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Twitch: Streamer haben das ganze Geld verdient [Kolumne]

Von Wladislav Sidorov - Kolumne vom 24.03.2018 10:22 Uhr

Der Fortnite spielende Streamer „Ninja“ hat mittlerweile über 200.000 Abonnenten bei Twitch. Dank deren Unterstützung verdient er mehr als 700.000 Dollar im Monat. Eine beeindruckende Menge Geld, die er und seine Streamer-Kollegen durchaus verdient haben, wie ich finde. Von den ständigen Neiddebatten bin ich jedoch wahnsinnig genervt.

Jetzt möchte auch noch Logan Paul Streamer werden. Tut er das aufgrund seiner Leidenschaft für Videospiele? Sehr wahrscheinlich nicht, immerhin hat er eingestanden, dass er seit seiner Jugend keine Videospiele mehr gespielt hat. Möchte er seinen Fans vielleicht etwas Neues bieten? Kann gut sein, eventuell sollte man sich aber die Frage stellen, wieso er nicht einfach einige Let's Plays auf YouTube veröffentlicht, wo er bereits mehrere Zuschauer hinter sich stehen hat. Eventuell will Logan Paul lediglich Geld auf Twitch verdienen, so wie einige Redaktionen es aktuell mit einer künstlich erzeugten Neiddebatte tun.

Es wäre nicht einmal so, dass diese Redaktionen dieses zusätzliche Geld nötig hätten. Paul genauso wenig. Er lebt in einer riesigen Villa, fährt ein ordentliches Auto und kauft sich gerne mal PC-Ausrüstung im Wert mehrerer tausend Dollar. Ganz abseits seiner durchaus überdrehten und nicht sonderlich hochwertigen Videos sollte man anerkennen, dass er es irgendwie geschafft hat. Respektable Leistung, ein fähiger Geschäftsmann. Wenn da von Redaktionen und Unbeteiligten Neid aufkommt, ist das wirklich unverständlich. Ich meine, hey, wenn du damit Geld verdienst, scheinst du durchaus etwas richtig zu machen.

Logan Paul und die entsprechende Redaktion scheinen bemerkt zu haben, dass ein sympathischer junger Typ mit seinen Livestreams auf Twitch zum Multimillonär wurde. Auf einer Plattform, bei denen Zuschauer ihre Lieblingsunterhalter finanziell unterstützen können – das scheint auch für Logan Paul von Interesse zu sein. Die gesamte Aktion scheint zu funktionieren, immerhin folgen ihm schon jetzt mehr als 250.000 Menschen, obwohl er bislang noch keinen Livestream veranstaltet hat. Wahrscheinlich wollen sie ihm einfach gerne zuschauen.

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Tyler „Ninja“ Blevins, an dem sich Paul orientiert, wurde mit Twitch-Spenden reich. Mehrere hunderttausend Zuschauer mögen den Streamer so sehr, dass sie ihm gerne mehr als 700.000 US-Dollar im Monat spenden – weil er sie unterhält, sie begeistert, für den guten Zweck eintritt, ein hervorragender und talentierter Spieler ist und obendrein positive Stimmung verbreitet. Dabei spielt er nur ein Multiplayer-Game, bei dem seine Fans kostenlos mitspielen und von ihm lernen können. Damit wurde er zum Millionär.

Ich kann nicht oft genug betonen, wie sehr er und viele weitere Streaming-Kollegen ihren Erfolg dennoch verdient haben. Nein, nicht etwa weil sie in ihren Job viel Arbeit, Passion und Eifer hineinstecken. Sondern, weil sie ihren Zuschauern etwas geben, was diese sich täglich wünschen: Ein positives Gefühl, eine Vorbildfunktion und obendrein ein Zeichen, dass man nicht nur mit negativ behafteten Inhalten im Internet Geld verdienen kann. Das verdient Anerkennung. Klar, Ninja verdient als erfolgreicher Streamer in einem Monat deutlich mehr Geld als ein Videospielentwickler im ganzen Jahr – ja, diejenigen, die unter anderem hinter Fortnite stecken und ihm den Erfolg ermöglichen.Es sollte selbstverständlich sein, dass auch ein Entwickler hart arbeitet, dennoch dürften sie letztendlich dankbar sein, dass jemand wie „Ninja“ so viel Leidenschaft für das Spiel zeigt, Im Endeffekt kommt so alles ins Rollen: Seine Zuschauer zeigen sich begeistert, wollen ebenfalls Zeit investieren, besser werden und es bei ihren Freunden noch bekannter machen.

Ich möchte damit natürlich nicht behaupten, dass die Arbeit von „Ninja“ gleichzustellen wäre mit der eines Entwicklers. Es ist klar, dass Entwickler die anspruchsvollere Arbeit vollrichten. Doch am Ende erreichen Streamer und Entwickler zusammen eine Sache: Millionen von Spielern eine Freude bereiten.

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Deshalb finde ich es gut, dass sowohl Entwickler als auch Streamer Geld mit ihrer Arbeit verdienen und womöglich sogar reich werden können. Nicht vielen gelingt der Durchbruch, das trifft sowohl auf Indie-Studios als auch Unterhalter zu. Doch beide Gruppen können voneinander profitieren und lernen: Was macht dieser Streamer, dass ihn so viele Menschen mögen und wie können wir gemeinsam mit ihm zeigen, dass es noch andere tolle Spiele gibt? Wie toll sind diese Spiele, die von den Entwicklern produziert werden und wäre es nicht schön, wenn ich diese Werke einem breiten Publikum vorstellen könnte? Wer es aus eigener Kraft und mit eigenem Willen zum plötzlichen Reichtum schafft, für den kann man sich einfach mal freuen…und nicht behaupten, dass man lediglich Abneigung und Verachtung verspüren solle.

Wo würde man bei so etwas überhaupt die Grenze ziehen? Journalisten haben es nicht verdient Geld zu verdienen, weil sie nur über das Spiel schreiben, aber es nicht entwickeln? Künstler haben kein Anrecht auf Entlohnung, weil sie lediglich vorhandene Konzepte nachzeichnen? Cosplayer dürfen für einen Auftritt nicht bezahlt werden, weil sie ihren Charakter nicht selbst erfunden haben? Die 40-jährige Kindergärtnerin von nebenan hat ihren Lottogewinn nicht verdient, weil sie für diese Summe nicht ihr halbes Leben opfern musste?

Ich finde es vollkommen in Ordnung, dass einige wenige Personen so zum Millionär werden können. Natürlich arbeiten sie sich nicht in einem Knochenjob kaputt, doch sie sind für Millionen von Menschen da und gestalten den Alltag dieser im großen Maße mit. Wer sich quasi tagtäglich um sie kümmert, ihnen einen schönen Tag bereitet, der hat das Geld doch eigentlich verdient? Natürlich herrscht eine gewisse Ungerechtigkeit in der Verteilung von Vermögen, die Schere zwischen Arm und Reich wird schließlich immer größer. Deshalb liegt es in der Verantwortung von Großverdienern, dafür zu sorgen, dass sie ihr finanzielles Glück an die Gesellschaft und an die Ärmsten der Ärmsten zurückgeben können. Ich hoffe, dass man sich nicht gegenseitig beneidet und anfeindet, sondern einfach darüber nachdenkt, wie man diese Welt gemeinsam verbessern kann. Ein Gronkh tut das, ein LeFloid tut das, auch ein Ninja tut das – mit Spendenevents und privaten Aktionen. Das Kollektiv kann ihren Einfluss dafür nutzen, die Bewunderung und Unterstützung der Zuschauer in einen guten Zweck umzumünzen.

Ob ihr eurem Lieblingsstreamer am Ende des Tages fünf Dollar spenden möchtet oder nicht, bleibt letztendlich also euch überlassen. Es ist euer Geld, ihr könnt damit anfangen, was ihr wollt. Ihr wollt ihn unterstützen und gleichzeitig etwas gutes tun? Dann abonniert ihn oder spendet ihm Geld. Ihr wollt lieber etwas Gutes tun? Dann denkt darüber nach, ob ihr dieselbe Summe an eine Wohltätigkeitsorganisation oder einen Verein übergeben wollt. Das Wichtigste ist aber: Ihr müsst es nicht. Es gibt immer sinnvollere Wege, Geld loszuwerden. Wem willst du dein hartverdientes Geld geben? Das ist ganz allein deine Sache, natürlich solange sie einigermaßen reflektiert bleibt.

Ärgerlich an der ganzen Sache ist jedoch, dass die neuerzeugte Neiddebatte und Pauschalisierung von Streamern und Let's Playern nur zu einer Sache führt: Hass. Anstatt sich damit auseinanderzusetzen, welche positiven Synergieeffekte erzeugt werden könnten, wird lediglich ein negativer Grundtenor verbreitet. Das kann niemandem gefallen, sollte niemandem gefallen. Haben Streamer und Let's Player ihr Geld verdient? Ja, durchaus, genau wie Reporter, Journalisten, Schauspieler, Sänger, Musiker, Künstler, Entwickler und jeder andere, der eine Vision verfolgt, informiert oder unterhält. Wo kein Markt, da kein Geld. Wo kein Bedarf, da kein Umsatz.

Streamer haben das ganze Geld nicht verdient? Wer so pauschalisiert und dabei auch noch Reflektion fordert, sollte es zunächst vielleicht selbst versuchen.

Dieser Artikel ist die Antwort auf eine Kolumne bei GIGA Games. Einige Teile des Artikels sind in direkter Spiegelung deshalb übernommen worden. Keine Sorge, das ist keine Anfeindung – sondern lediglich eine Kolumne zur Kolumne. Wo eine Meinung geäußert wird, kann gerne auch eine weitere, gegensätzliche folgen. Nur so entsteht eine Debatte.

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