2019 14:19 Uhr
© Marcin Sommerlik / Percival Schuttenbach

In der vergangenen Woche durfte ich einen Freitagabend der etwas anderen Art erleben und an der „Wild Hunt Live“-Show teilnehmen, bei der die polnischen Musiker von Percival Schuttenbach den Soundtrack von „The Witcher 3“ für einen einmaligen Auftritt in Deutschland auf eine Berliner Bühne zauberten. Was man sich unter einem solchen Konzert vorstellen kann und warum ich die Musik des Spiels von nun an mit anderen Ohren betrachte, erzähle ich euch in meinem Erfahrungsbericht.

Erinnert ihr euch an diesen Moment, als ihr das erste Mal The Witcher 3 gestartet habt und ihr von dem Soundtrack des Rollenspiels begrüßt wurdet? Nein? Mein Gedächtnis war ebenfalls ein wenig getrübt, obwohl ich das Spiel mehrfach durchgespielt hatte und die Musik so oft und in so vielen verschiedenen Situationen rauf und runter gehört habe.

Aber dieses eine besondere, magische Gefühl, bei dem man das allererste Mal von den Klängen an die Hand genommen in die Welt des Spiels begleitet wurde, ist mir abhandengekommen. Ob es der „Wild Hunt Live“-Show von Percival Schuttenbach gelungen ist, diese Emotionen zu rekonstruieren und ob sich ein Soundtrack-Konzert dieser Art überhaupt lohnt, schildere ich euch anhand meiner gesammelten Eindrücke von dem einmaligen Auftritt in Berlin.

Der Gnom Percival Schuttenbach

Zuallererst möchte ich auf die Verantwortlichen zu sprechen kommen, die das Herz dieser Veranstaltung bilden: Percival Schuttenbach. Ihr Name ist dabei übrigens bereits mehr Programm als die meisten wissen, denn dieser entspringt der von Autor Andrzej Sapkowski geschaffenen Geralt-Saga. Percival Schuttenbach ist im „The Witcher“-Universum nämlich Mitglied von Zoltan Chivays Gefolge und als einziger von ihnen kein Zwerg, sondern ein Gnom.

Im ersten und dritten Teil der von CD Projekt geschaffenen „The Witcher“-Reihe kann man sogar Verweise auf den Gnom finden. Dieser war zwar nicht so stark wie seine Kollegen, aber dafür flink und agil, technisch begabt und versiert im Umgang mit Schmuck und Metallen. Außerdem – wer es hätte es gedacht – wird er als ein Liebhaber der Musik beschrieben, weshalb er sich mit Rittersporn ebenfalls gut versteht.

Eindeutig die besten Namensvoraussetzungen für die 1999 gegründete Band, um acht Jahre später ihre Verbindung zum Universum erneut herzustellen, indem sie wesentlich an der Erstellung des Soundtracks zu „The Witcher 3“ beteiligt war. Aus diesem Grund existiert die „Wild Hunt Live“-Show, die dem Klang der Instrumente und dem Gesang der Bandmitglieder eine Bühne bietet.

Geralt von Riva

Diesen Namen trägt nicht nur unser geliebter Hexer, sondern ebenso das ikonische Lied, das wahrscheinlich die meisten von uns mit „The Witcher 3“ verbinden und eines Protagonisten mehr als würdig ist. Ebenso würdig war Percival, die mit diesem Lied die Bühne betraten und die Plätze an ihren Instrumenten einnahmen. Von da an waren meine Augen knapp zwei Stunden lang auf die Bühne geheftet und in regelmäßigen Abständen mit Tränen gefüllt.

Denn da war nicht nur die Musik, die mich im ersten Moment als die Künstler ihre Instrumente spielten erneut mitten ins Herz traf, sondern das, was in dieser Zeit auf der Bühne geschah. Obwohl sich die Musiker selbst nicht von ihren festen Plätzen auf der Bühne wegbewegten, wechselten sie an Ort und Stelle mehrfach das gespielte Instrument und wurden stets von anderen Akteuren auf der Bühne begleitet: Da waren Tänzer, Fahnenschwinger, Schwertkämpfer und (beabsichtigte) betrunkene Damen, die immer wieder um die Band wirbelten.

Garniert wurde das Ganze nicht nur mit Geralt von Riva im Ohr, sondern auch auf der Leinwand hinter der Szenerie. Dort konnte man die ganze Zeit über Ausschnitte aus dem Spiel bestaunen, die stets zum Gehörten passten und einen erneut auf die Reise durch Velen, Skellige und Co mitnahmen.

Von Mumen, Hexern und betrunkenen Ladys

Ja, vermisst habe ich die Mumen nicht, aber was „Wild Hunt Live“ da bot, war kein Cosplay der drei Grazien, sondern ein beeindruckender Ausdruckstanz. Auf eine ganz eigene Weise verkörperten sie die gruseligen Sumpfhexen und waren auf Grund ihrer akrobatischen Fähigkeiten nicht weniger schauderhaft – allerdings auf eine ästhetische Art. Sie umtanzten die Band während ihrer musikalischen Darbietung, wurden von aufsteigenden Rauch umhüllt und einer Lichtshow in Szene gesetzt.

Und sie waren nicht die Einzigen, die für mehr Action auf der Bühne sorgten. Für besondere Lacher im Publikum sorgte zum Beispiel der Auftritt kichernder, vermeintlich betrunkener Frauen, die mit ihren Tänzen ebenfalls eine ganz eigene Show boten und von den typischen Gwent-Klängen mit dem passenden Lied „Drink Up, There’s More!“ begleitet wurden. Ebenso sehenswert war der Stabschwinger, der die Ladys anschließend elegant von der Bühne fegte. Für offene Münder sorgte nicht zuletzt der Auftritt eines Hexers, dem man zunächst beim Trinken eines Elixiers und anschließend beim eleganten Schwertkampf mit einem unsichtbaren Gegner beobachten konnte.

Bittre Stachelbeere, süßer Flieder

Begeisternde Pfiffe gingen erneut durch die Menge, als klar war, dass wir gleich der polnischen Version von „Wolven Storm“ lauschen werden, die wir sonst nur von der singenden Priscilla kennen. Auf der Bühne wurde das Lied jedoch von der zauberhaften Katarzyna Bromirska gesungen und es war annähernd die selbe Stimmung im Berliner Kesselhaus vorhanden, wie in der hinter ihr dargebotenen Szene aus dem Spiel. Feuchte Augen, Gänsehaut – und knutschende Pärchen.

Ebenso wirkungsvoll war die Eigeninterpretation von „Blood and Wine“. Dazu beigetragen hat vor allem die eindrucksvolle Performance einer von dünnen Tüchern umwehten Tänzerin, die die Vampir-Atmosphäre des zweiten DLCs gekonnt auf die Bühne übertragen hat und mit dem Gesang Bromirska ihre Abrundung erfuhr.

Ohnehin bekamen wir nicht nur den reinen Original-Soundtrack zu hören, sondern ebenso die Musikstücke, die Percival in Anlehnung an die Welt des Spiels selbstständig erschaffen hat. Sogar eigenes Filmmaterial hat die Band dafür angefertigt, die auf der Leinwand hinter ihnen ebenfalls gezeigt wurden. Zwar waren es nicht die gewohnten Klänge und Bilder aus „The Witcher 3“, aber sie waren nahezu wie aus einem Guss gefertigt.

Mein Fazit

Die Musik hat ein Gesicht – das wird leichter vergessen, als man glauben mag. Die Instrumente werden von Menschen gespielt und auch die Gesänge von ihnen erzeugt. Während einem im Spiel dabei nahezu nie die Möglichkeit geboten wird, die Verbindung zu den Musikern herzustellen, bekommt man in Soundtrack-Konzerten die wundervolle Gelegenheit dazu.

Wer nun denkt, dass dies Illusionen zerstören oder vom eigentlichen Spielgeschehen ablenken könnte oder gar am Sinn von Spielmusik vorbeigeht, da diese ja lediglich der Untermalung dient, hat falsch gedacht. Percival Schuttenbach hat mit „Wild Hunt Live“ alle wundervollen Erinnerungen in mir hervorgerufen, die das Spiel einst in mir zurückgelassen hat und mich lediglich dazu bewegt, die Verantwortlichen eines Soundtracks noch mehr zu zelebrieren, als ich es ohnehin schon tat. Immerhin ist es so viel mehr als nur Musik in einem Spiel: Es ist Atmosphäre, es ist Emotion, es ist Erinnerung.

Denn all das, was dort von Percival mit ihren Stimmen und Instrumenten, Tänzern, Schwertkämpfern, Lichtkegeln, Rauchschwaden und Projektionen auf die Bühne gezaubert wurde, erweckte tatsächlich wieder das Gefühl in mir, dass ich eingangs beschrieben habe. Als könnte ich einem alten Freund endlich wieder ins Gesicht blicken und mir eine warme Umarmung abholen – und mit so vielen anderen Menschen im Raum dieses Gefühl und die Begeisterung dafür sogar eine Zeit lang teilen.

Was wären Spiele nur ohne Musik?

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Eigentlich Elbennymphe der Unsterblichen Landen, die sich bei PlayCentral.de als Videospiel- und Buchliebhaberin tarnt. Löffelt beim Artikeltippen exzessiv Nussmus und führt eine Dreiecksbeziehung mit Geralt und Yennefer. Rollenspiel-Enthusiastin, die in CS:GO grundsätzlich keine Hühner tötet.
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