PLAYCENTRAL SPECIALS Guild Wars 2

Guild Wars 2: Von Hype und Enttäuschung

Von Redaktion PlayCentral - Special vom 11.11.2012 10:45 Uhr

Vorweg muss ich in diesem Beitrag gleich anmerken, dass ich dem Hype verfallen bin. Der Manie Guild Wars 2, dem Licht am Ende des MMO-Tunnels, ja dem Hoffnungsschimmer in der Finsternis habe ich getraut, mich an ihn geklammert und es kam, wie es kommen musste: Ich wurde enttäuscht. An dieser Stelle eine kurze Entschuldigung an die Kollegen, die Blizzard oder Trion Worlds bevorzugen, darum soll es hier gar nicht gehen. Vielmehr um das „Gehype“ von neuen Spielen und den Folgen für uns als Spieler. Bei Guild Wars 2 wusste ich vorher eigentlich ziemlich genau, auf was ich mich einlasse. Ich habe Pressebetas gespielt, offene Beta-Wochenenden und eigentlich noch viel mehr, wovon ich an dieser Stelle aufgrund der NDAs leider nichts erzählen darf. Man kann also sagen, ich hatte einen ausreichenden und detaillierten Einblick in das kommende Spiel und hatte damit vielen potentiellen Käufern einiges voraus, was mich jedoch nicht davon abgehalten hat, mal wieder so richtig heiß auf ein MMO zu sein. Und das war absolut der Fall. Sämtliche Artworks und neuen Infos wurden begierig aufgesogen, eine Millionen Anmeldungen in 24 Stunden für die Beta und Verkaufszahlen der Superlative belegen dabei deutlich: Die Marketingabteilung und das Konzept Guild Wars 2 haben ganze Arbeit geleistet. Und die Presse hat erneut ihren Teil dazu beigetragen. Dann war das gute Stück endlich draußen und die Spieler in der wunderhübschen virtuellen Welt unterwegs. Man wollte glauben, Guild Wars 2 biete eine echte Perle auf dem MMO-Markt. Warum dem leider nicht so war und warum auch Guild Wars 2 wie Start Wars: The Old Republic und TERA auf lange Sicht nicht erfolgreich sein kann, wollen wir im Folgenden diskutieren.

Ein bitterer Nachgeschmack setzt ein

Schon nach den ersten Spielstunden macht sich eine merkwürdige Stimmung breit. Nachdem die ersten dynamischen Events doch nicht dynamisch sind, die Aufgaben sich wiederholen und die Monstervielfalt zu wünschen übrig lässt, setzt genau das ein, was der MMO-Spieler von heute absolut nicht gebrauchen kann: der Grind. Level erreichen wird öde und es setzt Routine ein. Und genau da ist der erste Wurm drin. Im Vorfeld wurde immer von der Dynamik berichtet, von Abwechslung und Spannung. Damit wäre mit dem ersten „Hype“ aufgeräumt. Schön und gut, jedes Spiel muss irgendwann Wiederholungen beinhalten, die in Guild Wars 2 teilweise sogar clever verpackt sind. Da kann man nochmal ein Auge zudrücken und das Spiel weiter genießen. Dies kann zum Beispiel in Form der persönlichen Geschichte geschehen. Damit hätten wir praktisch ein Einzelspieler-Spiel in einem MMO, denn die persönliche Geschichte ist in Guild Wars 2 ganz stark inszeniert. Korrektur: Wäre ganz stark inszeniert, wenn da nicht die unzähligen Bugs und Glitches wären, die ein Weiterkommen mitunter für Wochen unmöglich gemacht haben. Voller Frust will man dann in der „offenen Welt“, die eigentlich gar nicht offen ist, denn alle Gebiete sind begrenzt, Erkundungstouren laufen. Doch halt, auch hier gibt es Fähigkeitspunkte, die sich nicht erlangen lassen und das Erreichen der 100% Aufklärung zu einer Farce machen. Schon vor Erscheinen von Guild Wars 2 hatte ich jedoch das ehrgeizige Ziel, schnell Level 80 zu erreichen und 100 % der Karte zu erkunden. Das ging sogar schneller als erwartet und mit knapp 140 Spielstunden hatte ich beides erreicht und dazu noch die persönliche Geschichte abgeschlossen. Doch was nun?

Motivation ist Willensfrage

Eigentlich sollte man erwarten, dass ein Spiel, das viele Jahre entwickelt wurde und die Spieler langfristig binden will, auch allerhand Motivation erzeugt. Leider gibt es dieses utopische Spiel noch nicht und wie zu erwarten haben wir folgende Situation auch bei Guild Wars 2: Max-Level, und dann? Nun ja, wir haben in Guild Wars 2 ja immerhin ein paar nette Optionen. Zum einen können wir PvP spielen – und das gleich in zwei verschiedenen Modi. Zum anderen bleiben ja noch ein paar Instanzen, die besucht werden wollen. Das mag wieder gut klingen, ist aber erneut schlecht umgesetzt. Die Instanzen laufen recht linear ab, die einzelnen Wege unterscheiden sich nicht besonders stark voneinander, bleiben also nur ein paar Besuche, um alle Wege einmal erledigt zu haben. Und das ist bei acht Instanzen auch schnell erledigt. Die Belohnung winkt in Form von Marken, die gegen Ausrüstung getauscht werden können. Wie schon im ersten Teil spielen auch in Guild Wars 2 Skins eine wichtige Rolle. Die Vielfalt lässt aber auch hier zu wünschen übrig und, ganz subjektiv, gefielen mir viele Skins einfach nicht. Also wieso sollte ich die selbe Instanz 30 bis 40 mal machen, nur um genug Marken für ein Set von Items zu erlangen, welche die gleichen Werte wie andere exotische Gegenstände haben und mir somit spielerisch keinerlei Vorteile bringen? Die Antwort auf die Frage würde wohl langfristige Motivation versprechen. Spinnen wir den Faden also weiter: Habe ich die Rüstung und die Waffe, die ich haben möchte, dann sieht das gut aus und ich kann mich damit irgendwo hinstellen und die vorbeilaufenden Spieler können sich meine tolle Rüstung anschauen. Und dann? Achja, PvP. Welt gegen Welt ist der Modus, wo wir unsere normalen Sachen aus der PvE-Welt anhaben und hier tatsächlich mit besserer Ausrüstung punkten können. Das ist auch anfangs noch recht unterhaltsam, gehen Tore doch schnell kaputt und im Zerg sammeln wir fleißig Marken. Das geht sogar so gut, dass ich noch einen Dieb auf Level 80 gezogen habe, denn Diebe sind im WvW unglaublich stark und im eins-gegen-eins kaum zu schlagen.

Toll, jetzt kann ich also andere Spieler im WvW töten und Marken sammeln, die wieder für exotische Gegenstände ausgegeben werden können. Aber meine Ausrüstung ist schon auf dem Maximum! Also warum mache ich weiter? Zum einen gibt es ein gutes Gefühl, andere Spieler virtuell zu bezwingen, deswegen spielt man schließlich PvP, zum anderen gibt es da ja noch die legendären Waffen. Doch dazu später mehr. Sagte ich PvP? Korrektur Nummer zwei: Ich meinte Zerg gegen Zerg, denn genau das ist Welt gegen Welt. Langfristige Spielfreude? Fehlanzeige. Also wofür Burgen einnehmen, die innerhalb von Minuten wieder verloren sind und Belohnungen für PvE freischalten, wenn hier die Inhalte fehlen? Achja, ich kann ja auch das strukturelle PvP spielen. Hier schalte ich separat in einem abgeschotteten Modus neue Skins frei und darf mich mit anderen Spielern messen. Acht gegen acht im freien Spiel oder fünf gegen fünf in Wettkämpfen sind die gängigen Modi. Dabei sind die besten Zusammenstellungen schnell gefunden und so kann man mit fünf Wächtern die eine oder andere Gegnertruppe trollen und Tournaments dominieren. Als Belohnung bekommt ihr dann Kisten, die wieder neue Skins enthalten. Eigene Ligen, eigene Server? Fehlanzeige. Der e-sport steht also absolut im Hintergrund. Hier geloben die Entwickler zwar Besserung, aber fast drei Monate nach Release ist noch immer keine Hoffnung in Sicht.

Legendäre Waffen als Lichtblick

Gut, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt, doch ich gebe nicht auf. Also Infos aufsaugen und nach legendären Waffen suchen. Wenn man dann aber sieht, was für so eine legendäre Waffe alles gebraucht wird, ist man eher sprachlos. Karma und Gold in Massen und Zeit ohne Ende müsst ihr mindestens mitbringen. Und dazu kommt eine gehörige Portion Glück. Spielt man nur zwei bis drei Stunden am Tag, können getrost sechs Monate eingeplant werden. Da stellt sich mir die Frage: Wofür soll ich das denn machen? Natürlich sehen die legendären Waffen wirklich klasse aus und haben sogar ein bisschen bessere Werte als die exotischen. Doch Monate an Lebenszeit dafür ausgeben, nur damit mein Charakter ein bisschen besser aussieht und ich dann immer noch nicht weiß, was ich denn machen soll? Nein danke, ArenaNet.

Bleibende Schäden

Der Hype war viel zu groß, die Erwartungen unerreichbar und somit wurde aus Guild Wars 2 eine bittere Enttäuschung bei vielen Spielern. Dabei ist das Spiel an sich solide und hat noch immer absolutes Potenzial. Aber man kann als Entwickler eben nicht an zahllosen Baustellen gleichzeitig arbeiten. Würde man ein System von freien Servern zulassen, ähnlich wie bei Steam, hätte das MMO vielleicht eine Chance auf dem e-sport-Markt. Zum jetzigen Zeitpunkt sieht die Zukunft für Guild Wars 2 jedoch alles andere als rosig aus. In meiner Gilde sind die meisten Spielernamen grau und offline, die Heimatwelt ist nur noch mittelmäßig ausgelastet und die Städte und Gebiete sind immer leerer. ArenaNet braucht schon fast ein Motivationswunder, damit die Spieler auch langfristig am Ball bleiben. Doch wie heißt es so schön? Noch ist nicht aller Tage Abend….

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