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Marvel Heroes: Diablo 2 im Superhelden-Look?

Von Christian Liebert - Preview vom 14.03.2013 14:00 Uhr

Derzeit kann man sich wohl nicht über zu wenige Diablo-Klone auf dem Online-Markt beschweren. Marvel Heroes mischt dieses Konzept mit den altbekannten Superhelden von Marvel und hat dabei den Vorteil, dass David Brevik, ein ehemaliger Mitarbeiter von Blizzard North und Mitentwickler von Diablo 2, mit am Steuer sitzt und daher viel vom alten Charme mit in das Game einfließen lässt. Seit über einem halben Jahr befindet sich Marvel Heroes bereits in der Closed Beta und wurde in dieser Zeit schon um einige Inhalts-Updates erweitert. Wir haben uns mit dem Team von Gazillion Entertainment in London getroffen und einen Blick auf den aktuellen Stand der Dinge geworfen. Schafft es Marvel Heroes sich, neben Diablo 3 und Path of Exile, einen Platz auf dem hart umkämpften Onlinemarkt zu sichern?

Die Superhelden sind los

Obwohl wir in unseren virtuellen Abenteuern immer wieder in die Haut von irgendwelchen Superhelden schlüpfen und oft am Ende die Welt vor dem Oberschurken retten, haben es die echten Superhelden in der Welt der Videospiele sehr schwer. Abgesehen vom mehr als gelungenen Duo Batman: Arkham Asylum und Arkham City sind die meisten Games mit Superhelden-Lizenz gescheitert oder laufen mehr schlecht als recht. Es ist also schon ein bisschen gewagt, ausgerechnet die Fraktion der Marvel-Comics in den Kampf gegen allerhand Bösewichte zu schicken. Gut, immerhin konnte die Combo um Iron Man, Nick Fury, Captain America, Hulk und Co. im Kinostreifen Marvel: The Avengers gut punkten, aber ob dies auch auf virtueller Ebene klappt? Immerhin ist die Ausgangssituation die gleiche wie im Hollywoodstreifen. Die Helden aus Marvels, immerhin über 80 Jahre alter, Ideenkiste haben sich in New York zu The Avengers zusammengeschlossen und ihr Superhelden-Büro eingerichtet, von dem aus die Spieler Aufträge (Quests) annehmen können und durch die einzelnen Kapitel der Story geschickt werden. Davon gibt es bisher sieben Stück, wobei es geplant ist, regelmäßig neue Chapter hinzuzufügen. Am Ende jedes Abschnitts erwartet euch ein fordernder Bosskampf gegen einen der Super-Bösewichte aus den verschiedenen Marvel-Comics. Auch während der Handlung bekommt ihr es immer wieder mit diversen bekannten Finsterlingen zu tun, die ihr entweder für das Weiterkommen in einer Quest oder als optionale Herausforderungen besiegen müsst.

Grundlage der Handlung ist der fiese Dr. Doom, der im Besitz des Cosmic Cubes ist und damit natürlich Böses im Schilde führt. Schilde ist hier auch ein gutes Stichwort: Die aus dem Film und den Comics bekannte Organisation S.H.I.E.L.D., welche die Superhelden betreut, ist natürlich auch mit von der Partie. Die Story von Marvel Heroes stammt aus der Feder von Brian Michael Bendis, der unter anderem für die Comicreihen Jinx und Ultimate Spider-Man verantwortlich ist.

Du bist der Held

Anders als zum Beispiel bie DC Universe Online erschaffen wir uns in Marvel Heroes Online keinen eigenen Helden, sondern wählen zwischen bekannten Marvel-Legenden wie Hawkeye, Spider-Man, Iron Man, Black Widdow oder einem anderen der zum Start des Spiels 22 verfügbaren Individuen den passenden für uns aus, um die Handlung zu beginnen. Dabei verfolgen wir das altbekannte Prinzip: Quest annehmen, bösen Jungs einen auf den Deckel geben, Erfahrungspunkte und Belohnungen kassieren und dann los, noch böseren Jungen eins auf den Deckel geben. Dabei können wir unseren aktuellen Helden jederzeit wechseln, wobei wir kein globales Level haben, sondern jeden Avenger schön einzeln hochstufen müssen. Hier helfen uns besonders die zufälligen Events, die überall in der Spielwelt auftauchen können. Bei diesen geht es meist darum, eine bestimmte Anzahl eines einfachen Gegners zu töten, um es danach mit einer extrem verstärkten Version aufzunehmen. So wirklich individuell sind die Missionen allerdings nicht. Es geht fast immer darum, am Ende jemanden zu vermöbeln oder die üblichen Botengänge zu erledigen.

Interessant ist dabei das Kampf- und Fertigkeitensystem. Genau wie im Vorbild Diablo spielt sich Marvel Heroes als ein klassisches Hack'n Slay in der isometrischen Ansicht. Ihr lauft also per Mausbewegung durch die Spielwelt und zündet eure Attacken immer dahin, wo sich der Mauszeiger gerade befindet. Das funktioniert recht gut und sorgt für ein actionreiches und dynamisches Gameplay. Zusätzliche Skills, die ihr euch per Talentbäume aneignet und verbessert, können noch auf den Tasten A bis F verteilt werden. So baut ihr euch auch euer eigenes Skillsetup zusammen. Wirklich genial ist die Interaktion mit der Umwelt. Egal ob Autos, Bänke oder Fässer – leider nicht alle, aber einige, Gegenstände können auf Feinde geworfen werden. Dabei wird die Umgebung auch ganz schön in Mitleidenschaft gezogen. Wenn ihr also keine Lust habt, eure Energie zu verschwenden, werft doch einfach mal ein Auto durch die Gegend!

Nonstop im Getümmel

Marvel Heroes ist Action pur. Es vergeht keine Minute auf der Karte, in der man nicht gegen Horden von Gegnern kämpft. Dabei fragt man sich natürlich immer wieder, wo unser Feind die ganzen Pappnasen hernimmt, die wir in Sekundenschnelle wegmähen? Schade ist dabei auch, dass darunter der Erkundungsfaktor der Spielwelt etwas leidet und das MMO allgemein zu einer Dauer-Maus-Klopperei verkommt. Dabei hat Gazillion die einzelnen Maps und Kapitel sehr unterschiedlich und stimmig gestaltet. Stimmig sind vor allem auch die Bosskämpfe, die schon bei kleinen Zwischenstopps mit unterschiedlichen Taktiken und Besonderheiten aufwarten. So müssen wir zum Beispiel bei Bullseye aus dessen Sichtlinie laufen, damit uns sein mächtiger Pfeil nicht trifft, oder nicht gerade vor Kingpin stehen bleiben, wenn er seine wuchtige Keule schwingt. Dies ist recht abwechslungsreich, vor allem, da die Gegner schwerer werden, wenn wir in einer Gruppe mit anderen Spielern unterwegs sind.

Die Welt von Marvel Heroes teilt sich in offene, sogenannte Public-Areas und instanzierte Bereiche, welche den größeren Anteil haben. Das Setting reicht dabei vom urbanen New York, über das idyllische Anwesen von Charles Xavier (X-Men), bis hin zu unterschiedlichen Außenarealen, zu denen wir leider noch nichts schreiben dürfen. Wenn wir nicht gerade mitten in der Action sind, was für unseren Geschmack ein wenig zu oft der Fall ist, können wir uns auch in den sicheren Save-Zones aufhalten, wo wir uns auch mit allerhand nützlichem Kram, wie zum Beispiel Heiltränken, eindecken oder das Crafting bedienen können. Dieses fällt in Marvel Heroes leider etwas schwach und ideenlos aus: In einem speziellen Menü klicken wir den gewünschten Gegenstand an und ziehen nacheinander die benötigen Materialien herein – das war's. Da fehlt es nicht nur an Spannung, sondern auch an Motivation, produktiv tätig zu werden. Aber gut, da die Entwickler den Fokus eh auf den Kampf gegen die KI legen, fällt das wohl nicht weiter ins Gewicht.

PvP, Gilden – wie sieht es damit aus?

Man mag es kaum glauben, aber damit haben wir schon einen Großteil der bisherigen Möglichkeiten beschrieben, wie man seinen Alltag in Marvel Heroes bestreiten kann. In einem Interview mit David Brevik hakten wir nach, wie es denn zum Beispiel mit Spieler-gegen-Spieler-Inhalten oder Gilden aussieht? Beides sind natürlich Features, welche die Entwickler bereits im Hinterkopf haben, aber wie so oft noch nicht so viel darüber erzählen möchten. Man muss hier allerdings mit dazu sagen, dass sich das MMO derzeit noch in der Closed Beta befindet und regelmäßig mit Patches erweitert wird. Es ist also möglich, dass sich in diesem Sektor bis zum endgültigen Release noch etwas tun wird.

Ein weiteres interessantes Detail verriet uns Brevik, als wir ihn nach den klassischen Channels aus Diablo 2 fragten, die zum Beispiel mit „Diarun“ gekennzeichnet waren und in denen Mitspieler für den Kampf gegen Oberdämon Diablo gesucht wurden. Auch in Marvel Heroes Online soll es eine ähnliche, aber noch viel einfachere Möglichkeit geben, um seine Gruppe mit kampfbereiten Helden aufzufüllen. Mehr will er dazu leider nicht sagen. Es ist aber anzunehmen, dass man sich dem modernen System der automatischen Gruppensuche bedient oder der Spieler seine Party, wie bei Path of Exile, auf einem Schwarzen Brett zur Verfügung stellen kann.

Geschäftsmodell und Technik

Wundert sich noch jemand darüber, dass auch Marvel Heroes mit einem Free-2-Play-Modell erscheinen und daher kostenlos, mit einem optionalen – natürlich völlig fairen, wie sollte es auch anders sein – Itemshop erscheinen wird? Nein, gut, dann hätten wir diese Frage ja geklärt.

Viel interessanter wird es aber bei der Technik, da das Spiel untypischerweise auf die Unreal Engine 3 setzt, welche im MMO-Bereich bisher vor allem bei TERA zum Einsatz kam und für ihre hübsche Optik bekannt ist. Bei einem Diablo-Klon kann diese ihre Potenzial leider nicht ganz ausschöpfen, sorgt aber für eindrucksvolle Effekte, vor allem wenn in der Umgebung so richtig die Fetzen fliegen. Damit dürfte das Game auch auf jedem Rechner laufen, der über durchschnittliche zwei Gigabyte Arbeitsspeicher und eine DirectX-9-Grafikkarte verfügt. Im Englischen wird Marvel Heroes zum Teil von den Originalsprechern der TV-Serien vertont, welche den Helden ihre Stimme leihen. Allerdings fällt die Menge an gesprochenem Text eher mittelmäßig aus. Die meisten Informationen, wie zum Beispiel Einsatzberichte, werden einem in Textform zugeführt. Dies stört aber nicht, da die Individualität der Aufgaben auch nicht unbedingt eine eingängige Unterweisung erfordert. Storywichtige Elemente werden dem Spieler in Comic-Zwischensequenzen mitgeteilt. Diese sind hingegen komplett vertont.

Eine Übersetzung in andere Sprachen wie Deutsch und Französisch steht bereits jetzt auf dem Programm. Ob dies auch für die Vertonung gilt, ist bisher aber noch nicht bekannt. Die Soundkulisse kommt recht ordentlich daher und überzeugt vor allem durch ihre bassige Tiefe. Große Kunststücke waren aber nicht auszumachen.

Könnte was werden – unser Ausblick

So wirklich viel zu meckern gibt es bisher an Marvel Heroes nicht, außer das die Entwickler teilweise die Action einen Gang hätten runterschalten können, damit man auch einen Blick auf die schöne Umgebung werfen kann und nicht im Minutentakt damit beschäftigt ist, die Armeen des Bösen in den Boden zu stampfen. Was auf jeden Fall noch kommen muss, sind mehr soziale Möglichkeiten in Form von Gruppen und Gilden sowie natürlich PvP-Inhalte, die beide bisher im Spiel noch nicht implementiert sind – ansonsten müssten wir bei unserem Test nicht unwenige Punkte abziehen. Was wir aber bisher gespielt haben, hat uns Spaß gemacht. Die Kämpfe sind sehr dynamisch und selbst in der Gruppe noch recht fordernd. Daran dürften vor allem ehrgeizige Spieler ihren Spaß haben. Das Crafting kommt bisher leider etwas trocken daher, sodass es schon fast zur Unnutzbarkeit verkommt, was sehr schade ist. Fraglich ist bisher nur, wie das allgemein eher unbeliebte Superhelden-Setting bei der Spielerschaft ankommen wird. Wir sind auf jeden Fall gespannt.

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