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Kingdom Come: Deliverance: Sind moderne Videospiele zu leicht?

Von Patrik Hasberg - Special vom 27.02.2018 09:28 Uhr

Geht der Anspruch bei modernen Videospielen immer weiter zurück? Wir gehen dieser Fragestellung mit Hilfe des Hardcore-Rollenspiels Kingdom Come: Deliverance auf den Grund und sprechen vor allem über das stark kritisierte Speicher- sowie Kampfsystem.

Erfolge wollen erarbeitet werden!

Der Einstieg in Warhorse Studios Mittelalter-Rollenspiel Kingdom Come: Deliverance ist mit Sicherheit nicht ganz einfach. Die ersten Stunden werden wir zwar in einem recht offenen Tutorial noch an die Hand genommen, dann geben die Entwickler die offene Welt zum Erkunden frei und stellen damit zahlreiche Spieler vor ein größeres Problem. Denn Kingdom Come ist kein Videospiel, das zwischendurch für eine halbe Stunde gespielt werden sollte.

Viel eher müsst ihr viel Zeit und noch mehr Geduld mitbringen sowie über eine gewisse Frusttoleranz verfügen. Denn viele Annehmlichkeiten, die wir von anderen Genrekollegen wie The Witcher 3, Skyrim, Fallout 4 und Co. gewohnt sind, gibt es im Böhmen des 15. Jahrhunderts nicht.

Schon im Rahmen der Kickstarter-Kampagne versprachen die Entwickler ein realistisches Rollenspiel zu schaffen, das großen Wert auf Authentizität legt. Auch in den folgenden Jahren der Entwicklung sind die Verantwortlichen nicht müde geworden, das Wort Realismus zu betonen und als großes und wichtigstes Feature anzupreisen.

Kingdom Come: DeliveranceKingdom Come: Deliverance: Realismus um jeden Preis?

Wie sich die selbst auferlegten Ziele und Ambitionen auf die Spielerfahrung auswirken, habe ich in unzähligen Spielstunden am eigenen Leib erfahren. Gerade zu Beginn gestaltete sich das Vorankommen mehr als zäh und auf jeden Schritt nach vorne, folgten in der Regel zwei Schritte zurück. Und trotzdem hat mich Kingdome Come nicht losgelassen, sondern mich bei meinem Ehrgeiz gepackt und zum Weiterspielen verdonnert. Mittlerweile geht es meinem Charakter Heinrich deutlich besser und auch die chronische Leere des virtuellen Geldbeutels gehört der Vergangenheit an.

Trotzdem beschweren sich Spieler und Fachpresse gleichermaßen über ein viel zu schweres Spiel und kritisieren dabei verschiedene Entscheidungen der Entwickler.
Doch vielleicht verlieren moderne Videospiele auch zunehmend an Anspruch, um zugänglicher für eine breitere Zielgruppe zu werden? Und vielleicht sind wir Spieler mittlerweile von Hilfestellungen und Annehmlichkeiten schlichtweg verwöhnt?

Speicherpunkt als purer Luxus

Ein gutes Beispiel ist das Speichersystem in Kingdom Come: Deliverance, das  bereits kurz nach Release durch eine entsprechende Mod ausgehebelt worden ist. Das Problem: Das Rollenspiel verliert dadurch ein wichtiges Feature, das von den Tschechen nicht zufällig in den Titel integriert worden ist.

Doch kurz zur Erklärung für die Spieler, die bislang noch nicht nach Böhmen gereist sind. Es gibt in Kingdom Come kein manuelles Speichersystem. Der aktuelle Spielstand wird ab und an beim Schlafen oder gelegentlich nach dem Erfüllen einer Quest gesichert. Selbst speichern könnt ihr nur durch den sogenannten „Retterschnaps“, der entweder bei Händlern für viel Geld gekauft oder mit den entsprechenden Zutaten selbst zusammengebraut werden kann. Da aber gerade zu Beginn akuter Geldmangel herrscht, überlegt man sich in der Regel lieber zweimal den Spielstand zu speichern. Hinzukommt, dass Heinrich durch den Konsum des alkoholhaltigen Getränks zunehmend betrunkener wird.

Wird Heinrich während einer Mission getötet, geht der gesamte Spielfortschritt seit dem letzten Speicherpunkt verloren. Das kann mitunter sehr frustrierend sein, vor allem wenn uns Bugs zum Laden zwingen oder das Spiel plötzlich abstürzt. Doch abseits der technischen Mängel entfaltet Kingdom Come dadurch auch ein ganz eigenes und intensives Spielgefühl.

In Kombination mit dem nur schwer zugänglichen Kampfsystem überlege ich mir oft mehrfach, wie eine Situation gelöst werden sollte. Kommt es zu einem Kampf, beispielsweise durch einen überraschenden Banditenüberfall im Wald, ist die Anspannung entsprechend hoch. Bereits einige kleine Fehler können hier zum virtuellen Ableben von Heinrich führen. Parieren wir aber konzentriert und schlagen dann im richtigen Moment zu, könnte die Genugtuung bei einem Siege größer nicht sein.

Durch manuelles Speichern würde hier ein Großteil des Anspruchs verloren gehen und man könnte sich im Vorfeld auf jegliche Situation einstellen. Ähnlich verhält es sich bei Quests. Die uns aufgetragenen Aufgaben lassen sich meistens auf unterschiedliche Art und Weise lösen. Möglich ist aber auch, dass wir bei einer Quest scheitern und diese unwiderruflich fehlgeschlagen ist. Dies ist im ersten Moment zwar sehr ärgerlich, steigert aber unweigerlich die eigene Motivation, es beim nächsten Mal besser zu machen. Und an dieser Stelle ist der Realismus tatsächlich höher als in anderen Spielen. Schließlich lässt sich in der Realität vor einem wichtigen Bewerbungsgespräch auch nicht einfach ein Sicherheitsspeicherpunkt erstellen.

Kämpft ihr euch durch die ersten Spielstunden von Kingdom Come, verbessert Protagonist Heinrich nach und nach seine Fähigkeiten, wodurch zuvor noch undenkbare Aufgaben plötzlich machbar erscheinen. Das Erfolgserlebnis nach dem Abschluss einer besonders kniffligen Quest oder dem Kampf gegen einen waschechten bis an die Zähne bewaffneten Ritter ist doch schließlich viel mehr wert, als jeden Schritt vom Spiel vorgekaut zu bekommen.

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Schreiberling, Spieleentdecker, praktizierender Perfektionist und Mann fürs Grobe. Außerdem laufender Freizeit-Hobbit, der Katzen liebt. – Hunde gehen auch. „Auch sonst eigentlich ganz ok“.
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