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Allgemein: Ist das Abo-Modell doch nicht tot?

Von Christian Liebert - Kolumne vom 06.03.2014 13:15 Uhr

Als vor gut sechs Jahren die große Welle der Free-2-Play-MMOs auch in Deutschland endgültig angekommen ist, waren sich viele Experten schnell einig: Die Zukunft ist kostenlos, zumindest in der Spielebranche. Die Zweckmäßigkeit des Abo-Modell wurde bald als nicht mehr zeitgemäß und veraltet abgestempelt. Anstatt gut ausbalancierter Titel erreichten uns aber unzählige Games, die Spielern einfach nur das Geld aus der Tasche ziehen sollten. Im Gegenzug scheint das Modell „kostenpflichtig“ mit seinen Vorteilen derzeit wieder im Kommen zu sein. Dreht sich der Markt nun wieder um 180 Grad oder haben wir es hier nur mit einem Raunen zu tun?

Die „kostenlose“ Alternative

Es war im März 2009, als mit Runes of Magic eines der ersten Free-2-Play-Hoffnungen im MMO-Bereich veröffentlicht wurde. „Das Spiel ist wie World of Warcraft“, haben sie gesagt. „Aber man muss dafür nichts bezahlen“, haben sie gesagt. Und es stimmte. Denn obwohl Runes of Magic – das eigentlich Radian Arcana heißt – nicht das erste kostenlose Online-Rollenspiel war, schaffte es wie kein anderes Spiel auf diesem Markt den Größen der MMO-Welt nahezukommen. Und das auch noch zum „Nulltarif“. Damals waren wir alle noch naiv und glaubten an eine glorreiche Zukunft, in der wir unsere Freunde nicht erst tagelang dazu überreden mussten, monatlich einen Zehner abzudrücken, damit wir gemeinsam Onlinehelden sein durften. Wir glaubten an den Mehrwert der Mikrotransaktionen, daran, dass schon irgendwer dafür bezahlen würde, dass wir zocken durften.

Naja, als ich dann die ersten 150 Euro in meinen Charakter investiert hatte, wusste ich, dass auch Runes of Magic leider so kostenlos nicht war. Wer vorne mit dabei sein wollte, der musste dafür zahlen, und zwar an den Item-Shop. Ohne die unermesslichen Verbesserungen, die diese Käuferfalle bot, waren die hochstufigen Abenteuer oft nur mit sehr viel Zeitaufwand zu schaffen und eine gute Gilde hat hier keine Rücksicht auf Schlechterverdienende genommen. Irgendwann bin ich dann zu World of Warcraft zurückgekehrt, weil ich mir an einer Hand ausgerechnet habe, dass eine Abo-Gebühr nach hinten – zumindest für einen Vielspieler – doch günstiger war, als die regelmäßigen Großeinkäufe bei den „Rabattaktionen“ für Diamanten (die Währung für den Item-Shop).

Das Zeitalter der Gier

Ja, das war sie, meine erste Erfahrung mit Mikrotransaktionen. Bis heute sehr prägend. Über die Zeit habe ich sehr viele dieser Spiele kennengelernt und mich auch ab und an hinreißen lassen, ein paar Euro zu überweisen. Summen, wie damals bei Runes of Magic, habe ich aber nie wieder ausgegeben. Es war wie eine Welle, überall sprossen verstärkt „kostenlose“ Onlinespiele hervor und andere, nicht so gut laufende MMOs, stellten ihr Finanzierungsmodell um. Frei nach dem Motto: „Erst mal ins Spiel locken und dann die Angebote servieren“. Dabei geht es von kleinen Prestiges, wie schöneren Mounts, über mehr Taschenplätze, bis hin zu Kostümen oder Verbesserungen für die Ausrüstung.

Natürlich sind die meisten Entwickler nicht auf den Kopf gefallen. Es gibt selten „Das beste Schwert“ oder „Die dickste Rüstung“ im Shop zu kaufen. Dafür aber Trick-Gegenstände zur „Aufwertung“ der eigenen Ausrüstung. Während die im Spiel verfügbaren Upgrades gerade mal eine geringe Prozentzahl „Erfolgsgarantie“ bieten, winken 100-Prozentige-Chance-Alternativen im Shop. So verdienen viele Hersteller ihr Geld. So haben viele Hersteller dieses Genre über die Jahre zermürbt.

Aber es ist nicht alles schlecht, was kostenlos ist. Gerade im MOBA-Segment oder mit MMOs wie Neverwinter oder RIFT zeigen sich Games, die zumindest im Ansatz ohne Geldeinsatz wirklich umfangreich spielbar sind. Wirklich schlimm ist es dann vor allem bei den Games für Tablets und Smartphones oder den simplen Browserspielen. Dort sind weite Teile eines Spiels definitiv nicht kostenlos. Das Ganze geht sogar so weit, dass eine EU-Kommission dieser Tage über das Thema „Free-2-Play“ debattiert.

Der Trick mit dem Zeitaufwand

Fragt man als Journalist den Anbieter eines kostenlosen Spiels nach dem Gewicht der Mikrotransaktionen, dann bekommt man nahezu immer die Antwort: „Fast alle Gegenstände sind auch im Spiel erhältlich. Es dauert dann eben mehr Zeit, sie zu bekommen“. Man tauscht also Geld gegen Zeitaufwand? Eine interessante Sache, die gut umgesetzt auch funktionieren würde. Allerdings ist Zeitaufwand eine ziemlich flexible Angabe, wenn ich als Gratis-Spieler einen Monat investieren muss oder die Wahl habe, fünf Euro zu lassen. Spätestens nach einem halben Jahr mühseligen Farmen werden die fünf Euro immer verlockender und dann erwischt man sich eben doch sehr oft beim Geldausgeben.

Grundlegend muss man aber natürlich auch den Hintergedanken verstehen, dass diese Titel nicht komplett kostenlos sein sollen. Ein Spiel, in dem man kein Geld ausgeben muss, verdient logischerweise auch keines und scheitert dann in der Refinanzierung. Der Knackpunkt ist das eigene Ermessen und wie viel man für ein Spiel ausgeben möchte. Wenn ich nur ein paar Stunden im Monat online bin, lohnen sich Ausflüge in den Shop einfach nicht, da ich sie gar nicht richtig auskosten kann. Hier sollte ein MMO so fair sein und einen großen Teil seiner Inhalte offen legen, damit ich in den paar Stunden auch meinen Spaß habe.

Wenn ich täglich mehrere Stunden spiele, dann sind ein paar Euronen alle paar Wochen sicherlich ein verträglicher Betrag. Allerdings nur dann, wenn ich nicht dazu genötigt werde, weil ich ansonsten ewig vor einer undurchdringbaren Mauer stehe. Hier braucht es oft einen kühlen Kopf, um die Lage richtig einzuschätzen. Vor allem auch, wann etwas wirklich Pay-2-Win ist. Aber, und hier kommen wir nun zum Kernpunkt des Textes: wenn ich schon monatlich bezahle, warum dann nicht gleich ein MMO mit Abo-Modell spielen? Zumindest für Online-Rollenspieler eine brauchbare Alternative.

Zurück zum Anfang

Wie ich eingangs erwähnte, waren die doch vergleichsweise hohen Kosten für Runes of Magic mein gedanklicher Anstoß, wieder zu einem Abo-MMO zurückzuwechseln. Sicherlich kann man sich über die Notwendigkeit der monatlichen Kosten streiten, aber unterm Strich kam ich so eben besser weg. Zwar muss ich jeden Monat meine 13 Euro löhnen, dafür werde ich aber nicht benachteiligt, erhalte regelmäßig große Inhalts-Erweiterungen und bis auf eventuelle Add-ons ist mein Geldeinsatz immer gleich.

Verfolgt man den aktuellen Trend in der MMO-Welt, sieht man, dass dies auch der Kurs vieler anderer Spieler ist. Obwohl viele Experten dem Relaunch von Final Fantasy XIV ein schlechtes Ergebnis vorhersagten, kann das Onlinespiel selbst nach einem halben Jahr mit 1,8 Millionen zahlenden Spielern auf der Welt protzen – Tendenz steigend. Auch World of Warcraft konnte nach Monaten des Spielerverlustes wieder einen Zuwachs von rund 200.000 Nutzern aufweisen. Die beiden größten Neuerscheinungen dieses Jahr, The Elder Scrolls Online und WildStar, setzen ebenfalls auf monatliche Gebühren. Bei WildStar bietet man außerdem noch ein duales System an, bei dem man monatliche Spielzeit auch für Ingame-Gold kaufen kann.

Die Nachteile des Abo-Modells

Aber natürlich sind auch monatliche Gebühren nicht über alle Zweifel erhaben, denn immerhin liegt der Kern des Pudels schon in der Bezeichnung. Monatliche Gebühren heißt, dass man eben auch jeden Monat abdrücken muss. Egal, ob man nun nur zwei Stunden spielt in der Zeit oder eben drei Wochen am Stück. Ebenso gibt es keine freie Wahl auch mal eine Runde kostenlos unterwegs zu sein. Der Kauf einer Gametime-Card setzt voraus, dass man auch die nötige Zeit mitbringt. Wer dies nicht hat, schießt die Kohle quasi in den Wind.

Das Bezahlmodel „Abonnement“ ist also alles andere als tot. Nach vielen Jahren der Enttäuschung haben viele Spieler wieder den Mehrwert der regelmäßigen Gebühren erkannt. Als Vielspieler, mit dem Willen zum Erfolg und zum Ausbau des virtuellen Alter Ego, bleibt dies auf die Dauer leider nicht aus, denn: „In dieser Welt gibt es nichts umsonst“. Ebenso hat sich das „Einmal kaufen, immer kostenlos spielen“-Konzept, wie es aktuell vor allem bei Guild Wars 2 und The Secret World nur teilweise durchgesetzt. Während beide MMOs wirklich wunderbare Inhalte liefern (bei The Secret World gibt es die Updates allerdings nur gegen Echtgeld), scheint es an der Refinanzierung zu hapern. Beide Onlinegames laufen eher mittelmäßig, NCSOFT musste sogar etliche Mitarbeiter entlassen, um den Verlust in Grenzen zu halten.

Schlussendlich obliegt es natürlich der Wahl des Spielers und vor allem der Größe seines Geldbeutels, für welches Bezahlmodell er sich entscheidet. Wer am Ende aber wirklich tief in ein MMO eintauchen will und die ganz großen Abenteuer erleben will, der kommt um den Einsatz von Geld nur selten herum. Und genau hier sollte man sich eben ausrechnen, was unterm Strich günstiger ist: Item-Shop oder monatliche Gebühren.

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